1. Semester,
Stunden gesamt: 8
Fallverstehen und situative Verständigung
Kommunikatives Handeln
2 Std. (davon Kommunikation: 1 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lesen das folgende Zitat: "Anfassen ist simpel, berühren ist Kunst" und versuchen, die beiden Aussagen voneinander zu trennen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - gelenkte Diskussion |
2 | ... verständigen sich über die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse anderer Menschen, berührt zu werden bzw. andere zu berühren | Murmelgespräch |
3 | ... äußern Eindrücke durch ihre praktischen Erfahrungen zum Thema Berühren, Umarmen, Nähe, Distanz und diskutieren diese im Plenum | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - Einzelarbeit (das Thema sollte zu Beginn auf einer professionellen Ebene und nicht stark auf einer persönlichen aufgegriffen werden) |
4 | ... leiten aus dieser Differenzierung eine gemeinsame Definition von "Berühren" ab und notieren sie | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... sammeln Situationen / Anlässe in Pflegesituationen, in denen sie Menschen berühren bzw. berührt haben bzw. von denen sie vermuten, dass sie andere beruflich berühren werden und halten diese fest | Partner*innenarbeit - Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - Moderationskartenabfrage |
2 | ... differenzieren die gesammelten Situationen nach funktionsorientierten Maßnahmen und Ausdruck von emotionalen Verhaltensweisen, ggf. Reaktionen der zu pflegenden Menschen mit aufnehmen | Clustern der Moderationskarten |
3 | ... diskutieren die besondere Herausforderung von Berührung als Ausdruck von emotionalen Verhaltensweisen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch; gelenkte Diskussion |
4 | ... wiederholen die Wahrnehmungsmöglichkeiten der Haut (Trias des Hautsinns) sowie des Tastsinns bzw. recherchieren gegebenenfalls ergänzend | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... führen gegenseitig eine Berührungsübung durch (s. Übung 3 im Anhang), halten unterschiedliche Berührungsqualitäten und mögliche Auswirkungen der Reaktionen auf die Berührung fest | Partner*innenübung |
6 | ... vermuten, sammeln und dokumentieren, welche Gruppen zu pflegender Menschen im besonderen Maße auf eine taktile Kommunikation angewiesen sind / sein könnten | Partner*innenarbeit |
7 | ... führen vor, wie sie eine fremde Person durch eine initiale Berührung ansprechen könnten (Bezug zur Pflege) und nennen / zeigen zugleich Negativbeispiele | Rollenspiel als Kurzdokumentation im Plenum - Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... erhalten einen "Kulturbeutel", diskutieren und halten auf Kartei- oder Moderationskarten fest, worüber sie denken, dass es zu Kultur gehört und einigen sich, was in den Kulturbeutel aufgenommen werden soll; sie stellen ihre Kulturbeutel im Plenum vor und reflektieren die unterschiedlichen Kulturverständnisse | Kleingruppen, "Kulturbeutelübung": Was gehört zu Kultur? |
2 | ... erarbeiten sich in der Kleingruppe eine gemeinsame Beschreibung von "Kultur" und diskutieren die unterschiedlichen Ergebnisse im Plenum | Kleingruppenarbeit, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
3 | ... lesen ausgehend von ihren Beschreibungen eine Definition "Kultur" (wesentliche Kriterien: dynamischer Kulturbegriff, auf eine Gruppe bezogen, aber nicht homogen) und hören dazu in Bezug zu ihren Umschreibungen die Erklärungen der Lehrperson | Lehrer*invortrag |
4 | ... betrachten die Kulturpyramide und ihre Dimensionen und versuchen, sich ihren Inhalt und Bedeutung gemeinsam mit ihrer/ ihrem Partner*in zu erschließen bzw. sich es gegenseitig zu erklären, stellen ggf. Rückfragen | Partner*innenarbeit |
5 | ... erklären sich gegenseitig an einer Präsentationsfolie im Plenum die Kulturpyramide und stellen ggf. Rückfragen an ihre Mitschüler*innen, schaffen dabei, wenn möglich, Bezüge zu ihren "Kulturbeuteln" | Schüler*innen-Schüler*innen-Gespräch |
6 | ... leiten Handlungsempfehlungen für das Berühren vor dem Hintergrund kultur- und differenzsensibler Pflege ab | Kleingruppenarbeit |
7 | ... tragen ihre Aspekte einer kultur- und differenzsensiblen Pflege zusammen und formulieren ausgehend davon ein Bulletin "kultur- und differenzsensible Pflege" für ihren Kurs | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, Plakatgestaltung |
8 | ... betrachten bzw. lesen einen Ausblick zu weiteren Lernsituationen im Ausbildungsverlauf zum Thema "kultur- und differenzsensible Pflege" | Plenum (Ausblick weitere Lernsituation, Modell nach Leininger,...) |
2 Std. (davon Kommunikation: 1 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... markieren auf einem Körperumriss, an welchen Körperstellen sie von einer fremden Person berührt bzw. nicht berührt werden wollen | Einzelarbeit, Vordruck Körperumriss-Arbeitsblatt |
2 | ... vergleichen die Arbeitsblätter anonym und sammeln Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer Gruppe | Vernissage der Körperumrisse - gelenkte Diskussion; Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
3 | ... stellen Vermutungen darüber an, wie sich die ermittelten Gemeinsamkeiten in anderen Bevölkerungsgruppen darstellen könnten und bilden Hypothesen zu möglichen Tabuzonen abhängig von Alter, Herkunft/ Kultur, Geschlecht, sexueller Orientierung, ... | Einzelarbeit - Lehrer*in-Schüler*innengespräch, ggf. mit Lehrer*invortrag (s. auch grafische Darstellung Suvilehto 2015) |
4 | ... diskutieren Anforderungen an einen sensiblen Umgang mit Tabuzonen in der Pflege und leiten daraus allgemeine Handlungsempfehlungen ab, die sie hinsichtlich ihrer Gültigkeit für sich selbst überprüfen | Lehrer*invortrag; Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - Einzelarbeit |
5 | ... bekommen einen Ausblick auf weitere Einheiten, die auf der Lernsituation aufbauen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Entwicklung
Dokumente
Didaktischer Kommentar
Der Pflegeberuf wird auch als ein Berührungsberuf bezeichnet, wodurch die Berührung mit der Patientin / dem Patienten und dadurch auch die Interaktion in der körpernahen Versorgung hervorgehoben werden. Die Lerneinheit ‚Berührung – Interaktion bei der körpernahen Versorgung‘ ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema ‚Berühren und berührt werden‘.
Die Lernenden sollen für das Thema und die Bedeutung zuerst aus einer alltäglichen Perspektive und anschließend aus einer professionellen Perspektive heraus sensibilisiert werden. Hauptintention der Unterrichtseinheit ist nicht die Selbstwahrnehmung oder das Selbsterleben von Berührung. Die Lernenden sollen als alltägliche Formen der Berührung vielmehr erkennen, dass die Berührung eine zentrale Tätigkeit Pflegender ist, die mit anderen Intentionen verknüpft ist. Thematisiert wird im Besonderen Berührung als emotionale Verhaltensweise und in diesem Zusammenhang das Ausbalancieren von Nähe und Distanz. Des Weiteren erarbeiten die Lernenden die Gründe für eine Berührung und anhand einer kleinen Übung unterschiedliche Berührungsqualitäten. Anschließend wird eine besondere Form der taktilen Berührung, die initiale Berührung, herausgegriffen und als eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme ausprobiert und geübt. Abschließend setzen sich die Lernenden mit ihren eigenen Tabuzonen auseinander und vergleichen anonym ihre persönlichen Tabuzonen mit denen der anderen Lernenden („Wo möchte ich von fremden Menschen nicht berührt werden?“). Davon ausgehend soll diskutiert werden, wie sich Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion usw. auf die Tabuzonen auswirken können. Aus dieser Diskussion wird als Ergebnissicherung eine stichpunktartige Handreichung für die pflegerische Tätigkeit zum Berühren und zum Umgang mit Tabuzonen entwickelt.