In fremden Haushalten …

... kommunizieren - Vorbereitung auf typische, herausfordernde Interaktionssituationen im Praxiseinsatz bei einem ambulanten Dienst (Akut- und Langzeitpflege bei Kindern oder erwachsenen, pflegebedürftigen Menschen)

Gliederung

Der Fall

(für die Übersicht vgl. Datei „Fallmatrix.doc“)

1. „… der kleine Spacko “

Anna, 19 Jahre und in der Mitte des 2. Ausbildungsjahres, berichtet:

Ich war im letzten Praktikum in der häuslichen Kinderkrankenpflege „Löwenherz“ bei Familie Arnold in der Neustadt eingesetzt. Die lebten zu viert in so einem Wohnblock in einer Dreizimmerwohnung. Wir waren für Ben da, 6 Jahre alt, mit einer schweren Mehrfachbehinderung, mit Tetraspastik und Ataxien. Er wurde aufgrund einer Ernährungsstörung über eine PEG ernährt und hatte ein Tracheostoma, über das er beatmet wurde. Er konnte nicht sprechen und sich auch sonst nicht gezielt ausdrücken. Ich hatte trotzdem das Gefühl, dass er vieles versteht, wenn ich in seine Augen sah, weil er auch gerne lachte.

Die Eltern waren trotz der Pflege beide berufstätig, der Vater arbeitete als Busfahrer bei der Stadt im Schichtdienst und die Mutter in Teilzeit nachmittags bei Lidl an der Kasse. Ben und sein 13 Jahre alter Bruder Jan hatten zusammen das größte Zimmer in der Wohnung, in dem wir uns auch aufhielten.

Jan war uns gegenüber sehr verschlossen, sprach wenig und verkroch sich schnell hinter einen Vorhang in seinen Teil des Zimmers, wenn er mittags aus der Schule nach Hause kam. Zu seiner Mutter war er oft sehr unfreundlich und wurde schnell wütend. Der einzige, der ihn etwas aus der Reserve locken konnte, war sein Vater. Bei Frau Arnold hatte ich das Gefühl, dass sie sich zwischen ihren beiden Söhnen hin und hergerissen fühlte und immer ein schlechtes Gewissen hatte.

Die restliche Wohnung war relativ klein, wobei wir das Wohnzimmer und das Schlafzimmer der Eltern nie zu sehen bekamen. Die Küche, in der die Sondenkost für Ben vorbereitet werden musste, war sehr eng und auch das Badezimmer war sehr lang und schmal. Ben zu baden war immer ein ziemlicher Aufwand.

Trotzdem war ich eigentlich gerne bei dieser Familie. Mir wurde viel gezeigt, Ben war ein fröhliches Kerlchen und ich durfte vieles machen. Die Eltern waren offensichtlich froh, dass wir ihnen so viel in der Versorgung des Kindes abgenommen haben.

An dem Tag, von dem ich erzählen will, waren wir in der Frühschicht dort. Der Vater schlief noch, da er am Vortag von der Spätschicht spät nach Hause gekommen war und alle bemühten sich, leise zu sein. Frau Arnold hatte mit Jan zusammen, als der zur Schule ging, das Haus verlassen. Sie wollte einkaufen gehen. Katharina, meine Praxisanleiterin, und ich hatten bei Ben die Pflege durchgeführt, jetzt saß er im Rollstuhl, die Ernährungspumpe lief und ich sollte ihm noch die Haare kämmen, was er immer sehr gerne mochte. Katharina war kurz zum Auto gegangen, um neue Kurvenblätter zu holen und zu telefonieren. Da kam plötzlich Herr Arnold kaum hörbar ins Zimmer, trat von hinten an mich heran und klopfte mir auf die Schulter. Er war noch nicht gekämmt und nur mit Hose und Unterhemd bekleidet, grinste mich breit an und sagte: »Na, machst du mit unserem kleinen Spacko rum? Kannst du das denn schon richtig? Wie kommst du denn mit seiner ganzen Zappelei klar?« – »Und du Ben? Lachst ja wieder. Gefällt dir die Kleine auch so gut?« Ich war völlig geschockt und mir fiel nichts ein, was ich sagen konnte.“

2. „… nicht dazu gekommen “

Jana, 18 Jahre, am Ende des 1. Ausbildungsjahres, berichtet:

Mein Praktikum war im ambulanten Kinderkrankenpflegedienst „Regenbogen“ und ich war hauptsächlich in der 16-h-Betreuung bei dem 5-jährigen Max Berger eingesetzt. Familie Berger lebte in der Altstadt in einer 4-Zimmer-Altbauwohnung, die über einer Toreinfahrt lag. Frau Berger war frisch geschieden und nun alleinerziehend mit insgesamt vier Kindern. Das hat mir zumindest Claudia, meine Praxisanleiterin, erzählt. Die Wohnung war zwar sehr geräumig, wirkte aber ziemlich unordentlich. Es roch muffig und in einigen Ecken hatten sich Schimmelflecken gebildet. Die beiden älteren Kinder, Leonie, 12, und Leon, 10 Jahre, waren aus der ersten Ehe. Die beiden und Max hatten ein eigenes Zimmer. Max Zimmer war ganz schön eingerichtet, sogar mit einem eigenen Waschbecken. Da haben wir uns die meiste Zeit aufgehalten. Die kleinste, Mia, war etwa zwei Jahre alt. Sie schlief bei der Mutter mit im Zimmer. Das Familienleben hat sich hauptsächlich in der großen Wohnküche abgespielt. Kampf gab es immer morgens ums Badezimmer, das konnten wir deutlich hören, wenn wir bei Max waren.

Max war an Leukodystrophie erkrankt, das ist eine Erbkrankheit, die wohl das Nervensystem schwer beeinträchtigt. Die Pflege war sehr aufwändig, er hatte ein Tracheostoma und wurde über eine PEG ernährt. Beim letzten Krankenhausaufenthalt wurde MRSA im Nasen- und Rachenraum festgestellt – die Sanierung war noch nicht abgeschlossen – da gab es viel zu tun. Ich konnte von Claudia schon beim Zuschauen so einiges lernen. Ein paar Pflegeaufgaben, wie zum Beispiel Absaugen des Nasen-Rachenraumes, Tracheostomapflege, PEG-Pflege, Lagerung und vieles mehr durfte ich gemeinsam mit ihr übernehmen. Dennoch war ich mir oft unsicher, v. a. wegen der Keime. Das fand ich unheimlich und eklig. Ich hätte mir Dienstkleidung gewünscht, um mich zu schützen, aber das war in der häuslichen Kinderkrankenpflege nicht üblich und Claudia wiegelte ab, dass ich mir nicht so viel Sorgen machen soll, das würde alles nicht so heiß gegessen, wie in der Schule gekocht.

An diesem Morgen haben wir die vollständige Pflege bei Max durchgeführt. Draußen auf dem Flur und in der Küche war es wieder maximal laut – Leon und Leonie haben sich für die Schule fertiggemacht und hatten offensichtlich Streit – die Türen knallten und dann fing Mia auch noch an, aus voller Kehle zu brüllen. Um kurz vor 8:00 Uhr wurde es schlagartig still. Wir atmeten auf und nach etwa einer halben Stunde bat Claudia mich, in die Küche zu gehen und das Ernährungssystem durchzuspülen.

Frau Berger saß am Küchentisch und blätterte in einer Zeitschrift. Vor ihr stand noch das ganze Frühstücksgeschirr. Im Fernseher lief eine Gerichtssendung und die kleine Mia saß auf einer Decke auf dem Fußboden zwischen Bauklötzen und Stofftieren und schaute auf die bunten Bilder im Fernseher. Ich ging zur Spüle, wo ich das Ernährungssystem auswaschen sollte, und fing an, das Geschirr abzuwaschen, das sich darin stapelte und mit alten, vertrockneten Essensresten übersät war. Da sprang Frau Berger auf. »Oh je, das ist mir jetzt aber peinlich, ich bin noch gar nicht zum Abwaschen gekommen. Warten Sie, ich mache Ihnen Platz. Wie konnte ich vergessen, dass Sie da ja ran müssen. Ich bin wirklich völlig unfähig, kein Wunder, dass die Kinder …« und dann fing sie plötzlich zu weinen an.“

3. „… Versuchskaninchen “

Sebastian, 23 Jahre und am Ende des 2. Ausbildungsjahres, berichtet von seinem Einsatz in der Ambulanten Kinderkrankenpflege „KimHepf“:

„Während meines Praktikums war ich hauptsächlich bei Emma Cieslik eingesetzt, die unter einer kongenitalen Myopathie, einer fortschreitenden Muskelschwäche, litt. Sie war knapp 20 Monate alt und lebte mit ihren Eltern in einem hypermodernen großen Reihenhaus in einer Siedlung draußen am Stadtrand, und wir mussten immer erst ein ganzes Stück fahren. Emma war ein absolutes Wunschkind nach bereits zwei Fehlgeburten. Die Mutter, Nicole Cieslik, war schon 46 Jahre alt und bis zur Geburt als Lehrerin tätig. Danach ist sie für die Pflege des Kindes zu Hause geblieben. Ihren Mann Michael habe ich in der ganzen Zeit kaum gesehen. Er war Ingenieur und offensichtlich beruflich stark eingebunden. Für uns gab es in dem Haus einen separaten Aufenthaltsraum in Verbindung mit Emmas Zimmer und einem eigenen Bad. Zwar konnte ich in dieser Zeit ganz viel lernen, allerdings nur vom Zuschauen. Richtige Pflegetätigkeiten durfte ich eigentlich nicht ausführen – allenfalls zuarbeiten. Darauf hatte mich meine Praxisanleitung, Lisa, schon auf der Fahrt am ersten Morgen im Einsatz vorbereitet. Sie war übrigens eine echt tolle Praxisanleiterin, gar nicht viel älter als ich, so 25 Jahre, aber sie hatte ganz viel drauf und hat mir viel erklärt.

Mein erster Einsatz war im Spätdienst. Die vorhergehende Pflegekraft hatte uns per SMS mitgeteilt, dass sie früher weg musste und dass das Tracheostoma noch versorgt werden musste, aber Emma noch Mittagsschlaf machte. Als wir klingelten, musterte mich Frau Cieslik von oben bis unten und sagte dann zu Lisa: »In Ihrem Pflegedienst lernen sie es wohl überhaupt nicht? Sie sind schon so jung und jetzt geben die Ihnen auch noch so einen jungen Kerl mit! Was soll das denn jetzt? Mein Mann und ich müssen vielleicht doch nochmal überlegen, ob wir uns nach einer Alternative umsehen.« Wir gingen dann nach oben in Emmas Zimmer, gefolgt von Frau Cieslik und dort fuhr sie, an Lisa gewandt, fort: »Ich habe Emma gerade frisch gewickelt. Eigentlich brauchen Sie gar nichts mehr machen. Sie könnten stattdessen mal Ihr Zimmer aufräumen, da sieht es wieder aus – jeder lässt nur alles steh’n, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.«  Als Lisa antworten wollte, klingelte es an der Tür und Frau Cieslik verließ wortlos das Zimmer. Lisa hat sich dann dem Kind zugewendet, das inzwischen wach geworden war und begann mit der Überprüfung der Vitalzeichen. Währenddessen klingelte das Diensthandy. Lisa nahm das Gespräch an und zog sich für das Gespräch in den Aufenthaltsraum zurück. Ich habe dann ein wenig mit der kleinen Emma geschäkert, die erstmal ganz fröhlich darauf reagiert hat und dann ganz plötzlich anfing, zunächst leise zu wimmern und dann immer lauter zu weinen. Ich wusste mir nicht zu helfen und habe Emma vorsichtig hochgenommen und versucht sie zu beruhigen. Da stürzte Frau Cieslik wieder ins Zimmer und fuhr mich mit lauter, schriller Stimme an: »Lassen Sie sofort mein Kind los. Das kann ja nicht wahr sein. Ich hatte doch ausdrücklich gesagt, dass ich nicht will, dass den Schülern mein Kind als Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt wird!«.“

4. „… noch ganz grün hinter den Ohren“

Nina, 18 Jahre, ist am Ende des 2. Ausbildungsjahres. Sie berichtet von ihrem Praxiseinsatz beim Pflegedienst „Burg Herberg“:

Der ganze Einsatz war an sich nicht schlecht. Ich war unterschiedlichen Praxisanleitern zugeteilt und habe damit sehr verschiedene Touren, Arbeitsstile und Haushalte kennengelernt. Abhängig von den Pflegenden, mit denen ich unterwegs war, wurde ich allerdings sehr unterschiedlich eingearbeitet. Zum Teil durfte ich schon auch manchmal interessante Aufgaben mitmachen oder sogar übernehmen. Im Großen und Ganzen waren die Aufgaben aber schon auch eher eintönig: rein – Thrombosestrümpfe anziehen – raus, fahren, rein – BZ messen / Insulin spritzen – raus, fahren usw..  –  

Mit Bernd war ich nur einmal unterwegs und die Begegnung bei Familie Doubek ist mir als ziemlich strange in Erinnerung geblieben.

Herr Doubek war 83 Jahre alt, Bäckermeister im Ruhestand. Das Haus, in dem er wohnte – ein alter, heruntergekommener Wohnblock – gehörte ihm und seiner Frau Elisabeth, die auch früher in der Bäckerei und im Laden mitgearbeitet hat, aber natürlich inzwischen auch schon 79 Jahre war. Die Mieteinnahmen waren wohl die Alterssicherung der beiden – Rente hatten die als Selbständige ja nicht und der alte Kasten verfiel so langsam. Die Bekannten aus früheren Zeiten waren verstorben, weggezogen und das ganze Viertel veränderte sich. Das wusste ich alles, weil meine Tante da in der Nähe wohnte. Außerdem kannte ich die Enkeltochter der Doubeks, Sandra, noch aus der Schulzeit. Sie wohnte mit ihrer Familie drei Straßen weiter und schaute wohl regelmäßig ein paar Mal in der Woche nach den Großeltern. Da hatten die alten Leute also noch einen Halt. Solche Familiengeschichten interessieren mich ja immer, Bernd fand das alles aber völlig unwichtig.

Wir haben geklingelt, Frau Doubek hat uns die Tür aufgemacht, kurz gegrüßt und ist dann ganz schnell wieder hinter einer Zimmertür verschwunden. In der ganzen Wohnung roch es muffig nach alten Leuten und Urin. Herr Doubek, die Info hatte mir Bernd kurz angebunden noch im Treppenhaus gegeben, hatte vor 4 Jahren einen Schlaganfall und benötigte Hilfe bei der Mobilisierung, beim Ankleiden und der Körperpflege, auch war er insulinpflichtiger Diabetiker. Ich sollte mich möglichst im Hintergrund halten und nur nach Bernds Anweisungen handeln. Als wir in Herrn Doubeks Schlafzimmer kamen, konnte ich sehen, dass die Halbseitenlähmung auf der linken Körperseite schon sehr deutlich war. Der alte Herr hat Bernd freudig begrüßt. Die beiden Männer schienen einen guten Draht zueinander zu haben. Bernd hat Herrn Doubek mobilisiert und ins Bad begleitet. Dafür brauchte er mich offensichtlich nicht. Während die beiden Männer im Bad waren, sollte ich das Bett beziehen und die Wäsche entsorgen. Nachdem sie aus dem Bad zurückgekommen sind, hat Bernd Herrn Doubek beim Anziehen geholfen und ich durfte wieder zuschauen und auf neue Anweisungen warten. Plötzlich sah Herr Doubek mich scharf an und sagte: »Du wirst wohl auch nur für´s Rumstehen bezahlt. Richtig pflegen kannst du wohl noch nicht?« Bernd lachte: »Die, die ist doch noch ganz grün hinter den Ohren. Die ist nur für die Kleinigkeiten da, dann brauch ich die nicht machen.«“

5. „… verhört“

Lara, 17 Jahre, Ende 1. Ausbildungsjahr, berichtet von ihrem ersten Praxiseinsatz in der häuslichen Pflege:

„Voller Vorfreude startete ich letzte Woche meinen Einsatz in der ambulanten Pflege. Ich freute mich auf das Team und das neue Arbeitsumfeld. Um 6.00 Uhr meldete ich mich wie vereinbart im Büro des Pflegedienstes. Pfleger Michael öffnete mir die Tür. Ich stellte mich ihm vor und erklärte, dass ich heute meinen Einsatz hier starte. Er bat mich herein, und wir fuhren kurz darauf zu Frau Ebner, unserer ersten Patientin, nein, man sagt ja Kundin. Renate Ebner ist 72 Jahre alt und wohnt zusammen mit ihrem Ehemann, Hans Ebner. Frau Ebner hat einen insulinpflichtigen Diabetes. Der ambulante Pflegedienst besucht sie drei Mal täglich zur Blutzuckerkontrolle und zum Insulin spritzen. Als wir ankamen, öffnete ihr Mann die Tür und begrüßte Michael. Herr Ebner begutachtete mich, sah mich von oben bis unten an und blickte dann zu Michael: »Michael, wen hast du denn heute mitgebracht?« »Ach, die haben sie mir heute zugeteilt« antwortete der.

Beim Betreten der Wohnung vernahm ich ein leises Brummen von Herrn Ebner: »Dass die sowas jetzt schon auf die Menschheit loslassen…«. Da ich mir nicht sicher war, ob ich das Gesagte korrekt verstanden hatte, überging ich diese Äußerung. Irgendwie wirkte Herr Ebner ablehnend und ich fühlte mich unwohl. Der Blutzuckerwert von Frau Ebner war im Normbereich und Michael spritzte ihr nach dem verordneten Schema das Insulin. Als wir uns verabschiedeten und Richtung Tür gingen, fragte mich Herr Ebner »Gehörst du den Radikalen an? Die tragen schließlich alle ein Kopftuch, so wie du.« Ich war so überrumpelt und wütend in diesem Moment, dass ich nichts mehr sagen konnte. Michael warf mir nur einen flüchtigen Blick zu und sagte nichts. 

6. „Nach dem Krieg hätten wir uns darum geprügelt …“

Laura, 23 Jahre und am Ende des 1. Ausbildungsjahres, erzählt von ihrem ambulanten Pflegeeinsatz mit dem Pflegedienst „Beate Meyer“ bei der Kundin Ursula Freitag:

Ich war fast die ganze Zeit immer mit Susanne zusammen, einer sehr erfahrenen älteren Pflegekraft, die mir viel gezeigt und erklärt hat und mich auch nach und nach einiges machen ließ.  An diesem Tag fuhren wir zum ersten Mal zu Frau Freitag. Susanne erzählte, dass sie eine Patientin wäre, zu der der Pflegedienst schon ganz lange fährt. Sie war 93 Jahre alt, war früher Fürsorgerin[1], geschieden und hat zwei Buben alleinerziehend großgezogen, was für die Generation ja eher selten war. Das Haus hier am Stadtrand habe sie vor mehr als 25 Jahren neu gekauft, als sie in den Ruhestand ging, weil sie im Alter nochmal studieren wollte. Die Söhne, Uwe und Udo, lebten mit ihren Familien in zwei anderen Städten in der Republik, hielten aber zur Mutter, den Nachbarn und dem Pflegedienst regelmäßig Kontakt. Nach einer Hüft-TEP und aufgrund ihres insulinpflichtigen Diabetes mellitus und einer offenen Wunde am rechten Bein bekam sie morgens Hilfe beim Aufstehen, einen neuen Wundverband sowie die Insulin- und Medikamentengabe. Als Zusatzleistung war mit den Söhnen vereinbart, dass wir auch noch das Frühstück richten. Den Einkauf übernahm eine Haushaltshilfe, die auch sonst wohl regelmäßig vorbeikam und bei der Reinigung helfen sollte.

Susanne hatte einen Schlüssel zum Haus und wir gingen durch die Eingangshalle direkt nach oben ins Schlafzimmer. Das ganze Haus wirkte eigenartig mit unterschiedlichen Sachen, Möbeln, Koffern, Kisten, Trimmgeräten … zugestellt. Neben der Haustür standen zwei schwarze, oben zugebundene Müllsäcke. Überall, z. B. auch im Schlafzimmer, wo Frau Freitag noch tief und fest schlief, stapelten sich Bücher, Zeitschriften und Papiere.

Wir mussten Frau Freitag sehr mühsam wecken. »Was wollt ihr denn schon wieder hier«, knurrte sie verschlafen, »ich will noch gar nicht aufstehen. Das muss doch jetzt alles nicht sein. Könnt ihr nicht erst woanders hinfahren?« Es gelang Susanne nur langsam, sie zu überreden, sich aufzurichten, wobei mir auffiel, dass sie die Patientin mit Vornamen ansprach und duzte. Ich sollte dann Blutzucker, Puls und Blutdruck messen und die Werte eintragen. Anschließend verabreichte Susanne die entsprechende Insulininjektion und zusammen haben wir die immer noch wenig motivierte Frau Freitag ins Badezimmer mobilisiert. Da die Zeit knapp wurde, hat Susanne mich gebeten, in der Küche schon mal das Frühstück zu richten. 

Die Küche war sehr dreckig und ich musste zunächst den Esstisch, dann die Spüle und die Arbeitsfläche aufräumen und abwischen. Im Kühlschrank fanden sich mehrere verschimmelte Speisereste, die ich kurzerhand entsorgt habe. Ich hielt gerade ein Stück grün behaarte Leberwurst über den Abfalleimer als Frau Freitag mit dem Rollator, unterstützt von Susanne, hereinkam und mich empört anraunzte: » Du wirst doch nicht die gute Leberwurst wegschmeißen. Was fällt dir ein, die kann man doch noch essen. Das bisschen Schimmel schneidest du einfach weg. Nach dem Krieg hätten wir uns um sowas geprügelt und schau, wie alt ich geworden bin. Überhaupt hast du dich nicht in meine Küchenangelegenheiten einzumischen!« Erschrocken legte ich die Leberwurst wieder hin. Ich war froh, dass Susanne mich fast gleich darauf bat, ins Bad zu gehen und dort die restlichen Pflegeutensilien zusammen zu räumen, während sie sich um das weitere Frühstück und die Medikation kümmerte. Als ich zurückkam, saßen beide am Frühstückstisch, Frau Freitag kaute ihr Brot. Vor ihnen lag ein Fotoalbum und sie betrachteten ganz fröhlich die Fotos der Urenkelin. Susanne wollte dabei das Gespräch immer wieder beenden, während Frau Freitag das mit allen Mitteln verhindern wollte. Als es Susanne endlich gelang, dass wir uns verabschieden konnten, sagte ich zu ihr: »Auf Wiedersehen Frau Freitag, bis morgen.« Daraufhin sie: »Sag mal ruhig Ulla zu mir, das sagen alle meine Freunde.«

[1] die frühere Bezeichnung für „Sozialarbeiterin“

Situations-merkmale

Zielgruppe

  • Neugeborene / Säuglinge bis 1 Jahr
  • Kinder (2 - 10 Jahre)
  • ältere Menschen (ab 70 Jahre)
  • Partnerschaft, soziale Bezugspersonen, Familien
  • Pflegende / Lernende selbst

Setting

  • häusliche Pflege

Pflegeanlass

  • nicht näher bestimmt

Lernsequenzen

Sequenz 1 - Verschiedene Situationen kennenlernen

1-2 Std. (davon Kommunikation: 1-2 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erklären Organisations- und Ablaufstrukturen des Einsatzes in der häuslichen Pflege und strukturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen Anbietern, insbesondere bezogen auf die Versorgung von Kindern im Vergleich zu Erwachsenen, die Dienstplangestaltung sowie die Dienstkleidung,
  • tauschen sich über ihre emotionalen Reaktionen auf unterschiedliche Falldarstellungen aus dem Einsatz in der häuslichen Pflege sowie über ihre Wünsche, Ängste und Befürchtungen aus,
  • verständigen sich über ihre bereits entwickelten Kompetenzen und ihre Lernerwartungen an den Einsatz.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... informieren sich zu den grundsätzlichen Organisations- und Ablaufstrukturen des Einsatzes in der häuslichen Pflege, z.B. Unterschiede der Versorgungsform, Strukturen, Dienstplangestaltung Lehrer*inkurzvortrag
2 ... lesen nach einer Kurzeinführung zur Lernsituation alle 6 Fälle, bewerten sie jeweils nach den folgenden Kriterien und überlegen sich dazu eine kurze Begründung: Welcher dieser Fälle bewegt mich am meisten (rührt mich/ regt mich auf )? In welchem Fall könnte ich meine Kompetenzen gut einbringen? Aus welchem Fall könnte ich am meisten lernen? Welchen dieser Praxiseinsatzplätze hätte ich am liebsten? Einzelarbeit
3 ... tauschen sich zu den wechselnden Fragestellungen beim jeweils ausgewählten Fall und über ihre Gedanken / Begründungen dazu aus wechselnde Gesprächsgruppen als Findungsprozess für die weitere Kleingruppenarbeit, Fallnummern/ -titel liegen auf dem Boden, die Lernenden bewegen sich auf ein akustisches Zeichen hin durch den Raum
4 ... entscheiden sich aufgrund der Diskussion für eine Fallsituation und bilden Arbeitsgruppen selbstorganisierte Bildung von Arbeitsgruppen (ca. 4 Personen) - Fallsituationen können wegfallen, ggf. auch doppelt besetzt werden

Sequenz 2 - Die Kollegin beraten - eine Fallsituation multiperspektivisch durchdenken

3 - 5 Std. (davon Kommunikation: 3 - 5 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • nutzen strukturierte Formen der Erfassung und sprachlichen Darstellung von Fallsituationen (vgl. Anlage, AB Fallskizze / Strukturhilfe ...),
  • nutzen die strukturierte grafische Darstellung von sozialen und generativen Beziehungsstrukturen in Familien (Genogramm),
  • wenden Prinzipien aus dem Ablauf einer Kollegialen Beratung an (Identifizierung von Schlüsselproblemen, Basismethoden nach Tietze 2003),
  • nutzen diverse Methoden zur Entwicklung von Lösungen in sozialen Konfliktsituationen,
  • tauschen sich über ihre Wahrnehmung einer sozialen Situation aus unterschiedlichen Rollenperspektiven aus,
  • tauschen sich über die Interessen, Wünsche und Bedürfnisse von Patient*innen / Kund*innen und ihren Familienmitgliedern in der häuslichen Pflege aus,
  • verständigen sich über individuelle Lösungserwartungen und -möglichkeiten zu Konfliktsituationen in der häuslichen Pflege,
  • diskutieren die im Fall geeigneten Interventionsmöglichkeiten aus dem Verfahren der Kollegialen Beratung.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... tauschen sich zunächst nochmals kurz zu ihren Eindrücken zum Fall aus (emotionale Reaktionen, Anforderungen an das bisher entwickelte Kompetenzprofil, Lernmöglichkeiten / Erwartungen an den Einsatz in der häuslichen Pflege) Schritte 1-5: Kleingruppenarbeit
2 ... erstellen aus den Informationen eine Fallskizze in der Form, wie sie für die Kollegiale Beratung an der Schule etabliert wurde und formulieren (eine) sinnvolle Schlüsselfrage(n) Arbeitsblatt
3 ... skizzieren aufgrund der Fallschilderung bzw. anhand der Zusammenstellung der familiären Informationen in Fallmatrix.docx, ein Genogramm der Familie (! ggf. Neueinführung von Symbolen, z. B. Fehlgeburt, Darstellung von Beziehungen u. ä.) Flipchart
4 ... teilen die Rollen im Fall untereinander auf (auch Pflegende, ggf. um weitere Familienmitglieder/ externe Personen ergänzt) und formulieren anhand der gegebenen Informationen und ihrer entwickelten Deutungen jeder eine Rollenbeschreibung (einschl. Sichtweisen/ Erwartungen/ Ängsten/ Wünschen bzw. Bedürfnissen) auf dem Placemat und entwickeln einen Vorschlag für eine ideale Lösung dieser Situation aus der jeweiligen Perspektive, die sie ebenfalls auf dem Placemat notieren Placemat-Methode
5 ... diskutieren in der Gruppe mögliche Lösungen, die die Interessen der unterschiedlichen Perspektiven berücksichtigen und entscheiden sich für einen Lösungsvorschlag eine "Methodenkiste" für die Lösungsfindung als Hilfestellung mit Erläuterungen zu den Methoden wird durch die Lehrkraft zur Verfügung gestellt
6 ... überlegen vor dem Hintergrund ihrer Ergebnisse, welche der kollegialen Beratungsinterventionen die erzählende Schülerin/ den erzählenden Schüler unterstützen könnten und finden zu den unter Schritt 2 formulierten Schlüsselfragen Lösungsansätze Diskussion im Plenum
7 ... erarbeiten eine Präsentation zu "ihrem" Fall als Diskussionsanregung in der Klasse

Sequenz 3 - Lösungen vorstellen und diskutieren - den Werkzeugkasten füllen

2 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • beschreiben geeignete Präsentationsformen als Grundlage für eine Falldiskussion,
  • vertreten fachlich begründete Sichtweisen auf die Fallsituationen,
  • identifizieren typische soziale Problembereiche und Strukturmerkmale der Interaktion zwischen Patient*innen/ Klient*innen, ihren Familienmitgliedern und den Pflegenden in der ambulanten Versorgung/ bzw. in der Ausbildungssituation im Setting der häuslichen Pflege,
  • entwickeln Formulierungs-/ Interaktionsmuster als mögliche situative Lösungsansätze in diesen typischen Konfliktsituationen,
  • verständigen sich über differierende Deutungen der Fallsituationen und begründete individuelle Variationen der Sichtweisen auf den Fall aus unterschiedlichen Perspektiven,
  • verständigen sich über ihre persönlichen Lernerwartungen, - wünsche und -ziele im Einsatz in der häuslichen Pflege,
  • reflektieren ansatzweise strukturelle Widersprüche von Pflegesituationen im häuslichen Versorgungssetting, indem sie Grenzlinien und Grenzverwischungen zwischen diffuser und rollenförmiger Beziehungsgestaltung in den Fallsituationen aufdecken.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... präsentieren die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit im Plenum und stellen sie zur Diskussion, die Mitschüler*innen ergänzen mit Blick auf die eigenen Ergebnisse Präsentation im Plenum (Methode nach Wahl der Gruppe) mit Diskussion
2 ... stellen vor dem Hintergrund der Fallerarbeitungen typische Problembereiche im Beziehungsgefüge der häuslichen Pflege/ im Rahmen der Ausbildung in der häuslichen Pflege zusammen zu Schritt 2 und 3: Wandzeitung mit der Möglichkeit, diese abzufotografieren
3 ... stellen einen "Antwort-Koffer" mit möglichen Formulierungshilfen für verschiedene Herausforderungen in der häuslichen Pflege zusammen
4 ... (evtl.) erarbeiten die Merkmale professioneller Beziehungsgestaltung und wenden diese auf die bearbeiteten Fallsituationen an (vgl. --> Setz dich mal an sein Bett) (fakultativ) - Textarbeit mit Diskussion im Plenum, ggf. auch als vertiefende Diskussion zu einer bereits erfolgten Bearbeitung in einer vorangegangenen Lernsituation
5 ... notieren Lernerwartungen und persönliche Lernziele für den Einsatz in der häuslichen Pflege Einzelarbeit, ggf. Eintragung in das Lerntagebuch, wenn eine Form an der Schule etabliert ist

Hinweise zur Unterrichts-vorbereitung

Voraussetzungen, Weiterführungen, Alternativen

Voraussetzungen


Weiterführungen


Parallelen

Anhang

Entwicklung


Dokumente

Didaktischer Kommentar

2013 wurden ca. 620.000 pflegebedürftige Menschen von etwa 12.700 ambulanten Pflegediensten mit 320.000 Beschäftigten versorgt, dieser Bedarf wird als kontinuierlich ansteigend beschrieben (statistisches Bundesamt 2013). Davon sind ca. 170 Pflegedienste auf die häusliche Pflege von Kindern spezialisiert und auch hier ist ein Anstieg zu verzeichnen. Insgesamt sind knapp 70.000 Kinder bis 15 Jahre in Deutschland pflegebedürftig (Müller 2012, Zahlen von 2011). Die Struktur beider Versorgungsformen unterscheidet sich erheblich – während in der „normalen“ häuslichen Pflege zumeist Touren gefahren werden bzw. in betreuten Wohnungseinrichtungen die Kunden nacheinander aufgesucht werden und dabei eine Besuchsreihe in der Frühschicht bis zu 15 Besuche umfassen kann, übernehmen Pflegende in der ambulanten (Kinder-)Intensivpflege häufig Aufgaben der häuslichen Versorgung von erheblich oder gar intensivpflegebedürftigen Kindern in einer 16- bis 24-h-Versorgung und es kommt häufig dazu, dass sich die Pflegenden während der gesamten Schicht in einer Familie bzw. bei einer Patientin / einem Patienten aufhalten.

Die Arbeits- und Ablaufstrukturen in beiden Versorgungsformen der ambulanten Pflegeeinrichtungen, aber vor allem die Begegnung mit Situationen in der Häuslichkeit der zu pflegenden Menschen, auch der nähere Kontakt mit den Angehörigen, stellen Pflegende bzw. die Lernenden in der Pflege, insbesondere wenn sie ihren Ausbildungsvertrag in einem Akutkrankenhaus hatten oder haben, vor völlig neue Herausforderungen.

So werden für den ambulanten Versorgungsbereich in der gesichteten Literatur beispielsweise folgende Problemfelder umrissen, die sich in der Interaktion zwischen den zu pflegenden Menschen und ihren Bezugspersonen/ Familien und den Pflegenden entwickeln:
ׅ     •   Fremd sein in der Familie und im privaten Gefüge/ Raum (Coffman 1997, 86f/94; Fichtinger/ Rabl 2014, 32),
ׅ     •   die Familie wird zum Klienten und die Grenzen verschwimmen – es besteht ein erhöhtes Bedürfnis nach Nähe mit dem Risiko
ׅ         des Überengagements an der Grenze zur Therapie und gleichzeitig nach Abgrenzung und Wahrung von emotionaler Distanz
ׅ         (Coffman 1997, 88-94; Müller 2013, 274; Fichtinger/Rabl 2014, 32),
ׅ     •   private Wohnung (Schonraum Artikel 13 GG) vs. Arbeitsplatz/ öffentlicher Raumׅ (Coffman 1997, 83; Müller 2013, 273;
ׅ          Fichtinger/ Rabl 2014, 32),
ׅ     •   Konflikte entzünden sich an Fragen zu unterschiedlichen Ordnungsvorstellungen (Müller 2013, 273),
ׅ     •   berufliche Pflege vs. nicht berufliche Pflege und damit verbunden der Vorrang der Angehörigen in der Pflege und die
ׅ          Notwendigkeit, sie zu „empowern“ (Coffman 1997, 89-92, Müller 2013, 274),
ׅ     •   Wechsel der zuständigen Pflegekräfte und damit der fremden Menschen, die die Wohnung betreten (Müller 2013, 272),
ׅ     •   Bildung unterschiedlicher Allianzen im Beziehungsgefüge Pflegende – Patient*innen/ Klient*innen – Bezugspersonen –
ׅ         Pflegeeinrichtung – Arzt – weitere Dienstleister im Gesundheitswesen (Müller 2013, 273),
ׅ     •   es besteht eine vorrangige Anwaltschaft für die zu pflegende Person (Coffman 1997, 87f).

In einer Sammlung von Narrativen an einer der kooperierenden Modellschulen zum Pflichteinsatz in diesem Setting wurden diese Problembereiche durch die beschriebenen Szenarien bestätigt. Hinzu kamen spezielle Aspekte, die sich aus dem Ausbildungskontext und der Schüler*innenrolle ergeben:
ׅ     •   Selbst nichts tun dürfen, da die Patient*innen bzw. v. a. die Angehörigen oder auch die anleitenden Pflegekräfte
ׅ          kein Vertrauen in ihre Kompetenz haben,
ׅ     •   Erfahrung von Langeweile und Eintönigkeit,
ׅ     •   mit Ablehnung, Abwehr (der eigenen und der der anderen) umgehen, aber auch Distanzlosigkeit erfahren,
ׅ     •   zu unterschiedlichen Ordnungsvorstellungen kommt Ekel,
ׅ     •   Beobachtung von Abwertung und verdeckter/ offener Gewaltausübung durch das Pflegeteam,
ׅ     •   allein auf sich gestellt ohne Anleitung arbeiten müssen.

Beide eingangs unterschiedenen ambulanten Versorgungsformen fokussieren jeweils einige der angeführten Konfliktpotenziale stärker, sodass sich die Kernthemen jeweils in dem einen oder anderen Arbeitsfeld besser verdeutlichen lassen. Da diese Lerneinheit darauf abzielt, die Lernenden zunächst auf das Arbeitsfeld vorzubereiten und dabei möglichst unterschiedliche Dimensionen des Feldes zu erschließen, wurde entschieden, in einem integrativen, generalistisch ausgerichteten Verständnis beide ambulanten Versorgungsformen und Altersgruppen durch mehrere Fallsituationen vorzustellen, auch wenn die sich damit ergebenden Proportionen nicht den realen Zahlenverhältnissen entsprechen. Ausgespart werden die eher systemisch ausgerichteten Konflikte der Dienstplaneinteilung und der mangelnden Anleitung, da sie nicht unmittelbar auf die Interaktion mit den zu pflegenden Menschen ausgerichtet sind. Weiterhin wurde das Thema der latenten oder offenen Gewaltausübung durch Pflegende nicht mit aufgenommen, da es zu späteren Ausbildungszeitpunkten vertieft in das Curriculum integriert wird.

Literatur

Literaturhinweise zur Kollegialen Beratung werden in Verbindung mit –> Kollegiale Beratung aufgeführt.

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