Frau Mauerhoff

Menschen mit Orientierungsstörungen und Verwirrtheitsproblemen/ beginnender Demenz pflegen

Gliederung

Der Fall

Die Lernsituation basiert auf Ausschnitten aus dem Dokumentarfilm „Der Tag, der in der Handtasche verschwand“ (M. Kainz 2000).

Situations-merkmale

Zielgruppe

  • Menschen im Erwerbsalter (30 – 69 Jahre)
  • ältere Menschen (ab 70 Jahre)

Setting

  • Akutklinik
  • stationäre Langzeitversorgung

Pflegeanlass

  • Unselbstständigkeit in der Selbstversorgung
  • Einschränkung in der Kognition / Orientierung (auch Demenz)
  • Herausfordernde Verhaltensweisen, psychische/soziale Problemlagen

Lernsequenzen

Sequenz 1 - Brainstorming "Demenz"

1-2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erläutern den demografischen Wandel und die Epidemiologie der Demenz und leiten Folgen für die Gesellschaft und den Pflegeberuf ab,
  • machen sich ihre eigene Einstellung gegenüber alten Menschen mit möglicherweise auftretenden Verwirrtheitsproblemen, Störungen der Orientierung bzw. einer Demenz bewusst,
  • verständigen sich über ihre Erfahrungen mit und ihre Vorurteile gegenüber älteren, in ihrem Verhalten und der Kognition veränderten Menschen.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... füllen einen Fragebogen aus, der ihre Einstellung als Berufsanfänger*innen gegenüber Menschen mit Demenz erfasst (Dementia Attitude Scale (DAS), Peng et al. 2011, 18f ) die Ergebnisse der Klasse sollten zunächst anonymisiert erhoben werden - idealerweise in einer elektronischen Form (nutzbar sind hierfür z. B. Tools aus dem Projekt CARO), um zur Reflexion von Erfahrungen, Lernprozessen und Forschungsergebnissen im 3./ 4. Semester bei der Wiederaufnahme des Themas zur Verfügung zu stehen, z. B. in --> Im Leben mit Demenz unterstützen, Sequenz 8, Schritt 2
2 ... tauschen sich aus über bereits bestehende Erfahrungen mit verwirrten, dementen, alten Menschen, z. B. aus dem privaten Umfeld (vgl. Teil B, Frage 4 im Fragebogen) und medialen Informationen Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - Alternative zur Arbeit mit dem Fragebogen: Satzanfänge, die die Artikulation von Vorurteilen anstoßen, vervollständigen lassen ("Alte Menschen sind ...", "Typisch für Menschen mit Demenz ist ...", ...)
3 ... erläutern exemplarisch ausgewählte Struk-turdaten und Grafiken zur demografischen Entwicklung und zur Häufigkeit von Menschen mit Demenz in den verschiedenen Lebens-/ Pflegebereichen und leiten daraus Konsequen-zen für ihren Berufsweg in der Pflege ab ggf. (abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit) Gruppenarbeit zur Deutung unterschiedlicher Grafiken/ Statistiken/ Texte (mit Möglichkeit zur Binnendifferenzierung), zusammenfassende Vorstellung der gewonnenen Erkenntnisse im Plenum
4 ... deuten den Satz "Kennt man einen Menschen mit Demenz, kennt man EINEN Menschen mit Demenz" (Haberstroh & Pantel, 2011) und kontrastieren ihn mit den vorangestellten Unterrichtsinhalten (unterscheiden dabei ggf. "induktiv" und "deduktiv") Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, Überleitung zur Vorstellung des Aufbaus der Lernsituation (Wandzeitung)
5 ... formulieren Lernfragen, was sie zum Thema lernen möchten und ordnen diese den Lernsequenzen zu eine Wandzeitung mit zugeordneten Lernfragen bleibt für die Dauer der Lernsituation hängen, Hinweis: im Mittelpunkt stehen zunächst die exemplarische Wahrnehmung von Verhalten, das Erkennen von Schwierigkeiten und Ressourcen, die Deutung von Wünschen und Bedürfnissen und die Verständigung von bzw. mit EINEM Menschen, der in seiner Orientierung, Kognition und Kommunikation eingeschränkt ist; die häufig vorgetragenen und nachvollziehbaren Wünsche von Lernenden nach umfassenden (insbesondere pathophysiologischen) Erklärungen für die Phänomene, die mit einer Demenz verbunden sein können, müssen weitgehend auf einen späteren Ausbildungszeitpunkt vertröstet werden (s. "Mögliche Verlinkung/ Weiterführungen")

Sequenz 2 - EINEM Menschen mit Demenz begegnen - Verhalten beobachten und beschreiben, Ressourcen und Probleme identifizieren, Grundregeln zur Interaktion ableiten und einen Überblick zum Phänomen der Demenz gewinnen

6 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • gewinnen Informationen über zu pflegende Menschen durch Beobachtung und Beschreibung von Verhalten,
  • unterscheiden zwischen der Beobachtung und der Deutung von Verhalten,
  • identifizieren Auswirkungen auf ausgewählte Aktivitäten des Lebens/ ABEDL,
  • leiten Ressourcen und Probleme aus ihren Beobachtungen ab,
  • unterscheiden zwischen Anleitungs-, Unterstützungs-, Hilfebedarf,
  • schätzen den jeweiligen Bedarf in ausgewählten ABEDLs ein,
  • nennen grundlegende Erklärungsansätze zum Phänomen Demenz/ Verwirrtheit/ Orientierungsstörungen -> Symptome, mögliche Ursachen, Beispiele für Orientierungsstörungen (Überblick - wird vertieft),
  • identifizieren Beispiele für grundsätzliche Merkmale einer Demenz anhand ihrer Beobachtungen von Frau M.,
  • erklären Grundlagen der Kommunikation bzw. Interaktion mit Menschen mit Demenz (MmD) und leiten daraus erste Ideen einer beziehungsorientierten Haltung gegenüber Menschen mit Demenz ab (noch ohne Verwendung der Begrifflichkeiten).

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... beobachten Frau M. in ausgewählten Filmsequenzen und unterscheiden hierfür zwischen Beobachtung und Deutung die Szenen 1.1, 1.2a, 1.3, 1.6, 2.4b, 3.4 (insgesamt ca. 10 Min.) werden zunächst einmal gezeigt – Eindrücke werden gesammelt („Ist Frau M. dement?" "Woran machen Sie das fest?" "In welchen Situationen könnte ein solches Verhalten auch als 'nicht-dement' gewertet werden?")
2 ... beobachten Frau M. gezielt zu ausgewählten Aspekten - (a) Kleidung + äußere Erscheinung, (b) Körperhaltung + Bewegungsabläufe, (c) Mimik + Gestik, (d) Sprache + Kommunikation - und leiten jeweils ab, welche Ressourcen und Probleme sie bei ihr sehen und vergleichen ihre Beobachtungen untereinander ggf. Arbeit mit dem Beobachtungsbogen (Anlage B)
3 ... informieren sich über zentrale Erkenntnisse der Pflege von MmD und stellen jeweils Bezüge zu ihren Beobachtungen von Frau M. her - (a) Begriffsklärungen: Verwirrtheit, Desorientierung, Demenz, (b) Formen der Orientierungsstörungen - räumlich, zeitlich, situativ, personal, (c) grobe mögliche Entwicklungsverläufe bzw. Stufen einer Demenz, (d) mögliche Einschränkungen der kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten von MmD Lehrer*invortrag ! - Details, z. B. zu verschiedenen Formen von Demenz, die umfangreichere anatomische und physiologische Kenntnisse voraussetzen, nur grob umreißen und auf die spätere Verortung im Curriculum verweisen ! -> v. a. solche Informationen sind hilfreich, die mit den Beobachtungen im Film verknüpft werden können
4 ... unterscheiden die Begriffe „Anleitungs-“, „Unterstützungs-“ und „Hilfebedarf“ und bilden zu ausgewählten ABEDL/ ATL durch ihre Beobachtungen begründete Hypothesen, welchen Bedarf sie bei ihr jeweils vermuten, z.B. zu "sich pflegen können", "essen und trinken können", "sich bewegen können", "für Sicherheit in der Umgebung sorgen können" -> Vorbereitung von Sequenz 4 Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
5 ... konzentrieren sich auf das ABEDL/ ATL "kommunizieren können" und treffen aufgrund ihrer Beobachtungen eine begründete Einschätzung der kommunikativen Fähigkeiten von Frau M. bzgl. Wortwahl/ Satzbau/ Verständnis der Anderen Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
6 ... sortieren Regeln/ Hinweise/ Empfehlungen zur Kommunikation/ Interaktion mit MmD dahingehend, ob sie ihnen sinnvoll für den Umgang mit Frau M. erscheinen und begründen ihre Entscheidungen Gruppenarbeit (Arbeit mit Karten/ Arbeitsblatt mit einer Zusammenstellung von Regeln, vgl. Anlage C bzw. Angaben in der angeführten Literatur)
7 ... diskutieren offene Punkte, bei denen in Gruppen im Plenum keine einvernehmliche Entscheidung getroffen werden konnte abschließender Austausch im Plenum

Sequenz 3 - "Wo bin ich?" - Umzug in ein Heim - Verlust von Zuhause und Heimat

3 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erklären das Relokationssyndrom (Verlegungsstresssyndrom/ NANDA: "Relocation Stress Syndrom") als Folge von Ortswechseln,
  • beschreiben Phänomene wie "Hinlauftendenzen"/ "Unruhezustände" und kennen erste Erklärungsansätze,
  • beschreiben räumlich sinnvolle Gestaltungen eines Pflegeheims: zur Optimierung von Arbeitsabläufen, in Bezug auf die Sicherheit von Heimbewohner*innen, im Interesse der "Kund*innenorientierung" - Wohnlichkeit, Orientierungshilfen, Ermöglichung sozialer Kontakte, … ,
  • nennen Aspekte der Kommunikation bei Orientierungsproblemen sowie Möglichkeiten, Orientierungshilfen zu geben,
  • nennen mögliche wichtige Aspekte der Zimmergestaltung für Menschen mit Demenz,
  • verständigen sich über bei ihnen aufkommende Gefühle gegenüber Frau M. in ihrer Orientierungslosigkeit,
  • verständigen sich darüber, welche Veränderung des Lebensgefühls der Verlust von Orientierung auslösen kann,
  • bilden eigene Hypothesen zu ausgewählten Verhaltensformen von Frau M., z. B. (Bewegungs)-Unruhe/ Hinlauftendenzen, und dem, was sie damit zum Ausdruck bringen könnte,
  • verständigen sich darüber, welche Bedeutung "Heimat" bzw. "zu Hause" für sie selbst hat und welche Gefühle der Verlust der eigenen Wohnung auslösen könnte,
  • deuten die Szene "ein Zimmer, in dem Liebe fehlt" (Szene 3.3),
  • verständigen sich über ihre Wahrnehmung der Atmosphäre in der Institution (vor und nach dem Umbau),
  • entwickeln Ansatzpunkte der Gesprächsführung mit Frau M., die ihr "Zuhause" sucht und Ideen, wie sie gut reagieren können, wenn gleichzeitig andere Aufgaben erledigt werden müssen (Szene 1.2/ 1.10),
  • entwickeln Ideen, wie sie Frau M. auf der Suche nach "dem Zuhause" und bei der Orientierung im neuen Wohnumfeld unterstützen können (Szene 2),
  • nehmen den Widerspruch wahr zwischen der Norm, Geduld und Verständnis für die Wünsche und Anliegen von Frau M. aufzubringen, und dem Gefühl, von dem ständig wiederkehrenden Selben genervt zu sein,
  • nehmen die Spannung zwischen dem Wunsch von Frau M. nach Beibehaltung des bisherigen Wohnumfeldes ("zu Hause") und dem Gefühl der Abhängigkeit und Hilfebedürftigkeit, die das Wohnen zu Hause erschwert oder unmöglich macht, wahr.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... sehen die Szenen 1.1 und 1.2a und tauschen sich darüber aus, wie die Pflegeeinrichtung (vor dem Umbau) auf sie wirkt und was diese Wirkung auslöst in der gesamten Sequenz: Lehrer*innen-Schüler*innen-Gespräch, ggf. im Wechsel mit Einzel-/ Partner*innenarbeit "Die fremde Umgebung Pflegeheim" -> Räumliche Gestaltung und Orientierungshilfen im Heim
2 ... beschreiben die Orientierungshilfen, die Frau M. dort zur Verfügung stehen, beurteilen, wie hilfreich diese sein können und entwickeln Ideen für weitere, für Frau M. sinnvolle Orientierungshilfen
3 ... sehen die Szenen 1.2b und 1.10 (ca. 4 Minuten) und sammeln erste Eindrücke (Wie empfinden Sie die Situation? Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, Sie sind Frau M. und man begegnet Ihnen so? Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, Sie sind die Pflegekraft und Frau M. kommt so zu Ihnen?) -> "Wo bin ich hier?" - Kommunikation mit Bewohner*innen mit räumlichen Orientierungsstörungen und Hinlauftendenzen -> bei ausschließlicher Ablehnung des Verhaltens der Pflegenden ggf. den Anforderungsdruck durch die Bewohnerin verstärken (Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, das geschieht im Laufe des Vormittags zum 5. oder 6. Mal?)
4 ... analysieren eine oder beide Szenen differenziert und beurteilen begründet, inwiefern Verständigung gelingt/ misslingt Partner*innenarbeit (ggf. m. Arbeitsauftrag in Anlage D - mehrfaches Abspielen der Szenen) - Zusammenführung der Ergebnisse im Plenum
5 ... entwickeln anhand der in Sequenz 2 erarbeiteten Regeln für die Kommunikation mit MmD Handlungs-/ Formulierungsalternativen
6 ... tragen zusammen, was sie mit den Begriffen "zu Hause" und "Heimat" verbinden und identifizieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer Einstellung zu diesen Begriffen
7 ... sehen die Szene 2.1 – 2.3 (ca. 5 Minuten), sammeln und deuten Beobachtungen (Wie verhält sich Frau M.? Welche Gefühle scheinen sie zu bewegen/ bringt sie zum Ausdruck? Welche Gedanken könnten ihr durch den Kopf gehen? Was könnten Heimat, Zuhause für Frau Mauerhoff bedeuten? Was könnte es für sie bedeuten, nicht mehr dort zu wohnen, sondern in einem „Heim“? Wie gestaltet der Pfleger/ Therapeut die Situation? Was gelingt in der Szene? Was misslingt?)
8 ... überlegen Handlungsalternativen zu dieser Szene
9 ... sehen die Szenen 3.1- 3.9 (ca. 1,5 Minuten) und vergleichen die Atmosphäre nach dem Umbau mit ihren Eindrücken in Schritt 1 (Betrachtung jeweils durch die eigene Brille, durch die der Mitarbeiter*innen und durch die der Bewohner*innen) und vergleichen diesen Heimneubau der 90er Jahre mit stationären Einrichtungen der Langzeitpflege, wie sie sie zum Teil kennen
10 ... lernen eine Begriffsdefinition für „Relokationssyndrom/ Relokations-Stresssyndrom/ Verlegungsstresssyndrom" (NANDA: "Relocation Stress Syndrom") kennen und überlegen, inwiefern dieses Phänomen auf die Situation von Frau M. zutreffen könnte Texteingabe
11 ... sehen die Szene 3.3 zwei- bis dreimal ohne Ton, beobachten und beschreiben die nonverbale Interaktion (Beschreibung: Wer tut/ zeigt was? – mögliche Deutung: Worum könnte es in der Interaktion aus Sicht der jeweiligen Person gehen? Was könnte die Person denken und fühlen?)
12 ... analysieren die Szene sequenziell im Hinblick auf die Handlungsmöglichkeiten der Pflegekraft, d. h. sie lesen den ersten Satz der Pflegekraft und die Antwort von Frau M. und überlegen dann Schritt für Schritt, wie die Aussage von Frau M. zu deuten sein kann und welche Kommunikationsmöglichkeiten aus der Perspektive der Pflegekraft jeweils alternativ möglich wären (vgl. Anlage) - Rückgriff auf die erarbeiteten Regeln zur Kommunikation/ Interaktion aus Sequenz 2

Sequenz 4 - In weiteren ABEDL Anleitung und Unterstützung geben

3 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • wenden die in einem vorangegangenen Unterricht erarbeiteten Prinzipien zum Aufbau der Unterstützung bei der Körperpflege (bzw. in einem anderen ABEDL) an,
  • entwickeln Grundprinzipien, die bei der Anleitung von Menschen mit Demenz zur Durchführung von Alltagshandlungen beachtet werden sollten,
  • planen eine konkrete Unterstützungssituation von Frau M. in einer Alltagssituation.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... vergegenwärtigen sich ihre Überlegungen aus Schritt 4 in Sequenz 2 und wählen eine oder mehrere Alltagssituationen aus, in denen es erforderlich sein kann, dass Frau M. pflegerische Unterstützung benötigt (waschen, duschen, frühstücken, …) Bildung einer geraden Zahl von Arbeitsgruppen - jeweils mindestens zwei Gruppen arbeiten themengleich
2 ... entwerfen einen Ablauf für die Reihenfolge der gewählten Handlung Gruppenarbeit (verdeckt gegenüber der Gruppe, die themengleich arbeitet)
3 ... konkretisieren für diesen Handlungsablauf möglichst genau, was sie denken, was Frau M. in dieser Situation selbst kann und wobei sie der Unterstützung bedarf ggf. einen orientierenden Leittext mit präzisen Fragen zu den möglichen Ressourcen und Defiziten in der Handlungssituation konzipieren (bzw. exemplarisch besprechen), z. B.: Kann Frau M. einen Waschlappen halten? Kennt sie das Wort "Waschlappen"? Weiß sie, was man mit einem Waschlappen tun muss, wenn man es ihr sagt? Weiß sie, was sie mit einem Waschlappen tun muss, wenn sie ihn in den Händen hält? ...
4 ... entwickeln Interaktionsansätze für die Momente, von denen sie denken, dass sie Frau M. im jeweiligen Handlungsschritt anleiten müssen spielen die entsprechenden Interaktionen zunächst in ihrer eigenen Gruppe durch (dokumentieren ggf. auf Video)
5 ... leiten eine fremde Person, die für sich Probleme und Ressourcen von Frau M. bestimmt hat, bei dieser Handlung an und stellen sich dabei auf mögliche Unterschiede zu der von ihnen entwickelten Vorstellung ein Gruppen, die themengleich gearbeitet haben, leiten sich wechselseitig - ohne vorherige Absprache - bei der durchzuführenden Alltagssituation an (dokumentieren ggf. auf Video)
6 ... tragen Erfolge und Schwierigkeiten aus den wechselseitigen Anleitungen zusammen und formulieren zentrale Erkenntnisse für die Anleitung/ Unterstützung von MmD in Alltagssituationen ggf. Vorführung von Schlüsselszenen (Video oder Rollenspiel) -> zentrale Ergebnisse sollten evtl. für die Fortsetzung/ Vertiefung der Arbeit im 3. Semester dokumentiert werden

Sequenz 5 - "Wer bin ich?" - Identität und Identitätsverlust

2 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • nennen einfache Definitionen der Begriffe Identität/ Identitätsverlust sowie Kontrolle/ Kontrollverlust,
  • nehmen in ihren eigenen Reaktionen auch die Befürchtung wahr, sich emotional zu sehr zu verwickeln (erste Annäherung im Sinne von "ist zulässig", wird im Verlauf der Ausbildung vertieft),
  • nehmen die Verwirrungen und Gefühle von Frau M. wahr und beschreiben, aufgrund welcher Beobachtungen sie auf diese Gefühle jeweils schließen,
  • deuten die Metapher „es müsste was Durchschlagendes sein“ (Szene 3.11), indem sie dieses Bild weiterdenken und ausgestalten,
  • deuten die innere Zerrissenheit von Frau M. und knüpfen dabei an die widersprüchlichen Gefühle an, die sie beim Besuch ihrer früheren Wohnung empfindet (Wunsch nach Autonomie und Kontrolle über das eigene Leben; Erleben des zunehmenden Verlustes der Orientierung zur eigenen Person/ Kontroll- und Identitätsverlust).

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... sehen die Szenen 1.7/ 2.4/ 3.2/ 3.5/ 3.11 (ca. 10 Minuten) und notieren auf Karten in verschiedenen Farben: Wie geht es mir, wenn ich diese Szenen sehe? Was denke ich, was Frau M. fühlen könnte? Einzel-/ Partner*innenarbeit
2 ... betrachten zunächst die Gefühle und Emotionen von Frau M. und die dazu erstellten Karten; belegen die dort bestimmten Beobachtungen möglichst genau mit Hilfe von kurzen Sequenzen und Einzelbildern hinsichtlich der Mimik, der Kör-persprache/ Gestik, des Tonfalls, der Wort- und Satzinhalte Lehrer*in-Schüler*innengespräch -> Moderationskarten clustern <- evtl. Kreisgespräch mit Karten auf dem Fußboden
3 ... lernen Kurzdefinitionen der Begriffe "Identität"/ "Identitätsverlust" sowie "Kontrolle"/ "Kontrollverlust" kennen und setzen sie für eine zusammenfassende Deutung der Perspektive von Frau M. ein Kurzdefinitionen als Präsentation, Handout oder Tafelanschrieb
4 ... betrachten ihre eigenen emotionalen Reaktionen und identifizieren Parallelen (und Abweichungen) zu den Gefühlen von Frau M.; lernen für die Parallelen den Begriff der "Resonanz" kurz umrissen kennen eine - kurze! - Problematisierung erfolgt nur, wenn sie von den Lernenden selbst eingebracht wird, ansonsten reicht an dieser Stelle der Verweis darauf, dass sie sich im Verlauf der Ausbildung mit diesem Phänomen noch ausführlicher auseinandersetzen werden, z. B. in --> Gefühlswirrwarr aufdröseln nach dem ersten Praxiseinsatz
5 ... erarbeiten Deutungen des Satzes "Es müsste was Durchschlagendes sein", indem sie in einem Brainstorming Bilder und weitere Metaphern zu dem sammeln, was "etwas Durchschlagendes" sein könnte, um zu einem genaueren Verstehen und im nächsten Schritt zu einer Entwicklung von möglichen Interaktionsangeboten zu gelangen Entwicklung eines Mind maps im Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch

Sequenz 6 - Reflexion des Lernprozesses und Entwicklung von Perspektiven

2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • treffen Aussagen darüber, was sie in dieser Lernsituation und in der Auseinandersetzung mit dem Film gelernt haben, und überprüfen, welche ihrer Lernfragen sie beantworten können,
  • formulieren Anforderungen, das Gelernte im Umgang mit Menschen mit Demenz in einem anschließenden Praxiseinsatz umzusetzen,
  • überprüfen und korrigieren ggf. ihre in der Einstiegssequenz benannten Vorstellungen und Vorurteile,
  • formulieren ihre persönlichen Ziele/ Aufgabenstellungen für den Umgang mit Menschen mit Demenz in einem anschließenden Praxiseinsatz,
  • nehmen das Spannungsfeld eines Autonomieverlusts durch Demenz und Heimeinzug wahr (- zu diesem Ausbildungszeitpunkt sollten die sich ergebenden Schlüsselprobleme noch nicht unbedingt tiefergehender bearbeitet werden),
  • reflektieren, inwiefern der Film auch Grenzen der Persönlichkeitsrechte von Frau M. überschreitet und wägen Argumente für und gegen ein solches Filmprojekt ab.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... betrachten den Film vollständig in seiner Ursprungsfassung Filmvorführung ohne Unterbrechung
2 ... kennen die Hintergründe zum Film Lehrer*invortrag
3 ... wägen die Vor- und Nachteile eines solchen Filmprojekts als Dokumentarfilm und hinsichtlich des Einsatzes in der Pflegeausbildung ab (auch im Vergleich mit einem Spielfilm) Diskussion - ggf. mit Gegenüberstellung und Priorisierung von Argumenten
4 ... betrachten die Wandzeitungen aus der Einstiegssequenz "Brainstorming zu Demenz" und "Lernfragen" nacheinander und vollziehen damit den Lernprozess nach zu 2-3: Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
5 ... klären, welche Lernfragen beantwortet sind bzw. wann offene Fragen im Verlauf der Ausbildung beantwortet oder vertieft werden und ob sich durch diese Lernsituation etwas an ihrer Vorstellung von Demenz verändert hat Bezug zur Wandzeitung aus Sequenz 1 - ggf. Anlegen eines Thesenspeichers und Weiterleitung an die Unterrichtenden in den aufbauenden Lernsequenzen (vgl. "Mögliche Verlinkung/ Weiterführung")
6 ... formulieren, worauf sie bei der Begegnung mit MmD in der Praxis achten möchten Einzelarbeit (evtl. mit Einsatz eines Lerntagebuchs)

Hinweise zur Unterrichts-vorbereitung

Voraussetzungen, Weiterführungen, Alternativen

Voraussetzungen


Weiterführungen

Anhang

Entwicklung


Dokumente

Literatur

Für eine ausführliche Literaturliste siehe auch –> Im Leben mit Demenz unterstützen.

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