1. Semester,
Stunden gesamt: 17-18
Reflexion
zu pflegende Person
Kommunikatives Handeln
Menschen mit Orientierungsstörungen und Verwirrtheitsproblemen/ beginnender Demenz pflegen
Die Lernsituation basiert auf Ausschnitten aus dem Dokumentarfilm „Der Tag, der in der Handtasche verschwand“ (M. Kainz 2000).
1-2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... füllen einen Fragebogen aus, der ihre Einstellung als Berufsanfänger*innen gegenüber Menschen mit Demenz erfasst (Dementia Attitude Scale (DAS), Peng et al. 2011, 18f ) | die Ergebnisse der Klasse sollten zunächst anonymisiert erhoben werden - idealerweise in einer elektronischen Form (nutzbar sind hierfür z. B. Tools aus dem Projekt CARO), um zur Reflexion von Erfahrungen, Lernprozessen und Forschungsergebnissen im 3./ 4. Semester bei der Wiederaufnahme des Themas zur Verfügung zu stehen, z. B. in --> Im Leben mit Demenz unterstützen, Sequenz 8, Schritt 2 |
2 | ... tauschen sich aus über bereits bestehende Erfahrungen mit verwirrten, dementen, alten Menschen, z. B. aus dem privaten Umfeld (vgl. Teil B, Frage 4 im Fragebogen) und medialen Informationen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - Alternative zur Arbeit mit dem Fragebogen: Satzanfänge, die die Artikulation von Vorurteilen anstoßen, vervollständigen lassen ("Alte Menschen sind ...", "Typisch für Menschen mit Demenz ist ...", ...) |
3 | ... erläutern exemplarisch ausgewählte Struk-turdaten und Grafiken zur demografischen Entwicklung und zur Häufigkeit von Menschen mit Demenz in den verschiedenen Lebens-/ Pflegebereichen und leiten daraus Konsequen-zen für ihren Berufsweg in der Pflege ab | ggf. (abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit) Gruppenarbeit zur Deutung unterschiedlicher Grafiken/ Statistiken/ Texte (mit Möglichkeit zur Binnendifferenzierung), zusammenfassende Vorstellung der gewonnenen Erkenntnisse im Plenum |
4 | ... deuten den Satz "Kennt man einen Menschen mit Demenz, kennt man EINEN Menschen mit Demenz" (Haberstroh & Pantel, 2011) und kontrastieren ihn mit den vorangestellten Unterrichtsinhalten (unterscheiden dabei ggf. "induktiv" und "deduktiv") | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, Überleitung zur Vorstellung des Aufbaus der Lernsituation (Wandzeitung) |
5 | ... formulieren Lernfragen, was sie zum Thema lernen möchten und ordnen diese den Lernsequenzen zu | eine Wandzeitung mit zugeordneten Lernfragen bleibt für die Dauer der Lernsituation hängen, Hinweis: im Mittelpunkt stehen zunächst die exemplarische Wahrnehmung von Verhalten, das Erkennen von Schwierigkeiten und Ressourcen, die Deutung von Wünschen und Bedürfnissen und die Verständigung von bzw. mit EINEM Menschen, der in seiner Orientierung, Kognition und Kommunikation eingeschränkt ist; die häufig vorgetragenen und nachvollziehbaren Wünsche von Lernenden nach umfassenden (insbesondere pathophysiologischen) Erklärungen für die Phänomene, die mit einer Demenz verbunden sein können, müssen weitgehend auf einen späteren Ausbildungszeitpunkt vertröstet werden (s. "Mögliche Verlinkung/ Weiterführungen") |
6 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... beobachten Frau M. in ausgewählten Filmsequenzen und unterscheiden hierfür zwischen Beobachtung und Deutung | die Szenen 1.1, 1.2a, 1.3, 1.6, 2.4b, 3.4 (insgesamt ca. 10 Min.) werden zunächst einmal gezeigt – Eindrücke werden gesammelt („Ist Frau M. dement?" "Woran machen Sie das fest?" "In welchen Situationen könnte ein solches Verhalten auch als 'nicht-dement' gewertet werden?") |
2 | ... beobachten Frau M. gezielt zu ausgewählten Aspekten - (a) Kleidung + äußere Erscheinung, (b) Körperhaltung + Bewegungsabläufe, (c) Mimik + Gestik, (d) Sprache + Kommunikation - und leiten jeweils ab, welche Ressourcen und Probleme sie bei ihr sehen und vergleichen ihre Beobachtungen untereinander | ggf. Arbeit mit dem Beobachtungsbogen (Anlage B) |
3 | ... informieren sich über zentrale Erkenntnisse der Pflege von MmD und stellen jeweils Bezüge zu ihren Beobachtungen von Frau M. her - (a) Begriffsklärungen: Verwirrtheit, Desorientierung, Demenz, (b) Formen der Orientierungsstörungen - räumlich, zeitlich, situativ, personal, (c) grobe mögliche Entwicklungsverläufe bzw. Stufen einer Demenz, (d) mögliche Einschränkungen der kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten von MmD | Lehrer*invortrag ! - Details, z. B. zu verschiedenen Formen von Demenz, die umfangreichere anatomische und physiologische Kenntnisse voraussetzen, nur grob umreißen und auf die spätere Verortung im Curriculum verweisen ! -> v. a. solche Informationen sind hilfreich, die mit den Beobachtungen im Film verknüpft werden können |
4 | ... unterscheiden die Begriffe „Anleitungs-“, „Unterstützungs-“ und „Hilfebedarf“ und bilden zu ausgewählten ABEDL/ ATL durch ihre Beobachtungen begründete Hypothesen, welchen Bedarf sie bei ihr jeweils vermuten, z.B. zu "sich pflegen können", "essen und trinken können", "sich bewegen können", "für Sicherheit in der Umgebung sorgen können" -> Vorbereitung von Sequenz 4 | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... konzentrieren sich auf das ABEDL/ ATL "kommunizieren können" und treffen aufgrund ihrer Beobachtungen eine begründete Einschätzung der kommunikativen Fähigkeiten von Frau M. bzgl. Wortwahl/ Satzbau/ Verständnis der Anderen | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
6 | ... sortieren Regeln/ Hinweise/ Empfehlungen zur Kommunikation/ Interaktion mit MmD dahingehend, ob sie ihnen sinnvoll für den Umgang mit Frau M. erscheinen und begründen ihre Entscheidungen | Gruppenarbeit (Arbeit mit Karten/ Arbeitsblatt mit einer Zusammenstellung von Regeln, vgl. Anlage C bzw. Angaben in der angeführten Literatur) |
7 | ... diskutieren offene Punkte, bei denen in Gruppen im Plenum keine einvernehmliche Entscheidung getroffen werden konnte | abschließender Austausch im Plenum |
3 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... sehen die Szenen 1.1 und 1.2a und tauschen sich darüber aus, wie die Pflegeeinrichtung (vor dem Umbau) auf sie wirkt und was diese Wirkung auslöst | in der gesamten Sequenz: Lehrer*innen-Schüler*innen-Gespräch, ggf. im Wechsel mit Einzel-/ Partner*innenarbeit "Die fremde Umgebung Pflegeheim" -> Räumliche Gestaltung und Orientierungshilfen im Heim |
2 | ... beschreiben die Orientierungshilfen, die Frau M. dort zur Verfügung stehen, beurteilen, wie hilfreich diese sein können und entwickeln Ideen für weitere, für Frau M. sinnvolle Orientierungshilfen | |
3 | ... sehen die Szenen 1.2b und 1.10 (ca. 4 Minuten) und sammeln erste Eindrücke (Wie empfinden Sie die Situation? Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, Sie sind Frau M. und man begegnet Ihnen so? Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, Sie sind die Pflegekraft und Frau M. kommt so zu Ihnen?) | -> "Wo bin ich hier?" - Kommunikation mit Bewohner*innen mit räumlichen Orientierungsstörungen und Hinlauftendenzen -> bei ausschließlicher Ablehnung des Verhaltens der Pflegenden ggf. den Anforderungsdruck durch die Bewohnerin verstärken (Wie geht es Ihnen, wenn Sie sich vorstellen, das geschieht im Laufe des Vormittags zum 5. oder 6. Mal?) |
4 | ... analysieren eine oder beide Szenen differenziert und beurteilen begründet, inwiefern Verständigung gelingt/ misslingt | Partner*innenarbeit (ggf. m. Arbeitsauftrag in Anlage D - mehrfaches Abspielen der Szenen) - Zusammenführung der Ergebnisse im Plenum |
5 | ... entwickeln anhand der in Sequenz 2 erarbeiteten Regeln für die Kommunikation mit MmD Handlungs-/ Formulierungsalternativen | |
6 | ... tragen zusammen, was sie mit den Begriffen "zu Hause" und "Heimat" verbinden und identifizieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer Einstellung zu diesen Begriffen | |
7 | ... sehen die Szene 2.1 – 2.3 (ca. 5 Minuten), sammeln und deuten Beobachtungen (Wie verhält sich Frau M.? Welche Gefühle scheinen sie zu bewegen/ bringt sie zum Ausdruck? Welche Gedanken könnten ihr durch den Kopf gehen? Was könnten Heimat, Zuhause für Frau Mauerhoff bedeuten? Was könnte es für sie bedeuten, nicht mehr dort zu wohnen, sondern in einem „Heim“? Wie gestaltet der Pfleger/ Therapeut die Situation? Was gelingt in der Szene? Was misslingt?) | |
8 | ... überlegen Handlungsalternativen zu dieser Szene | |
9 | ... sehen die Szenen 3.1- 3.9 (ca. 1,5 Minuten) und vergleichen die Atmosphäre nach dem Umbau mit ihren Eindrücken in Schritt 1 (Betrachtung jeweils durch die eigene Brille, durch die der Mitarbeiter*innen und durch die der Bewohner*innen) und vergleichen diesen Heimneubau der 90er Jahre mit stationären Einrichtungen der Langzeitpflege, wie sie sie zum Teil kennen | |
10 | ... lernen eine Begriffsdefinition für „Relokationssyndrom/ Relokations-Stresssyndrom/ Verlegungsstresssyndrom" (NANDA: "Relocation Stress Syndrom") kennen und überlegen, inwiefern dieses Phänomen auf die Situation von Frau M. zutreffen könnte | Texteingabe |
11 | ... sehen die Szene 3.3 zwei- bis dreimal ohne Ton, beobachten und beschreiben die nonverbale Interaktion (Beschreibung: Wer tut/ zeigt was? – mögliche Deutung: Worum könnte es in der Interaktion aus Sicht der jeweiligen Person gehen? Was könnte die Person denken und fühlen?) | |
12 | ... analysieren die Szene sequenziell im Hinblick auf die Handlungsmöglichkeiten der Pflegekraft, d. h. sie lesen den ersten Satz der Pflegekraft und die Antwort von Frau M. und überlegen dann Schritt für Schritt, wie die Aussage von Frau M. zu deuten sein kann und welche Kommunikationsmöglichkeiten aus der Perspektive der Pflegekraft jeweils alternativ möglich wären | (vgl. Anlage) - Rückgriff auf die erarbeiteten Regeln zur Kommunikation/ Interaktion aus Sequenz 2 |
3 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... vergegenwärtigen sich ihre Überlegungen aus Schritt 4 in Sequenz 2 und wählen eine oder mehrere Alltagssituationen aus, in denen es erforderlich sein kann, dass Frau M. pflegerische Unterstützung benötigt (waschen, duschen, frühstücken, …) | Bildung einer geraden Zahl von Arbeitsgruppen - jeweils mindestens zwei Gruppen arbeiten themengleich |
2 | ... entwerfen einen Ablauf für die Reihenfolge der gewählten Handlung | Gruppenarbeit (verdeckt gegenüber der Gruppe, die themengleich arbeitet) |
3 | ... konkretisieren für diesen Handlungsablauf möglichst genau, was sie denken, was Frau M. in dieser Situation selbst kann und wobei sie der Unterstützung bedarf | ggf. einen orientierenden Leittext mit präzisen Fragen zu den möglichen Ressourcen und Defiziten in der Handlungssituation konzipieren (bzw. exemplarisch besprechen), z. B.: Kann Frau M. einen Waschlappen halten? Kennt sie das Wort "Waschlappen"? Weiß sie, was man mit einem Waschlappen tun muss, wenn man es ihr sagt? Weiß sie, was sie mit einem Waschlappen tun muss, wenn sie ihn in den Händen hält? ... |
4 | ... entwickeln Interaktionsansätze für die Momente, von denen sie denken, dass sie Frau M. im jeweiligen Handlungsschritt anleiten müssen | spielen die entsprechenden Interaktionen zunächst in ihrer eigenen Gruppe durch (dokumentieren ggf. auf Video) |
5 | ... leiten eine fremde Person, die für sich Probleme und Ressourcen von Frau M. bestimmt hat, bei dieser Handlung an und stellen sich dabei auf mögliche Unterschiede zu der von ihnen entwickelten Vorstellung ein | Gruppen, die themengleich gearbeitet haben, leiten sich wechselseitig - ohne vorherige Absprache - bei der durchzuführenden Alltagssituation an (dokumentieren ggf. auf Video) |
6 | ... tragen Erfolge und Schwierigkeiten aus den wechselseitigen Anleitungen zusammen und formulieren zentrale Erkenntnisse für die Anleitung/ Unterstützung von MmD in Alltagssituationen | ggf. Vorführung von Schlüsselszenen (Video oder Rollenspiel) -> zentrale Ergebnisse sollten evtl. für die Fortsetzung/ Vertiefung der Arbeit im 3. Semester dokumentiert werden |
2 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... sehen die Szenen 1.7/ 2.4/ 3.2/ 3.5/ 3.11 (ca. 10 Minuten) und notieren auf Karten in verschiedenen Farben: Wie geht es mir, wenn ich diese Szenen sehe? Was denke ich, was Frau M. fühlen könnte? | Einzel-/ Partner*innenarbeit |
2 | ... betrachten zunächst die Gefühle und Emotionen von Frau M. und die dazu erstellten Karten; belegen die dort bestimmten Beobachtungen möglichst genau mit Hilfe von kurzen Sequenzen und Einzelbildern hinsichtlich der Mimik, der Kör-persprache/ Gestik, des Tonfalls, der Wort- und Satzinhalte | Lehrer*in-Schüler*innengespräch -> Moderationskarten clustern <- evtl. Kreisgespräch mit Karten auf dem Fußboden |
3 | ... lernen Kurzdefinitionen der Begriffe "Identität"/ "Identitätsverlust" sowie "Kontrolle"/ "Kontrollverlust" kennen und setzen sie für eine zusammenfassende Deutung der Perspektive von Frau M. ein | Kurzdefinitionen als Präsentation, Handout oder Tafelanschrieb |
4 | ... betrachten ihre eigenen emotionalen Reaktionen und identifizieren Parallelen (und Abweichungen) zu den Gefühlen von Frau M.; lernen für die Parallelen den Begriff der "Resonanz" kurz umrissen kennen | eine - kurze! - Problematisierung erfolgt nur, wenn sie von den Lernenden selbst eingebracht wird, ansonsten reicht an dieser Stelle der Verweis darauf, dass sie sich im Verlauf der Ausbildung mit diesem Phänomen noch ausführlicher auseinandersetzen werden, z. B. in --> Gefühlswirrwarr aufdröseln nach dem ersten Praxiseinsatz |
5 | ... erarbeiten Deutungen des Satzes "Es müsste was Durchschlagendes sein", indem sie in einem Brainstorming Bilder und weitere Metaphern zu dem sammeln, was "etwas Durchschlagendes" sein könnte, um zu einem genaueren Verstehen und im nächsten Schritt zu einer Entwicklung von möglichen Interaktionsangeboten zu gelangen | Entwicklung eines Mind maps im Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... betrachten den Film vollständig in seiner Ursprungsfassung | Filmvorführung ohne Unterbrechung |
2 | ... kennen die Hintergründe zum Film | Lehrer*invortrag |
3 | ... wägen die Vor- und Nachteile eines solchen Filmprojekts als Dokumentarfilm und hinsichtlich des Einsatzes in der Pflegeausbildung ab (auch im Vergleich mit einem Spielfilm) | Diskussion - ggf. mit Gegenüberstellung und Priorisierung von Argumenten |
4 | ... betrachten die Wandzeitungen aus der Einstiegssequenz "Brainstorming zu Demenz" und "Lernfragen" nacheinander und vollziehen damit den Lernprozess nach | zu 2-3: Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... klären, welche Lernfragen beantwortet sind bzw. wann offene Fragen im Verlauf der Ausbildung beantwortet oder vertieft werden und ob sich durch diese Lernsituation etwas an ihrer Vorstellung von Demenz verändert hat | Bezug zur Wandzeitung aus Sequenz 1 - ggf. Anlegen eines Thesenspeichers und Weiterleitung an die Unterrichtenden in den aufbauenden Lernsequenzen (vgl. "Mögliche Verlinkung/ Weiterführung") |
6 | ... formulieren, worauf sie bei der Begegnung mit MmD in der Praxis achten möchten | Einzelarbeit (evtl. mit Einsatz eines Lerntagebuchs) |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Entwicklung
Dokumente
Für eine ausführliche Literaturliste siehe auch –> Im Leben mit Demenz unterstützen.