6. Semester,
Stunden gesamt: 22
Reflexion
zu pflegende Person
Kommunikatives Handeln
Begegnung mit verbalaggressiver und körperlicher Gewalt einer pflegenden Tochter gegenüber ihrer von Demenz betroffenen Mutter in der häuslichen Pflege
Ich halte das nicht mehr aus
„Seit zwei Wochen arbeite ich im ambulanten Pflegedienst. Mit meiner Anleiterin war ich auf dem Weg zu einer älteren Dame, 87 Jahre alt, die seit ungefähr 8 Jahren an einer Demenz vom Typ Alzheimer leidet. Die ältere Dame wird 2-mal am Tag vom ambulanten Pflegedienst betreut, morgens zum Duschen oder Morgenpflege am Waschbecken und am Abend, um sie bettfertig zu machen.
Auf dem Weg berichtete meine Anleiterin von der häuslichen Situation. Die ältere Dame wird von ihrer Tochter (65 Jahre alt) betreut, die mit ihr in einem Zweifamilienhaus lebt. Die Tochter oben, die Mutter unten. Vor 5 Jahren hat die Tochter ihren Beruf aufgegeben, um ganz für ihre Mutter da zu sein, auch weil die Demenz immer weiter fortgeschritten ist. Tagsüber kann man die Frau jetzt nicht mehr alleine lassen, nachts geht es noch, die Patientin erhält ein Schlafmittel und so bekommt sie Ruhe und Schlaf.
Als wir ankamen klingelten wir und schlossen dann die Haustüre auf. Uns kam ein lautes Geschrei aus der Küche entgegen. Die Tochter schrie auf ihre Mutter ein und schüttelte sie kräftig an beiden Armen hin und her. „Was hast du schon wieder gemacht, du bist ja komplett verrückt geworden, wie eklig bist du, ich halte das nicht mehr aus, was tust du mir an?“ Die Tochter schrie und weinte und nahm uns nicht wahr. Die Mutter stand da und wackelte gefährlich hin und her. Neben ihr auf dem Fußboden stand ein Kochtopf, in den sie wohl ihren Stuhlgang abgesetzt hatte.
Meine Anleiterin ging seitlich ruhig auf die Tochter zu und zog sie behutsam von der Mutter weg und ging mit ihr auf den Flur. Mir deutete sie an, dass ich mich um die Mutter kümmern soll. Ich bin auf die Mutter zugegangen, habe ihr meinen Arm angeboten und sie aufgefordert mit mir ins Badezimmer zu gehen, damit sie sich frisch machen konnte, was sie, ohne zu zögern, tat.“
2 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lesen sich in Einzelarbeit den Fall durch und klären Verständnisfragen im Plenum | Fallarbeit |
2 | ... formulieren ihre Gefühle, Emotionen und Reaktionen auf Moderationskarten und besprechen diese im Anschluss im Plenum | Moderationskarten, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
3 | ... überlegen sich eigene herausfordernde Situationen in der Versorgung von Menschen mit Demenz aus ihrer Praxis | Moderationskarten, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
4 | ... verschriftlichen ihre Situationen in Stichpunkten, kurze Vorstellung (ggf. Wandzeitung) | Einzelarbeit, Wandzeitung |
5 | ... diskutieren im Plenum die gemeinsamen Erfahrungen und diskutieren im Anschluss mögliche Handlungsalternativen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, gelenkte Diskussion |
4 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... teilen sich in Gruppen mit drei bis vier Personen auf und gestalten in Kleingruppen ein Mind map auf Flipchartpapier zum Thema Demenz in dem die ersten Äste vorgegeben sind (Vorschlag: Entstehung, Ursachen, Symptomatik, Pflege, Kommunikation) | Gruppenarbeit |
2 | ... präsentieren ihr Mind map im Plenum, nehmen ggf. Korrekturen vor | Gruppenarbeit, Präsentation |
3 | ... diskutieren die Pflegemaßnahmen im Hinblick auf ihre praktischen Erfahrungen | Lehrer*in-Schüler*innengespräch |
4 | ... erzählen ihre schönsten Erlebnisse aus dem Praxiseinsatz in der ambulanten Versorgung und diskutieren im Hinblick auf die erlebten Erfahrungen, warum die Rolle der Pflegekraft in der ambulanten Versorgung eine andere ist und wie man mit dieser umgeht | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... nennen unterschiedliche Möglichkeiten der Unterbringung von Menschen mit Demenz, halten die Ideen an der Tafel fest | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
6 | ... formulieren Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Versorgungsformen in Kleingruppen aus Sicht von Betroffenen, Pflegekraft, ambulantem Pflegedienst, Krankenkasse, Pflegeversicherung, Angehörigen; recherchieren/ sammeln Argumente für die Podiumsdiskussion | Kleingruppenarbeit, Podiumsdiskussion |
7 | ... führen eine abschließende Diskussion, ziehen ein gemeinsames Resümee | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
4 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lernen Statistiken und Trends im Hinblick auf zu pflegende Angehörigen in Deutschland kennen | Lehrer*invortrag |
2 | ... diskutieren im Plenum, inwiefern diese Tendenz Auswirkungen auf die professionelle Pflege hat | Lehrer*in-Schüler*innengespräch |
3 | ... diskutieren die besondere Beziehung zwischen Mutter und Tochter und halten die wichtigsten Punkte fest | Lehrer*in-Schüler*innengespräch |
4 | ... bringen eigene Vorstellungen für die Begriffe Verpflichtung, Hilflosigkeit, Überforderung und Schuld mit Hilfe von Moderationskarten ein, beziehen diese Begriffe auf den konkreten Fall | Partner*innenarbeit |
5 | ... lernen Definitionen der Begriffe kennen, nennen Beispiele aus ihrer eigenen praktischen Erfahrung aus verschiedenen Perspektiven | Lehrer*invortrag, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
6 | ... erklären und diskutieren in Kleingruppen (4 Schüler*innen), warum es sich für die Tochter um ein Dilemma handeln könnte und was es schwierig macht, eine Entscheidung herbeizuführen | Gruppenarbeit |
7 | ... halten Fakten/ Erkenntnisse der Diskussion auf einem Plakat fest und präsentieren diese kurz | Gruppenarbeit, Präsentation |
4 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... wiederholen die Bedeutung des Themas Gewalt in der Pflege | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 | ... formulieren eine gemeinsame Definition an der Tafel und halten zusätzlich grafisch (Zweige/ Mind map) die verschiedenen Formen von Gewalt in der Pflege fest | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
3 | ... sammeln mögliche Ursachen für Gewalt von pflegenden Angehörigen speziell im Hinblick auf das Thema Demenz (s. Broschüre ZQP 2015) | Partner*innenarbeit |
4 | ... formulieren Warnsignale für eine mögliche Eskalation/ Entstehung von Gewalt (S. 43) | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
6 Std. (davon Kommunikation: 4 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... wiederholen den Begriff Eskalation und Deeskalation und stellen ggf. Verständnisfragen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 | ... klären für sich, was es in diesem Fall bedeutet, die Situation zu deeskalieren und besprechen dies im Plenum | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
3 | ... bewerten die Handlung der Praxisanleiterin und begründen ihre Bewertung | Einzelarbeit mit Moderationskarten |
4 | ... leiten mögliche Handlungsalternativen ab ohne diese zu bewerten und halten diese fest (Wie hätte die Praxisanleiterin noch handeln können? Wie hätte ich gehandelt? Hätte ich gehandelt? Schreien, wegschauen, Polizei rufen, ...) | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... lernen kommunikative Verhaltensweisen zur Deeskalation im Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch kennen (S. 71 – 73) | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
6 | ... sammeln unterschiedliche Handlungsalternativen und diskutieren diese | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
7 | ... erproben die Alternativen in einem kurzen Rollenspiel in 4-er Gruppen (Praxisanleiterin-Mutter-Tochter-Beobachter*in), das Verhalten der Tochter sollte variieren (z.B. einsichtig/ uneinsichtig). Jede Person soll jede Rolle einnehmen. Wichtig ist hier das Erproben bzw. das Ausprobieren. | Rollenspiel |
8 | ... werten das Rollenspiel gemeinsam aus (Welche Rolle war angenehm/ unangenehm?), ggf. Präsentation einzelner Szenen | Rollenspiel, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
9 | ... ...erarbeiten Vorgehensweisen bei Beobachtung von Gewalt oder beim Verdacht auf Gewaltausübung | Lehrervortrag, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
10 | ... diskutieren die möglichen Grenzen ihrer Handlungsspielräume bzw. erkennen, wo die Grenzen liegen könnten (Ist es immer offensichtlich? Ist man immer anwesend?) | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
11 | ... sammeln Ideen, wie es der Mutter nach der Situation gehen könnte (wiederholen kommunikative Interventionen zur Angstreduktion; leiten Möglichkeiten für den Umgang mit der Mutter ab) | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
8 Std. (davon Kommunikation: 8 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... aktivieren ihr Wissen zum Thema Informieren, Anleiten und Beraten in der Pflege | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 | ... definieren die einzelnen Begriffe und sammeln ihre Ergebnisse im Plenum | Partner*innenarbeit, Präsentation |
3 | ... aktivieren ihre Erfahrungen/ Erlebnisse zur vorangegangenen Lernsituationen zum Thema Information | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
4 | ... erinnern sich an die praktischen Übungen der Beratung (Was ist damals gut gelaufen? Was ist noch nicht gut gelaufen?) | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... üben in Partner*innenarbeit ein einfaches Gespräch mit Angehörigen zu initiieren/beginnen (Begrüßung, Anreden, Gesprächseröffnung) | Rollenspiel in Partner*innenarbeit |
6 | ... besprechen und sammeln Kriterien, die wichtig im Gespräch mit der Tochter wären, z.B. unterstützen, nicht belehren, nicht verurteilen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
7 | ... planen ein Informationsgespräch mit der Tochter und recherchieren dazu relevante Informationen im Hinblick auf deren Unterstützung | Gruppenarbeit |
8 | ... führen in Kleingruppen ein Informationsgespräch mit der Tochter durch, rotieren und zeichnen dieses auf Video auf | Rollenspiel, Videoaufnahme |
9 | ... sichten und diskutieren im Anschluss ihre Videoaufzeichnungen | Gruppenarbeit |
10 | ... präsentieren im Plenum die für sie gelungenen Videoaufzeichnungen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
11 | ... reflektieren die Gruppenarbeit und das Rollenspiel | Blitzlicht |
2 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... erarbeiten sich Möglichkeiten der Prävention von Gewalt von Angehörigen in der Pflege und diskutieren diese im Hinblick auf ihre Umsetzbarkeit aus unterschiedlichen Perspektiven | Partner*innenarbeit, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 | ... entwickeln in Kleingruppen (ca. 4-5 Pers.) einen Flyer für pflegende Angehörige zur Prävention von Gewalt (unter dem Slogan „Was kann ich für mich tun – Entlastung von pflegenden Angehörigen“) | Gruppenarbeit |
Entwicklung