Mein erster Tag …*

... auf der Inneren (... auf dem Wohnbereich/ ... auf der Kinderstation) - Versorgung von Menschen mit Durchfall und Stuhlinkontinenz (bei gleichzeitigen Orientierungsstörungen/ kognitiven Einschränkungen)

Gliederung

Der Fall

„Es war mein erster Tag auf der Inneren im Krankenhaus als Schülerin. Der erste Eindruck hat mich sehr schockiert: Fast alle Patienten waren älter und ich war entsetzt, wie sie sich zum Teil verhalten haben. So auch eine ältere Frau, etwa 80 Jahre. Sie war dement und inkontinent. Die erste Aufgabe, die ich also erhielt, war, die kotverschmierte Toilette zu putzen, die Frau zu duschen und frisch anzuziehen. Gerade fertig mit allem und bereit zum Blutdruckmessen ging das Spiel von vorne los. Also wieder auf die Toilette, putzen, duschen und frisch ankleiden. Darauf kam dann auch noch der Kommentar der Schichtleitung: „Kannst du nicht mal ein bisschen auf die Frau aufpassen? Die ganze Wäsche kostet auch Geld!“ Ich war darüber sehr enttäuscht, denn ich war sehr bemüht und hätte eigentlich schon mit ein wenig Anerkennung gerechnet. Ich dachte nur: „Du hast gut reden, sitzt den ganzen Tag vorm PC, und auf Hilfe von dir braucht man auch nicht hoffen!“

Nur so leicht war das Ganze nicht. Einmal kurz weggeschaut und die Patientin war schon wieder auf der Toilette verschwunden und kurz darauf war alles mit Kot verschmiert. Obwohl ich wusste, dass die Frau nichts dafür konnte, verzweifelte ich langsam, musste heftig schlucken, und es stieg die Wut in mir hoch. So ging es noch mehrmals am Vormittag und ich wünschte mir, ich könnte einfach nur heimgehen. Es war sehr anstrengend und ziemlich ekelig, aber im Endeffekt war die Frau auch irgendwie dankbar, dass sie jemand wieder sauber gemacht hat.“

Situations-merkmale

Zielgruppe

  • ältere Menschen (ab 70 Jahre)

Setting

  • Akutklinik
  • stationäre Langzeitversorgung

Pflegeanlass

  • Unselbstständigkeit in der Selbstversorgung
  • Inkontinenz
  • Einschränkung in der Kognition / Orientierung (auch Demenz)
  • Einschränkung in der Kommunikation

Lernsequenzen

Sequenz 1 - Ansprüche und Gefühle - Annäherung an die Fallsituation

1 - 2 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • formulieren für sich ihre individuellen Gründe für die Wahl des Pflegeberufs sowie ihre Ansprüche an "gutes" pflegerisches Handeln und tauschen sich mit anderen darüber aus,
  • tauschen sich über ihre Gedanken und Gefühle zu der beschriebenen Situation aus.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... formulieren den Anspruch, den sie an sich als zukünftige Pflegekraft haben ("Als gute Pflegekraft möchte ich …") Einzelarbeit; Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch mit Sammlung über Wandzeitung/ Flip-Chart/ Smart-Board
2 ... lesen das Narrativ/ die Narrative und notieren hierzu ihre Gedanken und Gefühle ("Wenn ich das lese, denke ich ….") Einzelarbeit am Fall; Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch mit Sammlung über Wandzeitung/ Flip-Chart/ Smart-Board als Gegenüberstellung
3 ... nehmen in einer ersten Annäherung die Spannungen zwischen ihren Ansprüchen und ihren emotionalen Reaktionen, Gedanken und Gefühlen (auch in ihrer Unterschiedlichkeit zwischen den Mitgliedern der Lerngruppe!) wahr und bringen diese zum Ausdruck ("Gefühlswirrwarr") Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch zum Vergleich der Gegenüberstellung
4 leiten aus dieser Annäherung Lernziele ab ("Im Unterricht zu diesem Fall möchte ich lernen, …") Kleingruppenarbeit; Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch im Plenum

Sequenz 2 - Bewusstsein von und Verständnis für Emotionen entwickeln, Wahrnehmung und Anerkennung von Emotionen [aus dem Unterrichtsbaustein Emotionale Kompetenz (Sequenz 1-3) von Partsch und Darmann-Finck(2024)]

6 - 8 Std. (davon Kommunikation: 4 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erläutern, ausgehend von ihren Erfahrungen, die Grundemotionen sowie deren Charakteristika und deren Einfluss auf das Handeln,
  • erläutern anhand unterschiedlicher Erfahrungen zentrale Begriffe und Erklärungsansätze für die Entstehung von Emotionen als Reaktion in unterschiedlichen Situationen,
  • erläutern den Emotionsprozess sowie das Konzept der Emotionsregulation und dessen Bedeutung für die professionelle Pflege,
  • erläutern den Zusammenhang von Wahrnehmung und Regulierung von Emotionen,
  • erläutern die Notwendigkeit und Normalität von Emotionen sowie deren Unveränderbarkeit,
  • erkennen die vorübergehende bzw. episodische Natur von Emotionen auf der Grundlage bisheriger Erfahrungen
  • nehmen ihre Gefühle und Emotionen in der Reflexion des ersten Ausbildungstages wahr und beschreiben diese,
  • vergleichen individuelle Unterschiede im Erleben von und im Umgang mit Emotionen,
  • verständigen sich über die individuelle Wahrnehmung und Einordnung von Emotionsreaktionen,
  • tauschen sich über die individuelle Wahrnehmung von Emotionen aus,
  • leiten Möglichkeiten ab, in emotional belastenden Situationen Emotionen wahrzunehmen und auszuhalten,
  • ermitteln Schwierigkeiten und Herausforderungen einer (bewertungsfreien) Wahrnehmung von Emotionen (Wahrnehmungsfokus, In-sich-Hineinspüren),
  • beurteilen die Tendenz, Emotionen zu bewerten,
  • begreifen Strategien, emotionale Reaktionen anzunehmen und zu akzeptieren, als Teil der Emotionsregulation,
  • ermitteln mögliche Herausforderungen in Bezug auf die Akzeptanz von Emotionen,
  • entwickeln Strategien, mit diesen Herausforderungen umzugehen.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 Diese Sequenz ist dem "Unterrichtsbaustein Emotionale Kompetenz" (Partsch und Darmann-Finck, 2024) Sequenz 1-3 gekürzt entnommen. Ausführliche Beschreibungen, Artikulationsschemata und Unterrichtsmaterialien finden sich unter dem im Literaturverzeichnis angegebenen Link. Die weiteren Sequenzen des Unterrichtsbausteins finden sich in den Lernsituationen "Die 4 Augen", "Gefühlswirrwarr auflösen" und "Setz dich an sein Bett" wieder. Unterrichtsbaustein: https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/19611 Unterrichtsmaterialien: https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/material/download/12203
2 ... erhalten eine Einführung in die kommende Einheit sowie einen Überblick über die Titel der einzelnen Lernsequenzen Zusammenhang zu dem Gesamtkonzept herstellen. Die einzelnen Sequenzen werden in nachfolgenden Lernsituationen wieder aufgegriffen.
3 ... hören den Anleitungstext, erinnern sich an ihren ersten Ausbildungstag und besonders an die Gefühle, die sie an diesem Tag wahrgenommen haben Plenum, Einzelarbeit, Erinnerungsreise (AN-LS1-Erinnerungsreise)
4 ... lesen und vervollständigen den Satz „An meinem ersten Ausbildungstag fühlte ich mich ...“ und halten dies digital und anonym fest (mehrere Nennungen erwünscht) Einzelarbeit, Kartenabfrage, Flinga (oder Metaplanwand), ggf. Hilfestellung durch Wortwolke (Info-LS1-Gefühlwörter); AA-LS1-Gefüh- le_erinnern_clustern
5 ... lesen die gesammelten Gefühle und diskutieren Unterschiede/ Gemeinsamkeiten der Gefühle; sammeln erste Ideen, diese thematisch zu clustern Kleingruppen, Clusterung, mit Flinga über jeweils einen Laptop oder ein Tablet
6 ... hören einen Kurzvortrag/-impuls, wonach es im Wesentlichen vier bzw. sechs Grundemotionen gibt, und diskutieren die Frage „Was glauben Sie, wie heißen diese vier (bzw. sechs) Grundemotionen?“ Unterrichtsgespräch, Kurzvortrag Grundemotionen: Freude, Trauer, Angst und Wut/Ärger (ggf. zusätzlich Ekel und Überraschung) --> Bezug zum Fallbeispiel
7 ... formulieren anhand der vorher gebildeten Cluster vier bzw. sechs Gruppen, überarbeiten ggf. ihre Cluster und formulieren die entsprechenden Grundemotionen, ergänzen diese nach Absprache auf ihrem Arbeitsblatt Clusterung, AB-LS1-Übersicht-Emotionen; Smartboard
8 ... recherchieren, erarbeiten und diskutieren (einfache) Erklärungsansätze für die Entstehung der Emotion, unterschiedliche Ausdrucksformen, die diese Emotion finden kann (Mimik, Gestik, Körperempfindung …), und gehen der Frage nach, welche Konsequenzen diese Emotion auf ihr Handeln haben kann und ggf. gehabt hat Gruppenarbeit, denken –austauschen; (Texte zu den einzelnen Grundemotionen vgl. z. B. bei Glasenapp 2021, S. 147ff.) AA-LS1-Grundemotion
9 ... erarbeiten ausgehend davon einen Steckbrief für jeweils eine Grundemotion und stellen diesen im Plenum vor; stellen ggf. Rückfragen/halten Rücksprache Plakate, Strukturvorlage Fotodokumentation; AB-LS1-Steckbrief
10 ... lesen die Impulse „Was sind Emotionen?“ und „Was bedeutet Emotionsregulation, und wofür benötigen wir sie?“ AB-LS1-Übersicht-Emotionen
11 ... diskutieren Definitionen von Emotionen und Emotionsregulation, leiten Begründungen für deren Notwendigkeit ab und diskutieren Ergebnisse zur Definition von Emotionen und Emotionsregulation und leiten gemeinsame Definitionen ab Murmelgespräch; Gruppenarbeit; Info-LS1-Emotionen-Emotionsregulation
12 ... verfolgen das Resümee und die Zusammenfassung: Darin wird der Zusammenhang zwischen auslösender Situation, Emotion, Emotionsregulation (mit einzelnen Teilkompetenzen) und Handeln hergestellt, etwa zu einer konkreten Grundemotion und einem Beispiel aus der Pflege Vortrag Unterrichtsgespräch mit Visualisierung; AB-LS1-Übersicht-Emotionen
13 ... vollziehenden Zusammenhang von Wahrnehmung und Regulierung von Emotionen nach: „Wenn wir erkennen, dass es sich bei einem Gefühl z. B. um Ärger handelt, können wir all unser Wissen über Ärger einsetzen, um mit diesem Gefühl konstruktiv umgehen zu können Kurzvortrag; Tafel/Smartboard; Übersicht der Lernsequenzen (ggf. mit Datum); AB-LS1-Übersicht-Emotionen, Übergang von Sequenz 1 zu 2
14 ... erarbeiten und diskutieren mögliche Schwierigkeiten in der Umsetzung der (neutralen) Wahrnehmung in emotional herausfordernden Situationen und leiten mögliche Handlungsempfehlungen ab (anschließende Abstraktion) Fallbezug, leitfragengestützte Gruppenarbeit und Präsentation, Hinweis: Atmung als möglicher Gegenstand der Wahrnehmung
15 ... verfolgen einen Kurzvortrag, in dem mit Bezug zu dem Narrativ der Zusammenhang zwischen der Tendenz zu bewerten und zu reagieren und deren Auswirkungen auf das Handeln hervorgehoben wird Vortrag mit Diskussion; Beispielsatz: „O.K., da ist/war [X]. Auf einer Skala von 0 bis 10 liegt die gerade bei [X]. Sie äußert sich in [X], die liegt gerade bei [X] und in [X], das liegt gerade bei [X].“
16 ... verfolgen einen Kurzvortrag, in dem der Zusammenhang von Unveränderbarkeit von Emotionen sowie deren Auswirkungen auf ihr Handeln mit Bezug auf die Akzeptanz von Emotionen betont wird Vortrag; Unterrichtsgespräch; Rückbezug: AB-LS1-Übersicht-Emotionen
17 ... lesen den Text „Akzeptanz“, beantworten die Leitfragen zum Text in Partnerarbeit und tauschen sich über ihre Ergebnisse mit einem weiteren Paar aus und halten zentrale Aussagen in einem Schaubild/Mindmap fest (ggf. Rückfragen im Plenum) Textarbeit; TE-LS3-Akzeptanz; AA-LS3-Akzeptanz
18 ... sammeln und diskutieren Ideen, welche Möglichkeiten der konkreten Umsetzung von Akzeptanz hilfreich sein und welche Herausforderungen dabei auftreten könnten Fallarbeit; Fragen verschriftlichen, Ideen auf zwei unterschiedlichen Moderationskarten sammeln, Metaplanwand vorbereiten, Narrativ aufgreifen
19 ... präsentieren und diskutieren Handlungsempfehlungen Präsentation im Unterrichtsgespräch
20 ... verfolgen das Resümee und die Zusammenfassung: Darin wird der Zusammenhang zwischen auslösender Situation, Emotion, Emotionsregulation, Wahrnehmung, Akzeptanz und Handeln hergestellt (ggf. klären sie Verständnisfragen) Kurzvortrag mit Verständnisfragen; AB-LS1-Übersicht- Emotionen

Sequenz 3 - Unterstützung beim Toilettengang leisten - Versorgung einer Patientin mit Kontinenzproblemen - technische Abläufe an individuelle Bedürfnisse anpassen

5 - 6 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erklären exemplarisch Entstehung und Formen von Durchfallerkrankungen (Einführung/ Überblick; kann/ sollte ggf. später vertieft werden),
  • nennen Ursachen und Auswirkungen von Stuhlinkontinenz (Einführung/ Überblick; kann/ sollte ggf. später vertieft werden),
  • erklären das erforderliche Hygienehandeln bei der Unterstützung beim Toilettengang und der Toilettenreinigung,
  • erklären einen schlüssigen Ablauf der Unterstützung nach dem Toilettengang (Intimpflege, Körperpflege, Kleidungswechsel, Versorgung mit Inkontinenzmaterial bei einer zu pflegenden Person mit erheblichen Defiziten in der Selbstpflege),
  • wenden fallbezogen Regeln einer verständnisvollen, wertschätzenden Kommunikation mit Menschen mit Demenz an und erweitern sie in Bezug auf die Problematik der Stuhlinkontinenz,
  • verstehen mögliche Wünsche/ Bedürfnisse der Patientin,
  • nehmen eigene innere Widersprüche wahr - zwischen dem Anspruch helfen zu wollen und als künftige Pflegekraft die Situation professionell zu bewältigen und dem Empfinden von Ekel, Widerstand und Abwehr.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... erarbeiten ein grundlegendes Verständnis von der Physiologie des Darmtraktes, aus dem sie sich grundlegende, pathophysiologische Zusammenhänge einer Durchfallerkrankung ableiten können - unterscheiden infektiöse und nichtinfektiöse Auslöser Einzel- / Partner*innenarbeit - Unterrichtsgespräch - Vortrag, Arbeitsblätter
2 ... erklären das Phänomen der Stuhlinkontinenz (im Vergleich zur Harninkontinenz) und identifizieren fallbezogen mögliche Ursachen Einzel- / Partner*innenarbeit - Unterrichtsgespräch - Vortrag, Arbeitsblätter
3 ... entnehmen der Patientindokumentation / unterschiedlichen Patient*innendokumentationen Hinweise zu den Ursachen von Durchfallerkrankungen und das damit verbundene Infektionsrisiko sowie zur Form der Stuhlinkontinenz zu Schritt 3-5 bzw. Sequenz 4, Schritt 3-8: Arbeit mit unter-schiedlichen Variationen der Pflegedokumentation, die der Fallsituation hinterlegt sein können (vgl. "Voraussetzungen") in arbeitsteiligen Kleingruppen (inkl. praktische Übungen) zur Begründung und Entwicklung von Handlungsabläufen
4 ... aktivieren ihre bisher gewonnenen Kenntnisse zum Hygienehandeln und zum Risiko der Keimverschleppung
5 ... planen in kleineren Gruppen den Ablauf der Inkontinenzversorgung der zu pflegenden Person, in dem sie die Handlungsregeln zur Körperpflege und Hygiene umsetzen

Sequenz 4 - Ethisch-normative Ansprüche an pflegerisches Handeln - die Patientin verstehen, verständnisvoll handeln und ihre Würde wahren

4 Std. (davon Kommunikation: 3 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erläutern Grundbegriffe der Ethik als normativen Orientierungsrahmen für pflegerisches Handeln (Einführung bzw. erste Annäherung, auch in Abgrenzung zu Moral),
  • definieren den Begriff der Menschenwürde,
  • orientieren sich im ICN-Ethikkodex für Pflegende, kennen ihn als ein wichtiges Dokument für die Orientierung pflegerischen Handelns und ziehen ihn fallbezogen als Begründungsrahmen heran,
  • orientieren sich an der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen und leiten Begründungen für ihre Haltung zur Versorgung der Patientin in der Fallsituation ab,
  • machen sich ihre eigenen Gefühle und Widerstände bewusst: gegenüber älteren zu pflegenden Menschen, gegenüber irritierenden Verhaltensweisen, gegenüber Inkontinenz - insbesondere Stuhlinkontinenz - und die Arbeit mit Ausscheidungen,
  • vollziehen das mögliche Erleben von Abhängigkeit aus der Sicht der Patientin nach,
  • verstehen mögliche Gefühle der Patientin wie Scham und Selbstekel, Angst vor Selbstverlust und die Angst davor, beschämt zu werden,
  • suchen Möglichkeiten, wie es in dieser Situation gelingen kann, sowohl die Würde der zu pflegenden Patientin als auch die eigene Würde zu wahren,
  • nehmen den inneren Widerspruch zwischen dem Anspruch, helfen zu wollen bzw. als künftige Pflegekraft die Situation professionell zu bewältigen, und dem Empfinden von Abwehr und Wut wahr.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... aktivieren ihre bisher gewonnenen Erkenntnisse zum Umgang mit Menschen mit Orientierungsproblemen/ Demenz Einzel-/ Partner*innenarbeit; Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
2 ... lesen ergänzend (ggf. arbeitsteilig) ausgewählte Textpassagen zu den ethischen Grundprinzipien pflegerischen Handelns, z.B. zum Begriff der Menschenwürde/ ICN-Ethikkodex für Pflegende/ Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen …, und filtern die Textpassagen heraus, die in Situationen, wie der im Fallbeispiel, handlungsleitend für die Versorgung der Patientin sein könnten/ sollten Einzel-/ Partner*innenarbeit mit Texten; Ergebnisdiskussion im Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
3 ... entnehmen einer Pflegedokumentation Informationen zur Patientin und ergänzen diese zu einem Rollenskript zu Schritt 3- 8: Arbeit mit Auszügen aus einer (fiktiven) Pflegedokumentation (vgl. Sequenz 3, Schritt 3) und Weiterführung der Gruppenarbeit aus Sequenz 3 mit Rollenspiel und Präsentation des Gesamtergebnisses
4 ... leiten für ein Rollenskript ab, welche Unterstützung sich die Patientin in dieser Situation von der Auszubildenden/ Pflegekraft wünschen könnte
5 ... ergänzen den geplanten Ablauf der Inkontinenzversorgung der Patientin aus Sequenz 3 um Aspekte der verbalen/ nonverbalen Kommunikation, mit denen sie auf die formulierten Wünsche der Patientin eingehen würden
6 ... integrieren ggf. erforderliche Maßnahmen zur Affektregulation von Ekel-/ Wutgefühlen gegenüber der Patientin (Sequenz 2)
7 ... spielen die in Sequenz 2 erarbeitete Versorgung, ergänzt um die erarbeitete Interaktion mit der Patientin, für sich durch ggf. Aufzeichnung auf Video
8 ... demonstrieren ihr Ergebnis und tauschen sich über die Unterschiede im Ablauf und in der Interaktion aus und entwickeln gemeinsam ein Idealbild von der Versorgung der Patientin Vorstellung der Rollenspiele bzw. der Videoaufzeichnungen und Diskussion im Plenum
9 ... diskutieren, an welche möglichen Grenzen die Verwirklichung dieses Idealbildes in der Praxis stoßen könnte und wie sie mit diesen Grenzen umgehen können/ wollen Diskussion im Plenum - ggf. szenisch, z. B. in der Form einer Diskussion zwischen verschiedenen Engelchen und Teufelchen, die die ideale Szene kommentieren

Sequenz 5 - "Lehrjahre sind keine Herrenjahre!" - "Werde ich medizinische Fachkraft oder einfaches Dienstpersonal?" - Grundfragen beruflichen Pflegens in der Institution

5 - 6 Std. (davon Kommunikation: 2 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erläutern Grundbegriffe im Professionsverständnis von Pflegenden (erste Einführung: Entwicklung des Pflegeberufs, helfen, Sorge, caring, ... Dienstleistung),
  • bestimmen die Aufgaben von Pflegekräften (und Auszubildenden) in der Institution,
  • kennen die anfallenden Büro- und Verwaltungsaufgaben von Pflegenden (Dokumentationspflicht),
  • kennen die Aufgaben von Stationsleitungen,
  • kennen die in der Institution definierten Abläufe zur Einarbeitung von Auszubildenden und die sich daraus ergebende Arbeitseinteilung,
  • benennen offene und verdeckte Strukturen auf einer Station und die stationsinternen Abläufe,
  • ordnen exemplarisch die Station in die Organisationsstruktur/ Organigramm bzw. in die Abläufe der Versorgungsprozesse der Klinik ein,
  • kennen Grundsätze zu Gesprächsstrategien im Umgang mit Vorgesetzten,
  • machen sich ihre eigenen Wünsche und Erwartungen an die Integration ins Arbeitsteam bewusst, z. B. den Wunsch, als Teil des Teams anerkannt zu werden (und dafür die Bereitschaft zu zeigen, ungeliebte Aufgaben zu übernehmen), oder die Enttäuschung/ Wut darüber, "niedrige" Tätigkeiten (ohne Anerkennung) durchführen zu müssen,
  • machen sich ihre persönliche Bewertung von unterschiedlichen Tätigkeiten/ Pflegeaufgaben bewusst und verständigen sich mit anderen darüber,
  • machen sich ihre eigenen Gefühle und Widerstände gegenüber Dienstanweisungen und Menschen in vorgesetzten Positionen bewusst und verständigen sich darüber,
  • machen sich ihre individuellen Lösungsstrategien im Umgang mit Wut und Abwehr bewusst und wägen ab, inwiefern sie neu erarbeitete Strategien integrieren können,
  • tragen mögliche Gründe zusammen, warum erniedrigende, schmutzige, anstrengende, langwierige, monotone, ... Aufgaben an Auszubildende delegiert werden - nehmen dabei einen Perspektivenwechsel vor,
  • reflektieren, inwiefern die Übernahme von ekelerregenden, schmutzigen Tätigkeiten als professionelle Aufgabe im Rahmen der Sorge oder als einfache Dienstleistung verstanden werden kann,
  • diskutieren die gesellschaftliche Bewertung des Pflegeberufs und der damit verknüpften, verschiedenen Tätigkeiten.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... betrachten die erarbeitete Darstellung ihres „Gefühlswirrwarrs“ und die formulierten Lernfragen aus Sequenz 1 und machen sich bewusst, welche Aspekte geklärt und welche noch offen sind Einzel- / Partner*innenarbeit
2 ... erarbeiten ihre Fragen / ergänzen ihre Vorkenntnisse hinsichtlich der institutionellen Rahmenbedingungen der Szene (Internistische Station: Organigramm, Aufgabenverteilung und Rollen im Pflegeteam…) Einzel- / Partner*innen- / Gruppenarbeit mit Handout bzw. Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
3 ... formulieren ihre Erwartungen an eine gute praktische Ausbildung und Praxisanleitung und kennen / vergleichen die Konzeption der Praxisausbildung der Schule und der Kliniken Partner*innen- / Kleingruppenarbeit; Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
4 ... kontrastieren provozierende Behauptungen über den Pflegeberuf und die von verschiedenen Berufsverbänden / Gewerkschaften, der Pflegewissenschaft und anderen Berufsgruppen (ggf. auch historisch) formulierten Ansprüche an die Berufsrolle der Pflegenden – und beziehen Stellung bzw. erweitern ihre persönlichen in Sequenz 1 formulierten Ansprüche Zusammenstellung von unterschiedlichen Textauszügen -> stumme Diskussion / Schreibgespräch -> Formulierung einer eigenen Position

Sequenz 6 - Persönliche Vorbereitung auf den Praxiseinsatz

2-6 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • bereiten sich auf einen Praxiseinsatz vor,
  • nennen verschiedene klinische Einsatzbereiche der stationären Langzeitversorgung,
  • identifizieren für den Bereich ihres Orientierungseinsatzes die dort gegebenen Strukturen und Anforderungen,
  • machen sich ihre persönlichen Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen hinsichtlich des Orientierungseinsatzes bewusst und formulieren ihre persönlichen Vorsätze für die Interaktion mit den zu pflegenden Menschen in der Zusammenarbeit mit der Praxisanleitung und im Stationsteam.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... tragen ihre Erkenntnisse aus der Lernsituation zusammen und leiten daraus Wege ab, um sich auf einen praktischen Ausbildungseinsatz vorzubereiten Partner*innenarbeit bzw. Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
2 ... sind über die strukturellen und inhaltlichen Gegebenheiten in ihrem Orientierungseinsatz informiert - finden sich in Kleingruppen mit Mitschüler*innen zusammen, die auf ähnlichen Stationen eingesetzt sind Kleingruppenarbeit
3 ... recherchieren zum Einsatzbereich und zur Klinik, nehmen Kontakt zur Station auf und tauschen sich über diese Informationen aus Kleingruppen-/ Einzel-/ Partner*innenarbeit
4 ... formulieren ihre persönlichen Ziele für den Praxiseinsatz Einzelarbeit - Austausch in der Kleingruppe
5 ... stellen ihre Ergebnisse im Plenum vor und tauschen sich darüber aus Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch/ Plenum

Hinweise zur Unterrichts-vorbereitung

Voraussetzungen, Weiterführungen, Alternativen

Voraussetzungen


Weiterführungen


Parallelen

Anhang

Entwicklung

Literatur

insbesondere zu Emotionen und Emotionspsychologie:

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