2. Semester,
Stunden gesamt: 20
Reflexion
zu pflegende Person
Kommunikatives Handeln
Versorgung eines Säuglings mit akuter Gastroenteritis infolge einer Rotavireninfektion - Interaktion mit einer Familie, die aus dem arabischen Kulturkreis stammt
Streuzucker
Udai Rahman ist drei Monate alt und wurde vor zwölf Tagen wegen wässriger Durchfälle, Gewichtsverlust, Nahrungsverweigerung und beginnender Dehydratation stationär aufgenommen. Sein Allgemeinzustand war schlecht, er wirkte apathisch und die Eltern machten sich große Sorgen. Nach anfänglicher Infusionstherapie liegt jetzt nur noch ein verschlossener peripherer Zugang. Mittlerweile trinkt er sehr gut und der Urinbefund ist unauffällig.
Seine Mutter ist als Begleitperson mit aufgenommen und ist über die gängigen Hygienerichtlinien informiert. Sie stillt nicht. Udai ist das dritte Kind, nach zwei Töchtern ist er der erste Sohn. Die Mutter spricht kein Deutsch, der Vater spricht deutsch, kann aber erst spät abends auf die Station kommen. Die Geschwister werden zu Hause von der Großmutter versorgt. Die siebenjährige Schwester Dalal ist tagsüber sehr oft im Krankenhaus und fungiert auch als Dolmetscherin der Mutter. Ihr wurden die stationären Räumlich-keiten ebenfalls gezeigt und es wurde ihr auch eingeschärft, dass sie die Stationsküche nicht betreten darf und dass die Pflegekräfte ihr die Säuglingsnahrung bringen.
Die Pflegenden und der Pädiater wundern sich über den ungewöhnlichen Krankheitsverlauf von Udai. Bei positivem Rotavirenbe-fund ändert sich die Konsistenz und Frequenz der Stühle nicht dauerhaft. Gestern Nachmittag kam Dalal mit einer Windel in der Hand aus dem Zimmer in das an die Stationsküche angrenzende Dienstzimmer: „Schon wieder, stinkig, wie Wasser … wir wollten doch endlich nach Hause …“ „Guck mal, und dann will Dr. Meier-Wolf noch schneller aufbauen …“ stupst Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Beata die Pflegeschülerin Alexandra an. Alexandra ist heute im Frühdienst eingesetzt. Gerade sieht sie, wie Frau Rahman in der Stationsküche steht und zwei Tütchen Streuzucker in die fertig erwärmte Milchnahrung für Udai einstreut.
3 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... betrachten das Genogramm zur Fallsituation zunächst ohne Fallschilderung, geben die dort dargestellte Situation in eigenen Worten wieder und halten erste Probleme fest, die sie bereits dieser Darstellung entnehmen können | Einzel-/ Partner*innenarbeit mit anschließendem Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - Sammlung der Probleme auf Karten |
2 | ... lesen ergänzend die Fallschilderung und identifizieren weitere Problemstellungen, die dabei sichtbar werden - "Was läuft schief/ erscheint problematisch?" | Sozialform: Erarbeitung in Kleingruppen, orientiert am Vorgehen der ersten fünf Schritte im 7-Sprung des Problemorientierten Lernens (POL) -> Lesen des gesamten Textes, vorläufige Klärung fachlicher Fragen, die das unmittelbare Verständnis behindern, Sammlung erster Eindrücke, satzweises Lesen des Textes und Ergänzung weiterer Probleme auf Karten |
3 | ... sichten die Probleme und bilden in freier Assoziation Hypothesen - "Warum könnte es zu diesem Problem gekommen sein?" | -> Kartenabfragen (verschiedenfarbige Karten) |
4 | ... ordnen die Probleme mit den zugehörigen Hypothesen, indem sie sie gewichten - "Welche 3 Problemstellungen sind in der Situation besonders bedeutungsvoll?"- und/ oder clustern | -> Punktabfrage (jede(r) Lernende erhält drei Klebepunkte, die sie/ er auf ausgewählte Probleme verteilen darf) - Ordnung z. B. in der Form einer Mind map |
5 | ... formulieren zu den Hypothesen der ausgewählten Problemstellungen mit Hilfe ihres Vorwissens fachlich abgesicherte Erklärungen - "Warum trifft diese Hypothese zu?" - bzw. "Warum ist diese Hypothese falsch?" und beurteilen wechselseitig, ob die formulierte Erklärung ausreicht, um das Problem erklären und lösen zu können | -> freie Diskussion - Lehrer*in moderiert und gibt Rückmeldungen, wenn die Hypothesenbegründungen zu oberflächlich bleiben - motiviert zu intensiverer Auseinandersetzung; in leistungsstarken, disziplinierten Gruppen kann die Moderation auch von Lernenden übernommen werden |
6 | ... leiten aus Wissensdefiziten, die im vorausgegangenen Prozess sichtbar wurden, erste Lernfragen für die Erarbeitung der Fallsituation ab - "Was muss ich wissen und können, um als Pflegekraft bei den identifizierten Problemstellungen gut handeln zu können?" | -> sofern erforderlich regt Lehrer*in an, die Fragestellung möglichst präzise auf die Fallsituation auszurichten |
7 | ... führen, wenn erforderlich, die entwickelten Lernfragen zusammen und ordnen sie den nachfolgenden Lernsequenzen zu | sofern die Schritte 2-6 in Kleingruppen erfolgt sind, Zusammenstellung der Lernfragen im Plenum -> Orientierung in der Struktur der Lernsituation, z. B. mit Hilfe einer Wandzeitung/ eines Advanced Organizers |
5 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... reaktivieren ihre im bisherigen Unterricht erarbeiteten Kenntnisse zur Anatomie und Physiologie des Darms und zur Ernährungslehre, zum Hygienehandeln und den verschiedenen Wegen der Keimübertragung sowie zur Entwicklung und Pflege eines Säuglings in den ersten Lebensmonaten und systematisieren sie fallbezogen | Methode(n) zur Wiederaneignung und Systematisierung bereits erarbeiteten Wissens, z. B. Wissensquiz + Ableitung einer Mind map im Rückgriff auf die mit Sequenz 1 bestimmten Probleme und Lernfragen, die sich auf ursächliche Begründungszusammenhänge beziehen |
2 | ... decken auf dieser Grundlage ihre Wissenslücken auf, präzisieren ihre in Sequenz 1 formulierten Fragestellungen und verabreden eine arbeitsteilige Wissensrecherche | moderiertes Klassengespräch, kann ggf. auch in einer Fortsetzung der Kleingruppenarbeit erfolgen - Lehrer*in hält sich mit Lösungen zurück, macht aber auf Wissensdefizite sowie eindimensionale und oberflächliche Lösungsansätze aufmerksam und regt zu einer gründlichen Problemanalyse an |
3 | ... recherchieren zu unterschiedlichen Aspekten, die sie aus ihren Fragestellungen ableiten - alternativ dazu erarbeiten sie arbeitsteilig Wissensinhalte zu definierten Themenbereichen wie z. B. - (1) Rotaviren und ihre Auswirkungen bei Säuglingen im Darm (+ Physiologie der Darmflora in der ersten Lebensphase), Übertragung, Verlauf der Infektion, Risiken der Erkrankung - (2) Regelungen des Infektionsschutzgesetzes in Verbindung mit Rotavireninfektion und Ableitung der erforderlichen Pflegeinterventionen - (3) Zusammenhang zwischen der Ernährung/ Flüssigkeitszufuhr des Säuglings und der Therapie bei einer akuten infektiösen Gastroenteritis - Rehydrierung/ Nahrungsaufbau bzw. Realimentation | Lehrer*in gibt in der Betreuung der Arbeitsgruppen Hinweise zur Quellensuche und Quellenbeurteilung und zum Vorgehen bei der Rezeption und der Zusammenfassung der Erkenntnisse - alternativ können in Abhängigkeit vom Lernstand und Leistungsvermögen bzw. der bereits entwickelten Selbstlernkompetenz der Lernenden auch fertige Arbeitsmaterialien vorbereitet und die Erarbeitungen durch Leitfragen gesteuert werden |
4 | ... tragen die Ergebnisse ihrer Recherche/ Selbsterarbeitung zusammen, generieren daraus Informationen für die im Fall in Sequenz 1 bzw. in dieser Sequenz in Schritt 1 und 2 bestimmten medizinisch-pflegerischen Problemlagen und Wissenslücken | Ergebnisvorstellung und -diskussion im Plenum entlang der bis hierher entwickelten Fragestellungen, Lehrer*in moderiert wiederum und macht ggf. auf Fehler und Missverständnisse aufmerksam - möglichst ohne diese selbst richtig zu stellen |
5 | ... formulieren einen Handlungsleitfaden für die pflegerische Versorgung des Säuglings mit Rotavireninfektion | Gruppenarbeit, ggf. kann das Ergebnis als Teilleistungskontrolle eingesammelt und bewertet werden |
6 Std. (davon Kommunikation: 3 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | … aktivieren anknüpfend an Sequenz 1 ihre Kenntnisse zu den Ansprüchen familienbezogener Pflege und der Familienintegration bei Klinikaufenthalten und formulieren/ ergänzen die Anforderungen, die bei der Aufnahme von Familie Rahmann hinzukommen - unterscheiden dabei zwischen Aspekten sprachlicher Verständigung und kulturellen Differenzen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, z. B. mit Rückbezug auf die in Sequenz 1 bereits definierten Probleme, die in Schritt 5 erstellte Mind map bzw. den Advanced Organizer |
2 | … informieren sich im Überblick zum Gesundheits- und Krankheitsverständnis sowie zum Familienleben im Islam und erweitern bzw. präzisieren damit ihre Hypothesen zu den Handlungsmotiven in der Familie Rahmann während des Klinikaufenthaltes | Lehrer*inkurzvortrag oder auch Schüler*innenkurzreferat - es sollten insbesondere solche Aspekte vorgestellt werden, die fallbezogen relevant sein könnten und erweiternde, auch unterschiedliche Hypothesenbildungen zulassen - die in Sequenz 1, Schritt 6 und 7 formulierten Fragen sollten dabei explizit aufgegriffen werden - !, die Thematik kann nicht umfassend bearbeitet werden, vgl. hierzu die Hinweise unter "Weiterführung"! ALTERNATIVE: wenn ausreichend Zeit zur Verfügung steht, können Informationen zu diesem und dem folgenden Aspekt auch durch selbständige Recherche/ Lektüre/ Textarbeit zusammengetragen werden |
3 | … stellen mögliche Wege zur Überwindung der Sprachbarrieren in der Fallsituation in übersichtlicher Form zusammen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, ergänzt durch zusätzliche durch die/ den Lehrer*in bereitgestellte Informationen (an dieser Stelle zunächst möglichst wertfrei), Entwicklung einer strukturierten Übersicht |
4 | … identifizieren anknüpfend an Sequenz 2 die zentralen Pflegeprobleme für Udai und seine Familie, definieren Pflegeziele, setzen Schwerpunkte und entwickeln Ideen, wie sie diese Zielsetzungen im Kontakt mit der Familie Rahmann aushandeln und realisieren können | Partner*innen oder Kleingruppenarbeit mit anschließendem Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch im Plenum |
5 | … entscheiden sich auf der Grundlage der Erarbeitung in Sequenz 2 für einen thematischen Schwerpunkt, zu dem sie sich mit Frau Rahmann gerne austauschen möchten und/ bzw. zu dem sie ihr gerne Informationen übermitteln möchten und für einen kommunikativen Weg des Austauschs/ der Informationsgabe | Schritt 5-7: Kleingruppenarbeit - Thematische Schwerpunkte könnten z. B. sein: (1) Entstehung von Durchfällen und Risiko durch Rotaviren, (2) Hygienehandeln mit Anleitung der pflegerischen Versorgung des Kindes unter den Bedingungen der Isolation, (3) Erläuterungen zur Ernährung des Säuglings - Kommunikative Wege könnten/ sollten z. B. sein: (a) Zusammenarbeit mit Dolmetscher*in, (b) Erläuterung mit Hilfe von Zeichen und Symbolen, (c) Nutzung von Übersetzungscomputern bzw. entsprechenden Apps, (d) Verständigung in einer von beiden Seiten eingeschränkt beherrschten Drittsprache <- die Gruppen sollten möglichst unterschiedliche Wege bearbeiten, um das Spektrum für eine Diskussion in Schritt 8/ 9 zu eröffnen |
6 | … bereiten den gewählten thematischen Schwerpunkt zunächst inhaltlich auf, indem sie die für die Situation wesentlichen Informationen möglichst einfach und verständlich zusammenfassen, benennen hierzu die von der Familie im Gespräch benötigten Informationen, bestimmen Zugangswege aufgrund der vermuteten Bedürfnisse der Familienmitglieder und entwickeln eine Strategie für die Übersetzung in die gewählte Kommunikationsform | |
7 | ... simulieren die geplante Interaktion und erarbeiten eine möglichst gute Lösung durch wechselseitige Rückmeldungen und mehrmalige Versuche zur Optimierung | evtl. Dokumentation der optimierten Lösung mittels Video |
8 | ... präsentieren ihre Lösungen und die Beobachtungen, die sich bei der Erarbeitung ergeben haben - vergleichen die verschiedenen Kommunikationswege und arbeiten jeweils Vor- und Nachteile heraus, wobei sie ggf. auch unterschiedliche Perspektiven und Interessen berücksichtigen | Präsentation und Diskussion im Plenum - kontrastierende Dokumentation der Ergebnisse, z. B. in Form einer Tabelle |
9 | ... gleichen ihre Ergebnisse ggf. mit Erkenntnissen aus der Fachliteratur ab und ergänzen bzw. erweitern damit ihre Standpunkte | Zusammenfassung von Erkenntnissen, die aus unterschiedlichen Textquellen gewonnen wurden - z. B. Stuker 2007, Bühlmann & Stauffer 2007, Uzarewicz 2007 - und Abgleich mit den Erfahrungen aus der Simulation |
3 Std. (davon Kommunikation: Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | … diskutieren Aspekte einer kultur- und differenzsensiblen Pflege zu den Schwerpunkten: (a) Migration, (b) Fremdheit, (c) Kultur und Zugangswege zu anderen Kulturen | Schritt 1+2: Lehrer*in gibt Impulse über: (a) ausgewählte aktuelle Fakten und Daten zur Migration in Deutschland - ggf. fokussiert auf den arabischen Kulturkreis, (b) den Begriff der "Fremdheit", (c) den Begriff "Kultur" und die Begriffe "multikulturell"/ "interkulturell"/ "transkulturell" und (d) den Begriff "Diversität". Die Auseinandersetzung kann z. B. über eine Ausstellung von Texten und Zitaten zunächst in einem stummen Schreibgespräch und anschließend in einer moderierten Klassendiskussion oder im Rahmen eines "World-/ (Literatur-)Cafes" erfolgen, die Diskussionsprozesse münden in der Frage: Welches Verständnis von "Kultur" und der Beziehung zwischen Kulturen lagen dem bisherigen Unterrichtsverlauf dieser Lernsituation zugrunde? |
2 | … tragen zentrale Aspekte der vorangegangenen Diskussion zusammen und beziehen sie auf die vorangegangene Fallbearbeitung | Zusammenfassung im Plenum - Lehrer*in moderiert und sichert die zentralen Aspekte |
3 | … leiten erste Ansatzpunkte für eine kultur- und differenzsensible Pflegeanamnese ab | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - mit Verweis auf curriculare Ansatzpunkte im weiteren Ausbildungsverlauf, ggf. auch Dokumentation der Ergebnisse für die Lernsituation --> Das kann ja Stunden dauern |
4 | … diskutieren den Sinn der Entwicklung von theoretischen Pflegemodellen und Konzepten für praktisches Pflegehandeln | moderierte Pro- und Contra-Diskussion zu einer provozierenden These, die den Lernenden auch in der Praxis begegnen kann (in etwa: "Familienbezogene Pflegemodelle, kultur- und differenzsensible Pflege - also diese ganzen Theoriemodelle bringen für die Praxis eigentliche wirklich nichts, da geht es um ganz was anderes") -> Positionierung -> kontrastierendes Zusammentragen von Argumenten -> Priorisierung der Argumente der Gegenpartei -> begründete Neupositionierung |
3 Std. (davon Kommunikation: 0,5 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | … bearbeiten Klausurfragen zur Fallsituation, die dem Muster der in der schriftlichen Abschlussprüfung gängigen Form fallbezogener Aufsichtsarbeiten entsprechen | entweder in der Form einer Probeklausur oder als benotete schriftliche Lernzielkontrolle |
2 | … werten ihre Antworten aus und machen sich dabei die verschiedenen Typen von Fragestellungen und Anforderungen bewusst | entweder gegenseitige Auswertung der Ergebnisse mit Hilfe von Lösungsmustern oder als Klausurbesprechung mit exemplarischen Antwortbeispielen zu mehr oder weniger gelungenen Lösungen bezogen auf die verschiedenen Fragentypen |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Entwicklung
Dokumente