5. Semester,
Stunden gesamt: 12
Fallverstehen und situative Verständigung
Pflegende und Lernende
zu pflegende Person
In dieser Lernsituation setzen sich die Auszubildenden mit den Auswirkungen von Hitzetagen auf den Pflegealltag auseinander. Anhand eines Fallbeispiels reflektieren sie pflegerische Herausforderungen, entwickeln Präventionsmaßnahmen und lernen, sowohl die Gesundheit von zu pflegenden Menschen als auch die eigene zu schützen.
Alia (3. Ausbildungsjahr):
Ich ja habe gerade meinen Einsatz auf einer inneren Station in einem kleineren Haus und da gibt es Klimaanlage primär in den Funktionsbereichen wie auf Intensiv, im OP, der Notaufnahme und so, aber die normalen Stationen haben keine Klimaanlagen. Die letzten Tage war so eine extreme Hitze mit 30 Grad, da ist sogar die Sondenkost geflockt und teilweise sind technische Geräte heiß gelaufen und ausgefallen. Die Sondennahrung mussten wir dann auf Intensiv bringen, weil wir kein Platz im Kühlschrank dafür haben.
Alle und auch die Patienten waren natürlich wenig begeistert von der Situation ohne Klimaanlage. Da war Stoßlüften morgens auf der ganzen Station angesagt und den Rest des Tages hat man versucht irgendwie durchzukommen. Da war dann halt die Privatsphäre nicht ganz so wichtig in dem Moment, sondern eher das ein bisschen Luft kriegt. Einige Patientinnen haben dann versucht, sich von zu Hause von Angehörigen Ventilatoren bringen zu lassen.
Ja, und ansonsten war es im Prinzip noch mehr Arbeit für uns, weil gerade die immobilen Patienten noch mehr, immer wieder waschen mussten und immer wieder frisch machen mussten, einfach auch fürs Körperempfinden. Und gerade für die älteren Leute, die sowieso Probleme haben, viel zu trinken, war das natürlich sehr schwer. Ja, also viele hatten schon einen Blutdruck zu tun oder auch mal Schwindel. Oder wenn die dann normalerweise am Rollator noch gelaufen sind, dass sie dann nicht mehr aufgestanden sind, weil die das von der Kraft her nicht geschafft haben. Für die Patienten war es auch zum Teil sehr unangenehm in so einem Dreibettzimmer. Wenn einer sich dann komplett entblößt hat und dann da lag, weil es anders mit der Hitze gar nicht ging. Ich weiß halt, dass eine da wirklich war, die auch kein Schamgefühl hatte und die auch wirklich die ganze Zeit nackt da lag.
Für uns war es teilweise auch sehr, sehr eklig. Dann musste man sich, wenn möglich, komplett umziehen und frisch machen. Das hätte man nach jedem Patienten, nach jedem Besuch im Zimmer machen können, weil du einfach komplett durch warst. Da haben wir die Waschlappen nass gemacht und im Nacken liegen gehabt, als wir am Tresen saßen. Meistens bringt dann irgendjemand von der Belegschaft Eis mit, dass hilft mittags runterzukommen. Wir dürfen ja erst ab einer gewissen Temperatur das Wasser vom Krankenhaus trinken. Das wäre anders schon schön, dass man nicht von zu Hause drei Liter Wasser mitschleppen muss.
2 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... hören oder lesen kurzen das Fallbeispiel | Fallbeispiel von Alia als Hörtext oder Rollenspiel |
2 | ... versetzen sich in die Situation von Alia, äußern spontan ihre Eindrücke und halten diese schriftlich fest | Moderationskarten, Metaplanwand |
3 | ... reflektieren eigene Erfahrungen mit Hitze im Pflegealltag in Partner*innenarbeit, vergleichen ihre Erfahrungen mit dem Fallbeispiel in Kleingruppen und sammeln Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede | Partner*innenarbeit, Gruppenarbeit, moderiertes Unterrichtsgespräch |
4 | ... formulieren gemeinsam erste Hypothesen, welche Auswirkungen Klimawandel auf Pflege hat und diskutieren Herausforderungen, die sich durch steigende Temperaturen im Pflegekontext ergeben | moderiertes Unterrichtsgespräch, Mindmap auf Flipchart (Optional: Die Lernenden gestalten gemeinsam eine „Hitze-Wandzeitung“, die im Klassenraum bleibt und über die nächsten Lernsequenzen weitergeführt wird. Diese kann durch thematisch passende Zeitungsartikel, Fotos, Moderationskarten ergänzt werden) |
2 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... betrachten eine Bilderserie mit überhitzten Patientenzimmern, Thermometern, tropfenden Stirnen und benennen spontan Gesundheitsrisiken durch Hitze | Moderiertes Unterrichtsgespräch und Blitzlicht, Vorbereitung einer Collage oder Bilderserie |
2 | ... erarbeiten in Kleingruppen hitzebedingte Gesundheitsrisiken und identifizieren besonders gefährdete Gruppen (z. B. geriatrische Patienten, Kleinkinder, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen) | Gruppenarbeit mit Expertenrollen mit Hilfe von Fachartikel, Leitfäden, z. B. RKI-Empfehlungen, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) |
3 | ... entwickeln pflegerische Maßnahmen zur Prävention (z. B. Flüssigkeitsmanagement, Raumgestaltung, Aktivitätsanpassung) | Gruppenarbeit, anschließende Posterpräsentation, Moderationskarten, Moderationswandpapier, |
4 | ... präsentieren ihre Ergebnisse im Plenum und diskutieren die Herausforderungen in der Umsetzung der pflegerischen Maßnahmen und leiten gemeinsam alternativen ab | Präsentation im Plenum sowie gelenktes Unterrichtsgespräch |
4 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lesen die Frage: „Was belastet mich bei Hitzewellen im Dienst?“ und notieren ihre Antworten auf Moderationskarten (digital/analog) | Stimmungsbild mit Kartenabfrage, Pinnwand, Karten oder Flinga |
2 | ... lesen die Antworten der anderen Lernenden und äußern ggf. ihre Sichtweisen und Erfahrungen | gelenktes Unterrichtsgespräch |
3 | ... erinnern ihre persönliche Strategien (z. B. Kleidung, Trinkverhalten, Pausengestaltung) und vergleichen ihre bisherigen Maßnahmen mit Empfehlungen aus Fachliteratur | Stationenarbeit mit Themen wie: Kleidung, Ernährung, Umgang mit Stress, Infoposter, Fachartikel, Erfahrungsberichte |
4 | ... diskutieren strukturelle Herausforderungen auf Grundlage des Fallbeispiels (z. B. fehlende Kühlmöglichkeiten, Personalbelastung) und entwickeln Vorschläge für eine gesundheitsförderliche Arbeitsplatzgestaltung (z. B. Ruheräume, flexible Pausenzeiten) | Planungsspiel („Pflegestation plant Hitzeschutz“), Rollenkarten, Planungsraster |
5 | ... gestalten davon ausgehend eine Checkliste für den Hitzeschutz im Dienst in Kleingruppen und präsentieren anschließend ihre Ergebnisse | Gruppenarbeit, Gruppenergebnis mit Präsentation und Peer-Feedback |
3 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lesen ein kurzes Fallbeispiel: Ein Patient mit Symptomen eines Hitzeschlags und formulieren erste Gedanken und Ideen | |
2 | ... analysieren das Fallbeispiel und formulieren pflegerische Diagnosen, Ziele und Maßnahmen | Gruppenarbeit mit Pflegeplanung |
3 | ... recherchieren und validieren ihre Maßnahmen durch fachlichen Empfehlungen | Recherche in Kleingruppen |
4 | ... erstellen eine Pflegeplanung zum Fallbeispiel, präsentieren ihr Vorgehen und diskutieren diese im Plenum | Präsentation, schriftlicher Pflegeplan auf Flipchartpapier |
5 | ... geben in einer Abschlussrunde eine kruze Rückmeldung auf die Frage: „Was nehme ich konkret für meinen nächsten Dienst bei 30 Grad mit?“ | Blitzlicht |
Didaktischer Kommentar
Steigende Temperaturen und häufigere Hitzewellen stellen Pflegeeinrichtungen vor zunehmende Herausforderungen. In dieser Lernsituation setzen sich die Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr mit den Auswirkungen von Hitze auf den Pflegealltag auseinander. Ausgangspunkt bildet ein Fallbeispiel von einer Auszubildenden, die einen besonders heißen Arbeitstag auf einer nicht klimatisierten Station beschreibt.
Die Lernenden reflektieren ihre eigenen Erfahrungen, analysieren gesundheitliche Risiken für vulnerable Patientengruppen und entwickeln praxisorientierte Maßnahmen zur Prävention und Versorgung bei Hitze. Dabei wird nicht nur die Patientensicherheit, sondern auch der Schutz der eigenen Gesundheit in den Blick genommen. Durch handlungsorientierte Methoden wie Gruppenarbeiten, Diskussionen und Pflegeplanung wird ein tieferes Verständnis für klimabedingte Belastungen im Pflegealltag gefördert. Die Lernsituation stärkt sowohl fachliche als auch personale Kompetenzen im Umgang mit den Folgen des Klimawandels im Gesundheitswesen.
Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit. (o. J.). Warum fällt es mit zunehmenden Alter schwer bei Hitze „cool“ zu bleiben? [Video]. YouTube. https://www.youtube.com/watch?v=aIgh8xTCAK0
Gauer, R., & Meyers, B. K. (2019). Heat-related illnesses. American Family Physician, 99(8), 482–489. https://www.aafp.org/afp/2019/0415/p482.html
Klinikum der LMU München. (2021). Hitzemaßnahmenplan für stationäre Einrichtungen der Altenpflege – Empfehlungen aus der Praxis für die Praxis. https://www.klinikum.uni-muenchen.de/Bildungsmodule-Aerzte/download/de/Klima3/Massnahmenplan/neu/LMU_Klinikum-Hitzemassnahmenplan_ONLINE.pdf
Robert Koch-Institut. (o. J.). Gesundheitliche Auswirkungen von Hitze. https://www.rki.de/DE/Themen/Gesundheit-und-Gesellschaft/Gesundheitliche-Einflussfaktoren-A-Z/H/Hitze/gesundheitliche-auswirkungen-hitze-node.html
Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaf tBremen. (2024). Hitzeaktionsplan Bremen/Bremerhaven. https://www.klimaanpassung.bremen.de/sixcms/media.php/13/Hitzeaktionsplan.pdf
Universitätsklinikum München. (o. J.). Alter + Hitze – Tipps für ältere Menschen. https://www.klinikum.uni-muenchen.de/Bildungsmodule-Aerzte/download/de/Klima3/Alter-und-Hitze_RBK_BMG.pdf
WHO Regionalbüro für Europa. (2019). Gesundheitshinweise zur Prävention hitzebedingter Gesundheitsschäden – Neue und aktualisierte Hinweise für unterschiedliche Zielgruppen. https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/341625/WHO-EURO-2021-2510-42266-58732-ger.pdf
Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). (o. J.). Vor Hitze schützen – Tipps gegen Hitzeprobleme. https://www.pflege-praevention.de/tipps/sommerhitze-pflegebeduerftige/
Bundesministerium für Gesundheit (BMG). (2025). Roadmap zur Weiterentwicklung des „Hitzeschutzplans für Gesundheit“ des BMG. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/H/Hitzeschutzplan/BMG_Roadmap_Hitzeschutzplanung_Sommer_2025.pdf