4. Semester,
Stunden gesamt: 4
Regelgeleitete Kommunikation
Kommunikatives Handeln
Die Rolle der Pflege in der Entscheidungsfindung zwischen Patient*in und Ärztin/ Arzt
„Und wer soll das jetzt entscheiden?“ – in Anlehnung an Klemperer 2014
Gestern kam Herr Garz (67 Jahre alt) wieder auf unsere Station. Er kam mir gleich wieder bekannt vor. Vor etwa drei Monaten hatte er einen Herzinfarkt und lag deswegen bei uns. Den hatte er ohne große Komplikationen gut überstanden. Diesmal ist er bei uns auf der Station, weil er im Alltag beim Treppensteigen oder schwer Tragen ein Druck- und Engegefühl im Brustkorb verspürt. Dies konn-te auch von den Ärzt*innen durch das Belastungs-EKG bestätigt werden. Durch das EKG konnten dann auch Hinweise auf Durchblu-tungsstörungen aufgezeigt werden. Unsere Stationsärztin Frau Kraimer stellte bei der Herzkatheteruntersuchung eine höhergradige Verengung eines Herzkrankgefäßes fest.
Die Diagnose lautet: Angina pectoris bei stabiler, koronarer Herzkrankheit. Heute bei der ärztlichen Visite schaute mich Herr Garz an und meinte: „Eigentlich möchte ich doch nur, wie die meisten Menschen, möglichst lange gut leben.“ Unsere Stationsärztin meinte darauf: „Grundsätzlich gäbe es jetzt zwei Behandlungsmöglichkeiten: Mit einer ‚optimalen medikamentösen Therapie‘ würden wir die Beschwerden sowie das Risiko für weitere Infarkte mindern und die Lebenszeit verlängern. Die Behandlung besteht in der Ein-nahme von bestimmten Medikamenten (Acetylsalicylsäure, Betablocker, ACE-Hemmer und Lipidsenker). Zweitens könnten wir zu-sätzlich zur optimalen medikamentösen Therapie die Engstelle mit einem Ballonkatheter aufweiten und durch eine Gefäßprothese (Stent) stabilisieren. Im Vergleich zur alleinigen medikamentösen Behandlung können wir dadurch das Engegefühl in der Brust zusätzlich verbessern, die Lebenserwartung verlängern. Jedoch bleiben die Risiken für künftige Herzinfarkte gleich.“
Als die Visite sein Zimmer verlässt, hält mich Herr Garz an der Hand zaghaft fest und fragt: „Und wer soll das jetzt entscheiden?“
1 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... erklären den Begriff Entscheidung, beziehen ihn auf diverse Alltagssituationen und benennen die Bedeutung von Entscheidungsfindung in der Pflege | Schritt 1-5: Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 | ... erweitern die Perspektive um Situationen, in denen Pflege-kräfte Entscheidungen im Berufsalltag treffen müssen/ sollen | Moderationskartenabfrage |
3 | ... bewerten die genannten Situationen nach der Schwere der Entscheidungsfindung | |
4 | ... erweitern die Perspektive um Situationen, in denen die Patient*innen Entscheidungen treffen müssen/ sollen, sowohl auf das Krankenhaus als auch auf die Langzeitpflege bezogen und ordnen auch diese Situationen wiederum hinsichtlich der Schwere der Entscheidungsfindung | |
5 | ... begründen ihre Entscheidung und identifizieren Faktoren, die den Schweregrad einer Entscheidung in medizinisch-pflegerischen Handlungsfeldern beeinflussen |
2 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lesen das Fallbeispiel, klären Verständnisfragen und mit Hilfe ihres Vorwissens die medizinischen Zusammenhänge, die für das Verständnis der Situation im Fall bedeutsam sind | Textarbeit -> Partner*innenarbeit -> Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 | ... diskutieren im Plenum die mögliche Entscheidung des Patienten | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch/ gelenkte Diskussion |
3 | ... lesen die Definitionen und Charakteristika der drei Modelle der Ärztin-/ Arzt-Patient*in-Beziehung (stellen ggf. Verständnisfragen) | Einzelarbeit -> Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
4 | ... beziehen die drei Modelle auf den konkreten Fall, spielen fiktive Szenarien gedanklich durch und diskutieren die möglichen Vor- und Nachteile für den Patienten | Partner*innenarbeit -> Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... lernen die Phasen des Shared-Decision-Making kennen und beziehen diese auf die Situation | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
1 Std. (davon Kommunikation: 1 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... sammeln - ausgehend von der Fallsituation - verschiedene Möglichkeiten zu der Rolle, die sie als Pflegekraft in der Entscheidungsfindung zwischen Ärztin/ Arzt und Patient einnehmen können | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, Arbeit mit Moderationskarten |
2 | ... identifizieren verschiedene Grenzen, an die sie als Pflegekraft in der Begleitung der klinischen Entscheidungsfindung von zu pflegenden Menschen stoßen und diskutieren die Gründe sowie Möglichkeiten und Erfordernisse für Veränderungen | Lehrer*in-Schüler*innengespräch/ gelenkte Diskussion -> Visualisierung mit Hilfe der Moderationskarten |
3 | ... formulieren ein gemeinsames Resümee mit Ausblick auf sich anschließende Praxiseinsätze und auf die sich zu einem späteren Zeitpunkt anschließende, vertiefende Lernsituation | gelenkte Diskussion, ggf. Verabredung eines Praxisauftrags zur Beobachtung und Sammlung von Situationen, in denen zu pflegende Menschen in verschiedenen Versorgungsbereichen Entscheidungen treffen müssen, Information zur curricularen Verortung der --> Partnerschaftliche Entscheidungsfindung (2/ 2) |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Parallelen
Entwicklung
Didaktischer Kommentar
Die Lernsituation besteht aus zwei Teilen. Der kürzere erste Teil der Lerneinheit setzt sich mit der Rolle der Pflege in der Beziehung zwischen Ärztin/ Arzt und Patient*in auseinander. Die Pflege tritt hier eher flankierend auf. Im zweiten Teil der Lernsituation steht die pflegerische Unterstützung des zu pflegenden Menschen bei auf die Pflege bezogenen Entscheidungen im Mittelpunkt. Die Lernenden sollen die Bedeutung einer umfassenden Recherche und vorhandener externer Evidenzen als eine Basis einer Entscheidungsfindung kennenlernen. Weiter sollen sie realisieren, dass sie die Entscheidungsfindung für den zu pflegenden Menschen durch Information und Beratung erleichtern können. Das Thema schließt an die Lerneinheiten zu den Themen Anleitung / Instruktion und Beratung an.