Fallverstehen und situative Verständigung
Pflegende und Lernende
zu pflegende Person
Die einzelnen Fallsituationen sind als Dokumente im Anhang hinterlegt.
2 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | … sehen einen audiovisuellen Beitrag zum Unterrichtseinstieg | Es können Ausschnitte aus Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender gewählt werden, wie z.B.: https://www.ardmediathek.de/video/die-da-oben/schluss-mit-gewalt-gegen-frauen/funk/Y3JpZDovL2Z1bmsubmV0LzEyMDMwL3ZpZGVvLzE2NDQ5Mzc oder https://www1.wdr.de/mediathek/video-hass-gegen-frauen-100.html |
2 | ... sammeln Eindrücke, die sie aus dem Beitrag gewonnen haben und ergänzen diese um weitere Assoziationen zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt | Freie Assoziationen, die zunächst nicht hinterfragt und kommentiert werden; stichwortartige Notizen im Tafelanschrieb, auf einem Flipchart oder einem digitalen Tool, wie z.B. FLINGA |
3 | ... reflektieren ihre Ansichten und Einstellungen zu Gewalt und Gewaltbetroffenen | Reflexionsbogen mit Fragen zur Auseinandersetzung (Arbeitsblatt 01) |
4 | ... wiederholen die Formen und Ausprägungen von Gewalt | Partner*inarbeit mit Arbeitsblatt (Arbeitsblatt 02), kurzer Austausch im Plenum |
5 | ... lernen die Intention für und wesentliche Aspekte aus der Istanbul-Konvention und der Gesamtstrategie des Landes Bremen kennen | Lehrer*invortrag mit Details zur Istanbul-Konvention und (straf-)rechtlichen Aspekten (Lehrer*inskript und PowerPoint Präsentation) |
6 | …lesen die Fallsituationen und notieren auf den Plakaten ihre Gefühle und Gedanken dazu. | Fallsituationen sind auf Wandzeitungen im Raum verteilt (Fallsituationen 01-07 |
7 | …notieren auf den Plakaten, um welche Form(en) der Gewalt es sich handelt |
1 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | … stellen Hypothesen auf, welche Auswirkungen (psychisch, physisch und sozial) die Gewalt auf die betroffenen Personen hat | Partner*inarbeit mit Arbeitsblatt (Arbeitsblatt 0) |
2 | ... recherchieren anschließend Folgen von Gewalterfahrungen für betroffene, auch unmittelbar betroffene Personen | Partner*inarbeit, kurzer Austausch über die Ergebnisse im Plenum (LSG) |
3 | … leiten in Kleingruppen aus der Analyse der Fallbeispiele mögliche Unterstützungsbedarfe der betroffenen Frauen/Mädchen/Familien ab | Erarbeitung der Fallbeispiele in Gruppen (Fallbeispiele 01-07, Arbeitsblatt 03) |
3 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... leiten aus den ermittelten Unterstützungsbedarfen Rechercheaufträge ab | Kleingruppenarbeit, Erarbeitung der Fallsituationen |
2 | … recherchieren bezogen auf die jeweilige Fallsituation in Kleingruppen gezielt Unterstützungs- und Hilfesysteme in Bremen und im nahen Umland | Kleingruppenarbeit, kurzer Austausch über die Ergebnisse im Plenum (LSG) |
3 | … präsentieren und vergleichen die Ergebnisse | Galerierundgang, Wandzeitungen, Erarbeitung der Fallbeispiele in Gruppen: Alternativ: Präsentation im Plenum Handout mit wichtigen Adressen… (Fallbeispiele 01-07) |
2-3 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | … simulieren eine Gesprächssituation und berücksichtigen dabei die Techniken des aktiven Zuhörens und des empathischen Verstehens | Kleingruppenarbeit, Rollenspiel mit Rollenkarten, Beschreibung der Situation |
2 | ... werten das Rollenspiel hinsichtlich | |
3 | … formulieren notwendige Kriterien für ein gelingendes, vertrauliches Gespräch unter Berücksichtigung der besonders sensiblen Situation | Kleingruppenarbeit, Entwicklung eines Leitfadens |
4 | ... tauschen sich über mögliche Barrieren über das Erlebte zu sprechen aus | Kleingruppenarbeit, Plenum, Sicherung des Ergebnisses (Leitfaden) |
5 | … tragen ihre Erkenntnisse im Plenum zusammen und überarbeiten diese zu einem gemeinsamen Leitfaden | Kleingruppenarbeit, Plenum, Sicherung des Ergebnisses (Leitfaden) |
1-2 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... reflektieren die institutionelle und gesellschaftliche Verantwortung, insbesondere von Einrichtungen des Gesundheitswesens, gegenüber von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffene Frauen | Kurze Plenumsdiskussion unter Einbezug der Fallbeispiele bspw. unter den folgenden Aspekten: notwendige Konzepte, Anlaufstellen, Fort- Und Weiterbildungsbedarf |
2 | ... und entwickeln und/oder recherchieren Konzepte zur Prävention, Schutz und Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen, wie z.B. die Einrichtung einer Landeskoordinierungsstelle und einer Gewaltschutzambulanz | Gruppenarbeit zur Vorbereitung einer kurzen Präsentation von Konzepten im Plenum, weitere Konzepte/Ideen, die ggf. aus der vorherigen Diskussion entstanden sind, können stichpunktartig erarbeitet werden Ergebnisvorstellung im Plenum |
3 | diskutieren die folgende These „Als Pflegefachperson gehört es zu meinen Aufgaben, mich an der Prävention und Unterstützung/Beratung von Frauen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, zu beteiligen“ | Kurze Plenumsdiskussion zu dem Statement Freie Sammlung von Meinungen/Ansichten im Plenum |
4 | … formulieren, was sie aus der Erarbeitung dieser Unterrichtseinheit für sich persönlich und für die Praxis mitnehmen | Einzelarbeit (AB 05) zur Vorbereitung des Blitzlichts; Blitzlicht im Plenum |
Voraussetzungen
Anknüpfend an die Lernfelder 10, 15 und 22 setzen sich die Auszubildenden mit ihrer persönlichen Einstellung gegenüber Gewalt und von Gewalt betroffenen Personen auseinander. Sie bearbeiten die gesetzlichen Bestimmungen und den völkerrechtlichen Vertrag „Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“, umgangssprachlich „Istanbul Konvention“. Sie festigen und reflektieren anhand der vorliegenden Fallsituationen ihre Fähigkeiten im Umgang mit solchen herausfordernden Situationen. Sie machen sich ihrer Verantwortung und ihrer Rolle in der Versorgung, bzw. Unterstützung von Personen mit Gewalterfahrungen bewusst. Sie analysieren die Situationen aus den unterschiedlichen Perspektiven der beteiligten Akteure und ihrer sozialen Rollen, sie ermitteln Beratungs- und Unterstützungsbedarfe und recherchieren geeignete Hilfe- und Unterstützungssysteme für die betroffenen Personen unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen.
Sie vergleichen die erarbeiteten Fallsituationen und gefundenen Lösungen und leiten daraus Erkenntnisse ab, die sie als künftige Handlungs- und orientierungsmuster nutzen können.
Sie üben und simulieren, unter Einbezug von Techniken der Gesprächsführung, Gespräche mit betroffenen Personen.
Die Auszubildenden diskutieren die multiprofessionelle Zusammenarbeit in Einrichtungen des Gesundheitswesens, Anforderungen an die beteiligten Personen und mögliche Konzepte, um Frauen und Mädchen vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen.
Entwicklung
Dokumente
Didaktischer Kommentar
Jede dritte Frau wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Jede vierte Frau erfährt Gewalt im Zusammenhang mit ihrer Partnerschaft. Das Erleiden von Gewalt, insbesondere von häuslicher Gewalt, stellt weltweit eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen und Mädchen dar (Handbuch Qualitätszirkel 2013).
Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist international als Menschenrechtsverletzung anerkannt. 2011 hat der Europarat einen völkerrechtlichen Vertrag, dass „Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, beschlossen. Der Vertrag wurde in Istanbul von 45 Mitgliedsstaaten unterzeichnet. Umgangssprachlich wird dieser Vertrag daher auch als Istanbul-Konvention bezeichnet. 35 Länder haben diesen Vertrag inzwischen in Kraft gesetzt und sich zur Umsetzung verpflichtet. (Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz 2022). Im Rahmen der in Deutschland 2018 ratifizierten Istanbul-Konvention, wird die Anforderung einer adäquaten gesundheitlichen Versorgung für Frauen formuliert. Beschäftigte des Gesundheitswesens sind oftmals die ersten, die mit weiblichen Gewaltopfern in Kontakt kommen. Daher ist es wichtig, dass sie von Gewalt betroffene Personen erkennen und sensibel auf deren Bedürfnisse reagieren. Bereits in der Pflegeausbildung sollte daher eine erste Auseinandersetzung mit dieser Thematik erfolgen. Eine weitere Bedeutung ergibt sich aus der Tatsache, dass die meisten Pflegeauszubildenden weiblich sind und daher ebenfalls von geschlechtsbezogener Gewalt betroffen sein können. Im Rahmen des Bremer Curriculums kann die vorliegende Unterrichtseinheit mit einem Stundenumfang von mindestens 10 Unterrichtsstunden im Lernfeld 23 „Macht und Ohnmacht erkennen, Gewalt vermeiden – Menschen in der Pflege vor Gefahren schützen“ verortet werden. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung erfolgt anhand von exemplarischen Fallsituationen, die Formen der Gewalt wie Häusliche Gewalt oder auch sexualisierte Gewalt thematisieren. Nicht berücksichtigt werden konnten in diesem Rahmen die Themen Zwangsprostitution, Zwangsverheiratung und Female Genital Mutilation. Sie werden jedoch in der Vorstellung einzelner Kapitel und Artikel Istanbul-Konvention aufgegriffen. Zu dieser Unterrichtseinheit gehören eine PowerPoint Präsentation mit relevanten Informationen über die Istanbul Konvention, ein Lehrer*innenskript mit Hintergrundinformationen sowie Vorschläge für Unterrichtsmaterialien, die entsprechend angepasst werden können.
Allen, Mary et al. (2010): Lehrende im Gesundheitswesen gegen Gewalt – Curriculum. University of Helsinki, Palmenia Centre of Continuing Education
Brüning, Ludger/Saum, Tobias (2015): Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen 1 – Strategien zur Schüleraktivierung. Essen: Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft.
Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (2022): Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt – Erster Bericht des Expertenausschusses (GREVIO) zur Umsetzung des Übereinkommens des Europarats vom 11. Mai 2011 (Istanbul-Konvention) in Deutschland. Straßburg
Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Zentralstelle Landesfrauenbeauftragte (Hrsg.*in) (2022): Istanbul-Konvention umsetzen – Bremer Landesaktionsplan – Frauen und Kinder vor Gewalt schützen. Bremen
Filmquellen:
https://www.ardmediathek.de/video/die-da-oben/schluss-mit-gewalt-gegen-frauen/funk/Y3JpZDovL2Z1bmsubmV0LzEyMDMwL3ZpZGVvLzE2NDQ5Mzc (Zugriff: 23.04.2025)
https://www1.wdr.de/mediathek/video-hass-gegen-frauen-100.html (Zugriff: 23.04.2025)