1. Semester,
Stunden gesamt: 8
Regelgeleitete Kommunikation
Kommunikatives Handeln
Pflegeerstgespräch – Klinikum, Innere Medizin*)
Pflegerin: Lilly Kurz (LK) / Patient: Hans Martens (HM) – Einweisung wegen einer Pneumonie
Das Gespräch wird einen Tag nach der Ankunft von Hans Martens im Krankenhaus geführt. Hans Martens sitzt im Bett, Lilly Kurz sitzt während des Gesprächs auf einem Stuhl daneben.
LK: Haach! Hier bei Ihnen ist es angenehm.
HM: Jaa. (Lacht) Sie sind ziemlich abgekämpft, ne?
LK: Abgekämpft? Nee, mir is nur warm. (Lacht) Haben Sie Ihre …
HM: Ja, ist es so warm?
LK: … haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht und den Speiseplan ausgefüllt?
HM: Ja, hab‘ ich. Jaja.
LK: So, dann kommen wir jetzt zum Vergnügen. (Lacht) So!
HM: Na ja. Es ist, an sich ist es gut, ne.
LK: Dass man die Möglichkeit überhaupt hat, ne. Ich hol mir mal einen Hocker.
HM: Jaja, wenn man sieht, wie bürokratisiert heute nicht nur Krankenhäuser, sondern alles ist, ne.
LK: Ja gut, ich meine, ganz beliebt sind eben Zettel, ne. Das ist halt, aber nun gut, sie helfen natürlich auch irgendwo weiter. Das kann man nicht anders sehen.
HM: Man kann alles zusammenfassen, man kann sich ein geschlossenes Bild da draus machen, nicht.
LK: Na, manches ginge vielleicht trotzdem einfacher.
HM: Hm.
LK: So, ehm, jetzt müssen wir mal ein kleines Aufnahmegespräch führen, wir zwei. Und zwar möcht‘ ich gerne wissen, eh, wenn irgendwas sein sollte, die, eh, Adresse beziehungsweise die Telefonnummer Ihrer Frau. Das ist ja null, vier, vier, ist das, ne, und dann?
HM: acht vier null … nee …
LK: Ganz langsam!
HM: Nee, Augenblick mal, ich komm gleich drauf.
(5 Sek. Pause)
LK: Ja, dann können wir ja auch erst mal weitermachen. Ist ja überhaupt kein Problem. Ehm, Sie war’n gestern in ’ner Begleitung und zwar sind Sie ja vom ADAC aus Bad Gastein zurückgeflogen worden, ne?
HM: Vom ADAC, ja. Vom Notdienst vom ADAC.
LK: Gut! So, dann müssen wir mal eben schauen. Ihr körperlicher Zustand ist – das heißt: Wie fühl’n Sie sich im Allgemeinen jetzt?
HM: Im Allgemeinen fühle ich mich jetzt schon wesentlich besser!
LK: Sie fühlen sich besser, aber Sie fühlen sich immer noch sehr – körperlich nicht so ganz fit, ne? Ein bisschen schlapp.
HM: Na ja gut, ich bin noch, ich bin noch ein bisschen schlapp und nicht, … eh, fit ist zu viel gesagt, ne.
LK: Na, ich hab das ja jetzt so ein bisschen auch gesehen…
HM: Jajajaja …
LK: … mit Unterstützung geht das ja alles schon ganz gut.
HM: Hm (längere Pause, 10 sec.).
LK: Ehm, meinen Sie denn wir sollten Ihnen … nee, ob wir Sie immer zur Toilette begleiten … denk ich mal, ist am günstigsten, dass Sie nicht alleine aufstehen. Im Moment noch nicht!
HM: Im Moment noch nicht.
LK: Solange … ja genau. Solange Sie, eh, noch so wenig Appetit hatten oder haben.
HM: Ja. Ja ich würde sagen vielleicht zwei, drei Tage, aber dann wird es sicher – man merkt das ja selber.
LK: Ja, wir können ja am Anfang das mit ’nem – dem Stühlchen noch machen …
HM: … machen, ja …
LK: … und dann können wir ja mal sehen, ob Sie an ’ner Hand – wenn jemand Sie führt, und dann können Sie ja auch vielleicht alleine gehen, und dann können wir entscheiden, ab wann Sie das …
HM: Ja, aber…, … ich bin da unten schon eh, mit Unterstützung gelaufen.
LK: Jaa.
HM: Ne, also das nix, eh, Neues, ne.
LK: Jaa.
HM: Nur, ich war zu unsicher, alleine zu gehen.
LK: Nee, das sollten Sie auf keinen Fall machen! Wenn Sie meinen, Sie haben das Bedürfnis – Sie können sich tagsüber auch gerne in einen Siesta-Stuhl setzen, dann schieben wir Sie gerne mal ans Fenster. Sie müssen nicht den ganzen Tag im Bett liegen, weil (es is) ja mit Ihrem Rücken ham wir ja gesagt, dass wir das ein bisschen entlasten. Ne, weil ja da diese zwei kleinen Stellen sind.
HM: Wir wollen ja auch dazu kommen, das Laufen wieder zu lernen.
LK: Wir wollen Sie gerne laufend nach Hause lassen. Genau! (11 Sek. / Schreibgeräusche) Gut. Sonst noch irgendetwas?
HM: Ich stell mir jedenfalls so vor, dass wir so in den nächsten zwei, drei Tagen langsam dazu kommen, dass ich, wenn von Ihrer Seite Hilfe gestellt werden kann, …
LK: … natürlich, …
HM: … dass ich auch mal durch den Park, eh, so ’ne Runde drehen kann. Damit man auch ein bisschen, eh, sich anstrengen muss, ne.
LK: Ja, da müsste – wir haben ja hier im Haus die Grünen Damen …
HM: Grüne Damen?
LK: Ja, genau. Vielleicht, eh, können wir die dann mal fragen, weil Sie haben ja – oder Sie gehen mit Ihrem Enkel. Das wäre ja … wenn – jetzt nich‘ in den nächsten zwei, drei Tagen aber dann, langfristig vielleicht.
HM: Ja, ja. Ich muss mal sehen, was der vorhat. Der ist Student, ne …
LK: Joo. … Wenn er dann mal da ist, das ist aber – ich würd‘ sagen, wir machen einen Schritt nach dem andern. Jetzt gucken wir mal erst, dass Sie im Zimmer …
HM: Nur, mein ich das als Ziel, nech.
LK: Ja, ja, genau.
HM: Denn ich muss ja nachher, wenn ich raus komm, muss ich auch selbständig mal hundert, zweihundert Meter laufen können.
LK: Natürlich. Ja, ich denke mal jetzt der … der nächste Schritt ist, dass Sie selbständig sich im Zimmer bewegen können. Da führ‘n wir Sie jetzt hin.
HM: Ja, ja.
LK: Eh, der Dr. Bolz hat auch Atemtherapie, so dass Sie auch von der Atmung, eh, lernen damit umzugehen …
HM: Hm.
LK: … wenn ’ne Atemnot eintritt oder Sie schlecht zu Luft kommen, wie Sie damit umgehn können. Ich denke, dann fühlen Sie sich auch sicherer, schon von daher.
HM: Ah, ja!
LK: Ne?!
HM: Ich hab auch da unten so Atem ….
LK: …therapie bekommen?
HM: … therapie bekommen.
LK: Ah ja! Wunderbar! Dann ist das ja nur noch mal unterstützend. (Pause, 4 Sek.) Gut, dann gucken wir jetzt mal weiter. Augenblick. Die zwei kleinen Stellen, ich schreib jetzt eben auf, dass Sie diese zwei kleinen Stellen hinten am Rücken haben. Dass wir da ein bisschen drauf aufpassen. Ne, dass Sie selber auch sehen, dass Sie …
HM: Auf was?
LK: … sich nicht zu häufig auf den Rücken – dass Sie auch mal die Seite sich ein bisschen …
HM: Ja …
LK: … drehen.
HM: Jaja.
LK: Oder Sie können sich zum Essen zum Beispiel durchaus auch mal auf die Bettkante setzen.
HM: Hm?
LK: Ne, die Beine baumeln lassen.
HM: Jaja.
LK: Das tut Ihrem Rücken sicher gut.
HM: Mh.
(Pause, 10 Sek. Schreibgeräusche)
LK: Soo. Ehm, müssen Sie irgendeine Diät leben oder dürfen Sie Vollkost?
HM: Nee.
LK: Ham Sie Zucker oder ist irgend etwas in der Richtung bekannt?
HM: Ich brauch keine besondere Diät. Nee.
LK: Höchstens hochkalorisch.
HM: Ja. So will‘s meine Frau – und ich bin gar nicht so dafür.
LK: Ja, ich bring Ihnen ja gleich noch das Getränk. Ehm, wie halten Sie’s mit Alkohol? Trinken Sie gelegentlich oder häufiger mal ein Gläschen?
HM: Ja, ein Gläschen Wein trink ich ganz gerne, ja.
LK: Abends. Hm. Das soll ja auch gar nicht so schlecht sein, ein Gläschen Rotwein, ne.
HM: Ja, eben. Rotwein oder auch Weißwein, ne, also.
LK: Hm. Haben Sie geraucht, oder rauchen Sie?
HM: Ich habe lange geraucht, aber, sagen wir mal, ’ne Sünde zu viel (lacht) in der Jugend zu viel gesündigt. Aber seit ungefähr fünfunddreißig bis vierzig Jahren rauch‘ ich überhaupt nicht mehr.
LK: Dann sind Sie auf jeden Fall Nichtraucher. (2 Sek.) Wie sieht‘s mit dem Schlafen aus? Zur Zeit schlafen Sie ja sehr unruhig.
HM: Zur Zeit schlaf ich schlecht, ne.
LK: Hm. … durch Schmerzen bedingt?
HM: Durch Schmerzen bedingt, ja. (2 Sek.) Hab‘ aber auch vorher schon die letzte Zeit nicht so – unregelmäßich, sagen wir mal geschlafen, ne.
LK: Holen Sie sich den Schlaf tagsüber dann ein bisschen nach?
HM: Bitte?
LK: Eh, hol‘n Sie sich den Schlaf dann tagsüber etwas?
HM: Och ja, nachmittags. Ich mein, wenn – da unten, wo wir jetzt da in den Ferien waren, da ham wir nachmittags natürlich immer ein Ruhestündchen eingelegt, ne.
LK: Hm. (2 Sek.) So und der Stuhlgang klappt normalerweise ohne? Das – heute hat‘s ja auch schon geklappt. Brauchen Sie gar nichts an Medikamenten …?
HM: Ich hab – im Allgemeinen kämpfe ich sehr gegen Verstopfung, ne.
LK: Ah, ja! Hm. Nehmen Sie da irgendwas? Zu Hause?
HM: Ja. Dieses, ehm, diese Körner. Wie heißen die?
LK: Leinsamen?
HM: Nein, nein, ehh, ach …
LK: Ach ja, eh, Agiolax.
HM: Agiolax!!
LK: Hm. (Pause, 3 Sek.). Wenn Sie merken, dass Sie bei uns auch Probleme bekommen, sollten Sie das bei der Visite erwähnen, dann kann das bei uns auch angesetzt werden. Ja?
HM: Auch angesetzt werden. Jaja.
LK: So, dann haben Sie – Sie tragen eine Brille. Zahnprothesen haben Sie oben und unten?
HM: Ja. So, eh, Stücke.
LK: Stücke. Aber rausnehmbare, ja?
HM: Ja. Nee, nee!! Nich‘ rausnehmbar!
LK: Alle fest?
HM: Alles fest.
LK: Ah! Gut. Ehm, ein Stock? Benutzen Sie einen Stock beim Gehen?
HM: Nein. Bisher Gott sei Dank nicht.
LK: Medikamente, ja, die sind ja bei uns sowieso geändert. Deswegen brauch‘ ich die Medikamente, da wird der Doktor – oder hat Sie sicher auch schon gefragt und sich angeschaut.
HM: Ja, also der hat mir da heute morgen oder gerade vorhin so‘n Ding – das is‘ ja grauenhaft, was ich da alles nehmen muss! Und diese dicken Dinger, die ich – ich hab‘ immer Schwierigkeiten …
LK: … beim Schlucken …
HM: … ne, beim Schlucken mit, eh, dicken Tabletten, und außerdem sind da noch nicht mal die berücksichtigt, eh, die ich eigentlich normalerweise vom Hausarzt täglich immer früher schon genommen habe, ne.
LK: Das ist die Herzmedikation, oder?
HM: Bitte?
LK: Alles, was die Herzmedikation betrifft, oder was war das?
HM: Jaja, ich hab da so’n – den bringt meine Frau wahrscheinlich nachher mit. Weil, das ist ’ne Aufstellung – genau. Aber wenn ich die noch dazu nehme, zu dem, was jetzt schon da ist. Dat, dat, dat …
LK: Na ja, vielleicht ist ja das eine oder andere Medikament das gleiche wie das, das Sie schon nehm‘ – genommen haben.
HM: Jaja, das müsste mal geprüft werden, ob man da nicht was …
LK: Wenn wir – wenn Ihre Frau das mitgebracht hat, werden wir das machen.
HM: Hm …
(Pause, 7 Sek.)
LK: Sind bei Ihnen irgendwelche Allergien bekannt? Auf Medikamente?
HM: Nein, nein.
LK: Oder auf Pollen?
HM: Nein.
LK: Hausstaub …?
HM: Nicht, dass man’s irgendwie fassen kann, ne. Bei meiner Frau sind’s mehr die Pollen im Frühjahr. Die machen sie fertig, aber bei mir ist da nichts bekannt.
LK: Und irgendwelche Lebensmittel, die Sie nicht vertragen können? Irgendwas bekannt?
HM: Och, wüsst ich eigentlich auch nicht.
LK: Wunderbar! Ehm jetzt geht‘s darum, wenn Sie wieder nach Hause entlassen werden. Sie leben mit Ihrer Ehefrau alleine?
HM: Ja.
LK: Versorgen sich auch alleine?
HM: Versorgen uns auch alleine.
LK: Wenn es irgendwelche Probleme geben sollte … Sie merken, dass Sie vielleicht nicht so fit werden, dass es Ihrer Frau zu viel wird. Da haben wir hier im Haus ein‘ Sozialdienst, so dass wir eventuell für Sie dann irgendwas tun können. Aber ich würd‘ sagen – ich will Ihnen das nur einmal gesagt haben …
HM: Nee, es is‘ so. Wir ham, eh, wir hatten früher en größeres Haus hier. Das ist uns zu viel geworden, und wir mussten es wegen der Größe aufgeben und in der Zeit, in der wir das große Haus hatten, da hatten wir eine Italienerin und einen Italiener als Hilfen.
LK: Die gestern hier mit waren?
HM: Ja, die gestern hier mit waren, ne. Und die sind uns treu und ergeben bis noch – also wir brauchen nur irgendeinen Wunsch zu äußern, dann steh’n die zur Verfügung.
LK: Ja, wobei wir ja auch die Möglichkeit – grad in Wertshausen ham wir ja diese Altenpflegedienste. Falls irgendwas …
HM: Gibt’s auch. Jaja.
LK: … falls irgendwas an Medikation noch laufen muss, wo Ihre Frau nicht mit zurechtkommt. Nur dass Sie es schon mal gehört haben. Wenn Sie entlassen werden, dass man da was machen kann!
HM: Nee, also Sie hätten einen Hilfsdienst hier …
LK: Wir könnten das von hier aus organisieren. Also, wenn – wenn Sie dann entlassen würden, dass dann sofort jemand für Sie bereitstünde.
HM: Jaja.
LK: Ne, nur, dass Sie das schon mal gehört haben. Dann brauchen Sie sich nicht jetzt schon Sorgen machen, was läuft, wenn das nicht so ist.
HM: Jaja. Das ist nämlich das Problem.
LK: Eben!
HM: Meine Frau – bei Ihrem Alter, die kann einfach nicht mehr so.
LK: Deswegen will ich‘s Ihnen einfach schon mal gesagt haben.
HM: Hm.
LK: Ne! Das können wir ja dann wunderbar für Sie organisieren, falls es nötig ist.
HM: Ja, ja, ja.
[…]
LK: Gut. Hm. Dann hätt‘ ich noch gerne Ihre Konfession.
HM: Meine?
LK: Ihre Konfession hätte ich noch gern, Ihre Religion.
HM: Was ist das denn?
LK: Ihre Religion. Sind sie katholisch oder evangelisch?
HM: Ach, Konfession.
LK: Ja (lacht).
HM: (Lacht) Evangelisch.
LK: (Lacht) Jaa, gut! (2 Sek.) Wunderbar. Haben Sie sonst noch irgend etwas, was ma – Sie meinen, das wichtig wäre?
HM: Nö, also ich mein, was ich bis jetzt festgestellt habe ist, von pflegerischer (Sicht bin ich) in guten Händen.
LK: Fühlen Sie sich wohl? Wollen wir mal gucken, ob Ihre Temperatur in Ordnung ist?
(Pause, 5 Sek.)
HM: (Lacht leise).
LK: Siebenundreißigeins.
HM: Das ist ja wunderbar.
LK: Das ist sehr gut! (6 Sek.)
HM: Da sind Sie sogar moderner als da unten.
LK: Dann möchte ich noch den Puls fühlen. Geben Sie mir Ihren Arm?
HM: Hm.
(18 Sek. Pause, LK fühlt den Puls).
LK: Zweiundsiebzig. Wunderbar! (2 Sek.) Schauen wir mal, was der Blutdruck macht. Trauen Sie sich denn zu, noch mal aufzustehen und auf die Waage zu steigen? Weil wir doch gerne Größe und Gewicht ermitteln würden.
HM: Wo – wie – wo meinen Sie? Hier? Auf diese Waage?
LK: Ja. Wenn ich direkt an das Bett komme?
HM: Jaa, das geht.
LK: Weil wir doch für die eine oder andere Untersuchung Ihre Größe und Ihr Gewicht benötigen.
HM: Mh. Ja, das können wir machen. Kein Problem.
LK: Kein Problem? (Lacht) Fängt die Mobilisation schon an. Rein ins Bett, raus aus dem Bett. (Lacht)
HM: (Lacht) Ja, ja, ja.
(12 Sek. Pause, in der LK den Blutdruck misst.)
LK: Sie haben einen relativ niedrigen Blutdruck. Hundertzehn zu sechzig.
HM: Ja, ich hab …
LK: Sind Sie daran gewöhnt?
HM: … ich hab‘ eigentlich von jung an einen niedrigen gehabt. Aber er hatte sich in den letzten Jahren wesentlich, so auf hundertzwanzig bis hundertfünfundzwanzig, verbessert, ne.
LK: Na ja, gut. Jetzt ist es natürlich auch en Ruheblutdruck. Sie liegen ja im Bett.
HM: Jaja. Jaja, ich bewege mich auch zu wenig.
LK: Ich werde Ihnen auch gleich noch ein’s mal bringen, und zwar etwas für Ihre Lippen. Die sind sehr trocken.
HM: Ja, die sind sehr trocken.
LK: Ich bring Ihnen mal ein bisschen Vaseline, damit das nicht so aufspringt, ne.
HM: Ja. Das wär lieb.
LK: So, darf ich Sie dann grad einmal bitten, auszusteigen, noch mal, aus dem Bett? (3 Sek.) Ihre Größe, können Sie mir die so sagen.
HM: Einsachtzig.
LK: Gut.
(Pause, Herr M. steigt mit Unterstützung auf die Waage).
LK: Mhm. (2 Sek.) Dreiundfünfzig Kilo! Wunderbar! So, einmal absteigen. Vorsichtich bitte! (2 Sek.) Dankeschön! So, das war‘s dann.
HM: Das war’s dann?
LK: Erst einmal. Jawohl. (3 Sek.) Wunderbar. Dann haben wir das alles erledigt. Bitte schön. (2 Sek.) Gut, dann nehm‘ ich den Plan mit, bring Ihnen noch was für die Lippen.
HM: Das wäre nett.
LK: Ich bedanke mich.
HM: (Fröhlich) Bitte sehr!
*) Quelle: Walther (2005): Erstgespräche zwischen Pflegepersonal und Patienten im Krankenhausalltag. Ein Transkriptband. http://www.verlag-gespraechsforschung.de/2005/pdf/pflege.pdf, Transkript Nr. 15 – Sprachlich überarbeitet, gekürzt und in der Darstellung der Transkription vereinfacht.
1 Std. (davon Kommunikation: 0,5 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... aktivieren ihre bis zu diesem Zeitpunkt erworbenen Kenntnisse zum Pflegeprozess und verorten hier die Begriffe "Pflegerisches Aufnahmegespräch" und "Pflegeanamnese" | Schritt 1-4: Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch oder Selbsterarbeitung in Partner*innen-/ Kleingruppenarbeit (Textarbeit + Arbeitsauftrag, vgl. z. B. Bohrer 2009, Arbeitsblatt 2 und 3), ggf. erweitert um lexikalische Definitionen weiterer zentraler Begrifflichkeiten |
2 | ... grenzen am Beispiel der Krankenhausaufnahme* Pflegeanamnese und medizinische Anamnese gegeneinander ab und nehmen dabei v. a. auf die unterschiedliche bzw. sich wechselseitig ergänzende Zielsetzung Bezug | * Hinweis: die Aufnahme in die stationäre Altenhilfe wird im Rahmen von Sequenz 4 vergleichend erarbeitet und später (2. Semester) vertieft |
3 | ... bestimmen wichtige Ziele und Inhalte eines pflegerischen Aufnahmegesprächs | |
4 | ... erarbeiten eine erste Leitfadenstruktur für den Aufbau eines pflegerischen Aufnahmegesprächs (Gesprächsaufbau, mögliche Gesprächsinhalte, deren Bedeutung für den Pflegeprozess und mögliche Gesprächsimpulse, um zu diesem Inhalt ein Gespräch zu initiieren) | Dokumentation dieses ersten Entwurfs für einen Gesprächsleitfaden (Tafelanschrieb, Flipchart, Overhead oder idealerweise digitale Lernplattform des Kurses -> er sollte im Prozess fortgeschrieben, aktualisiert, ergänzt, verbessert werden können) |
5 | ... untersuchen (evtl. vergleichen) die Aufnahmeunterlagen einer kooperierenden Klinik (Papierform, ggf. elektronische Patient*innen-Akte) und ermitteln, inwiefern diese mit dem entwickelten Gesprächsleitfaden kompatibel sind bzw. dieser ggf. ergänzt/ angepasst werden müsste | Partner*innen-/ Gruppenarbeit; ggf. Bezug zur (elektronischen) Patient*innen-Akte |
6 | ... diskutieren, ob es sinnvoll ist, die Aufnahmeunterlagen direkt als Gesprächsleitfaden zu nutzen bzw. welche Vor- / Nachteile ein zusätzlicher Leitfaden haben könnte | Plenum |
7 | ... klären den weiteren Verlauf der Lernsequenz |
2 Std. (davon Kommunikation: 1 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lesen das Transkript eines pflegerischen Anamnesegesprächs*, markieren sich dabei die Informationen, die sie als "hard facts" in die Pflegedokumentation übernehmen können; übertragen diese Informationen, vergleichen ihre Ergebnisse, klären Differenzen und Probleme bei der Übertragung eines "locker geführten Gesprächs" in Daten für ein formalisiertes Dokument | Einzelarbeit/ Partner*innen-/ Kleingruppenarbeit/ Plenum - * Vorschlag s. Fallbeispiel (orientiert an Walter, 2005), Nutzung der Anamneseunterlagen der Klinik bzw. einer Musterform der elektronischen Patient*innenakte |
2 | ... sammeln Eindrücke, die sie beim ersten Lesen des Gesprächs gewonnen haben | freie Assoziationen, die zunächst nicht hinterfragt werden und nebeneinander stehen bleiben sollten -> stichwortartige Notizen im Tafelanschrieb/ Flipchart bzw. auf einer entsprechenden Notizseite der digitalen Plattform der Lerngruppe/ Schule |
3 | ... lesen das Gespräch erneut aus einer anderen Perspektive, z. B. zu pflegende Person/ Pflegende*r/ Stationsleitung, und schätzen aus diesem Blickwinkel die folgenden Punkte ein: Gesprächseröffnung, Gesprächsaufbau/ roter Faden, Umgang mit Themenwechseln, Orientierung und Sicherheit für den zu pflegenden Menschen, Gesprächsende | Einzelarbeit |
4 | ... diskutieren ihre Ergebnisse mit anderen, die die gleiche Perspektive eingenommen haben | Kleingruppen, monoperspektivisch zusammengesetzt |
5 | ... tragen ihre Ergebnisse aus unterschiedlichen Perspektiven zusammen | Plenum, multiperspektivische Öffnung, ggf. auch Gruppenpuzzle oder Zahnrad o. ä. |
6 | ... überarbeiten den Leitfaden und bestimmen so Qualitätskriterien für ein gelungenes Aufnahmegespräch: Welche Bedingungen sollten geschaffen werden? (Struktur) Wie sollte das Gespräch gestaltet werden - worauf sollte die Pflegekraft achten? (Prozess) Welche Ergebnisse/ Ziele sollten erreicht sein? (Ergebnis) | Sicherung des Ergebnisses (Leitfaden) als Orientierungshilfe für Sequenz 3 |
3 Std. (davon Kommunikation: 3 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lesen vorgegebene Übergabeinformationen zu einer Person, mit der sie eine pflegerische Aufnahme (Kontext: Klinik) durchführen sollen | Kleingruppen als Stammgruppen (Zahl der Gruppen möglichst durch drei teilbar, um in Schritt 6 die Struktur der Triadenarbeit zu ermöglichen), Rollendefinitionen und die jeweiligen klinischen Rahmenbedingungen sollten möglichst innerhalb des Spektrums variieren, das bis zu diesem Zeitpunkt schon Gegenstand der Ausbildung war |
2 | ... aktivieren ihr Wissen zu der möglichen Situation der Patientin/ des Patienten und ergänzen ggf. durch eine kurze Überblicksrecherche | ggf. Kurzinfo zu Erkrankungen, Medikamenten, Verrichtungen (sollte keine Eigendynamik bekommen) |
3 | ... bestimmen - orientiert am erarbeiteten Leitfaden - die Schwerpunkte für das Gespräch und die Strategie und tauschen sich in ihrer Stammgruppe dazu aus | |
4 | ... nehmen anschließend die Patient*innenperspektive ein, lesen die Rollenbeschreibung der Patientin/ des Patienten, deren/ dessen Rolle sie übernehmen sollen und füllen ggf. Leerstellen durch eigene Ideen, ... tauschen sich in ihrer Stammgruppe über ihre Phantasien und Gedanken zu diesen "Fällen" aus | für die Patient*innenperspektive können unterstützende Fragen zur Einfühlung hilfreich sein |
5 | ... verdeutlichen sich in ihrer Stammgruppe kurz die Beobachtungsaufgabe | Hinweise zur Beobachtungsaufgabe |
6 | ... führen Aufnahmegespräche durch und reflektieren sie anschließend aus den unterschiedlichen Perspektiven | die Stammgruppen lösen sich auf und finden sich in Triaden zusammen; die Triaden sollten so zusammengesetzt sein, dass in drei Durchgängen jede*r einmal jede Perspektive einnehmen kann und dabei als Pflegekraft auf eine unbekannte Deutung aus der Patient*innenperspektive trifft; wenn die Dreiteilung nicht aufgeht, kann die Beobachter-perspektive doppelt besetzt werden oder wegfallen |
7 | ... finden sich in ihren Stammgruppen zusammen und tauschen sich über ihre Erfahrungen zur geplanten Gesprächsführung aus - identifizieren so Herausforderungen im Aufnahmegespräch und ggf. Lösungsmöglichkeiten | |
8 | ... tragen ihre Erfahrungen zusammen, insbesondere die Herausforderungen und bereits gefundene Lösungsmöglich-keiten, suchen ggf. weitere Lösungswege und überarbeiten den Leitfaden (Sequenz 2, Schritt 3-6) für ein Aufnahmegespräch in der Klinik | Diskussion im Plenum, moderiert, gelenkt und ggf. ergänzt durch Lehrer*in |
2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... bilden Hypothesen zu den Besonderheiten der Aufnahmesituation, die sich beim Einzug in eine Langzeitpflegeeinrichtung im Vergleich zur Krankenhausaufnahme ergeben | ggf. kurze Rückerinnerung an Unterrichtsmomente aus --> Frau Mauerhoff (Sequenz 3: "Wo bin ich?" - Umzug in ein Heim, Verlust von Zuhause und Heimat) - Brainstorming/ freie Assoziation/ Kartenabfragen im Plenum - Clusterbildung bzw. Ordnung anhand einer Strukturvorgabe durch Lehrperson |
2 | ... rezipieren ergänzend zusammengefasste Forschungsergebnisse zur Situation „Heimeinzug“* | Lehrer*invortrag bzw. Textarbeit - Ergänzung des Clusters - * (ggf. Dokument im Anhang nutzen) |
3 | ... vergleichen den Aufnahmebogen einer kooperierenden Einrichtung der stationären Altenhilfe mit dem der Klinik aus Sequenz 1, Schritt 5 | Einzel-/ Partner*innenarbeit |
4 | ... entwickeln auf der Grundlage ihrer Vorarbeiten in Sequenz 1-3 eine Version des Leitfadens für ein Aufnahmegespräch in der stationären Altenhilfe am Tag des Heimeinzugs | Einzel-/ Partner*innen-/ Kleingruppenarbeit -> Zusammenführung im Plenum |
5 | ggf. Entwicklung/ Verabredung eines Praxisauftrags |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Entwicklung
zum pflegerischen Aufnahmegespräch:
zum Einzug in eine Einrichtung der stationären Altenhilfe: