3. Semester,
Stunden gesamt: 22
Reflexion
Pflegende und Lernende
zu pflegende Person
Kommunikatives Handeln
Menschen im hohen Alter, die sowohl in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt als auch schwermütig sind bzw. an einer (reaktiven) Depressionen leiden, pflegerisch unterstützen
Wie ein schwerer Kartoffelsack
„Auf Wohnbereich B hatte ich einen Bewohner, Herrn Seiler, der sehr schwermütig und traurig wirkte. Der Grund war, weil sein Enkel sich umgebracht hatte. Er redete sehr wenig mit dem Pflegepersonal und war eher zurückgezogen und ruhig. In seiner Akte stand, dass er an einer reaktiven Depression leidet.
Ich ging mit dem Patienten öfter am Tag den Gang im Flur auf und ab. Er schob den Rollator gut vor sich hin, doch hatte ich als Schülerin immer Angst, dass er schnur-stracks zusammenfällt. Denn der Patient hatte vor kurzem eine Zehenamputation und sein Gleichgewicht war unkontrolliert. Er war schon alt, 92 Jahre, und sehr depressiv. Ich versuchte mit ihm unter dem Spaziergang viel zu reden und Vertrauen zu schöpfen, doch die meiste Zeit redete ich selbst. Wir legten immer wieder Pausen ein, damit sich seine Füße erholen. Seine Bewegungen waren wie ein schwerer Kartoffelsack, der sich träge voran schob. Meist starrte er auf den Boden und versuchte so schnell wie möglich wieder auf seinem Zimmer zu sein.“
1,5 - 2 Std. (davon Kommunikation: 0,5 - 1 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... entwickeln in Kleingruppen Standbilder bzw. kurze Spielszenen zum Narrativ und demonstrieren diese im Plenum | Körperübungen (ggf. mit Fotodokumentation), Arbeit an Haltungen - Standbildverfahren (Fotodokumentation) bzw. Kurzrollenspiele |
2 | ... schreiben selbst ein Narrativ zu einer Situation aus dem Praktikum, an die sie durch das Fallbeispiel erinnert werden - einige Beispiele werden im Plenum veröffentlicht und allgemeinzugänglich dokumentiert | Schreiben von Narrativen |
3 | ... entwickeln Lernfragen zur Fallsituation, die den Lernsequenzen zugeordnet werden | Kartenabfrage |
7 - 7,5 Std. (davon Kommunikation: 1 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... betrachten die Fotos zu den Standbildern aus der Einstiegssequenz und sammeln möglichst viele Adjektive, wie die Darstellung von Herrn Seiler wirkt | Unterrichtsgespräch - freie Assoziation |
2 | ... aktivieren ihr Wissen über verschiedene Erklärungsmodelle für die Entstehung von Emotionen und Stimmungen und erweitern es um die mit depressiven Episoden verbundenen Affekte | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, Lehrer*invortrag (Systematisierung, kurz) |
3 | ... recherchieren möglichst breit zur "Diagnose" reaktive Depression, stellen die Ergebnisse für sich zusammen und präzisieren Fragen für ein Expert*innengespräch (Erklärungsansätze, Ursachen, Therapie, ...) | Eigenrecherche |
4 | ... tragen ihre Rechercheergebnisse in der Lerngruppe zusammen und klären offene Fragen mit einer Expertin / einem Experten der psychiatrischen Pflege/ Therapie | Plenumsdiskussion - Expert*innengespräch |
5 | ... kennen den Diagnoseschlüssel des ICD-10 F.30 - 39 (Affektive Störungen, v.a. F 32/ 33) und identifizieren die bei Herrn Seiler beobachtete Symptomatik | Expert*innenvortrag |
6 | ... diskutieren die Problematik psychiatrischer Diagnosen | Plenumsgespräch |
7 | ... kennen epidemiologische Daten zu Depression und Depression im Alter | Lehrer*in- / Expert*innen-Vortrag |
8 | ... kennen Therapieformen bei Depressionen (im Alter) - Überblick, wird in Sequenz 4 fallspezifisch konkretisiert | Lehrer*in-/ Expert*innen-Vortrag |
9 | ... integrieren die erarbeiteten Erkenntnisse und wenden sie fallbezogen in Verbindung mit der Deutung der für Herrn Seiler geschilderten, kritischen Lebensereignisse an | Plenumsgespräch/ orientiert am Prinzip einer Fallbesprechung |
10 | ... kennen Erklärungsansätze und mögliche Zusammenhänge zwischen emotionalem Erleben, Biografie und Persönlichkeitsentwicklung | zusammenfassender Lehrer*invortrag |
11 | ... haben Raum, über ihre eigene Betroffenheit, ihre Einstellung zu und ihren Umgang mit psychischen Erkrankungen zu sprechen | Plenumsgespräch |
3 Std. (davon Kommunikation: 3 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... erklären und deuten die Reaktion der Pflegenden/ Erzäh-lerin in der Situation (bzw. auch ihre eigenen Reaktionen in vergleichbaren Pflegesituationen, vgl. Sequenz 1) mit Hilfe von bekannten Erklärungsansätzen in Verbindung mit Empathieentwicklung | Einzelarbeit mit gezieltem Arbeitsauftrag -> Kleingruppenarbeit bzw. Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch zur Auswertung |
2 | ... lernen das psychodynamische Modell zur Übertragung / Gegenübertragung kennen und wenden es im Vergleich zu Schritt 1 an, ... machen sich dabei insbesondere auch eigene Erfahrungen im Umgang mit Krisen, Trauer, Verlust und Stimmungstiefs bewusst, die durch die geschilderte Situation 'zum Klingen' gebracht werden, ... differenzieren bewusst zwischen der Wahrnehmung eigener Gefühle und denen der zu pflegenden Menschen, ... wägen ab, welches Erklärungsmodell ihnen situativ bzw. für ihr professionelles Handeln hilfreicher erscheint | Text(einzel)arbeit -> Kleingruppenarbeit, durch gezielte Arbeitsaufforderungen gesteuert -> Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch zur Auswertung |
3 | ... lernen Regeln zur Kommunikation mit zu pflegenden (alten) Menschen kennen, die depressive Reaktionsformen zeigen | Textarbeit (Einzelarbeit) |
4 | ... erproben die fallspezifische Eignung unterschiedlicher Gesprächsangebote für die Situation (Was tut mir gut? Was tut Herrn Seiler gut?) | Erarbeitung von Lösungsbeispielen in Gruppen, ggf. mit offener Form für die Veröffentlichung (Rollenspiel als Präsentation, Videografie, Entwicklung eines Dialogs, Fotoroman mit Standbildern, ...) |
8 Std. (davon Kommunikation: 3 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... sammeln die in der Fallsituation beschriebenen bzw. vermutbaren Pflegeprobleme und Ressourcen | Partner*innenarbeit bzw. schriftliche Übung - Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch bzw. Rückmeldung zu den Arbeitsergebnissen |
2 | ... unterscheiden Pflegediagnosen von ärztlichen / psychiatrischen Diagnosen | Lehrer*invortrag oder wiederholendes Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch in Abhängigkeit von den bereits vermittelten Vorkenntnissen |
3 | ... entwickeln eine differenzierte Pflegediagnostik zum Fall, ggf. ergänzt durch Daten aus der Pflegedokumentation von Herrn Seiler | Partner*innenarbeit bzw. schriftliche Übung, Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch bzw. Rückmeldung zu den Arbeitsergebnissen |
4 | ... aktivieren ihre Kenntnisse über den Bewegungsapparat - deuten mit deren Hilfe Gründe für Haltungsveränderungen und Bewegungseinschränkungen | Methoden der Reaktivierung und Wiederaneignung von Kenntnissen der Anatomie und Krankheitslehre - praktische Übungen mit wechselnden Rollen |
5 | ... reflektieren den Zusammenhang zwischen innerer und äußerer Haltung | Kleingruppenarbeit |
6 | ... erklären die Folgen für das Gangbild, wenn die Zehen fehlen bzw. der Vorfuß | Kleingruppenarbeit |
7 | ... identifizieren die Pflegediagnosen, die eine Unterstützung durch gezielte Aktivierungsangebote erforderlich machen bzw. nahe legen und gruppieren diese nach unterschiedlichen Therapie-Schwerpunkten (Bewegungs- / Physiotherapie, Ergotherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie, Biografiearbeit, ...) | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
8 | ... erarbeiten in Neigungsgruppen zunächst differenziert zu den verschiedenen physiologischen bzw. psychosozialen Pflegediagnosen geeignete Aktivierungsangebote für Herrn Seiler als Einzelpersonen bzw. im Gruppenangebot | Schritt 6 und 7: Kleingruppen (Neigungsgruppen) zu Therapieschwerpunkten durch: (1) Literatur- / Internetrecherche, (2) Expert*innengespräche, gestützt durch gezielten Arbeitsauftrag |
9 | ... integrieren in das zu entwickelnde Angebot, soweit erforderlich, gezielt Hilfsmittel und Materialien, z. B. zum Ausgleich von Bewegungseinschränkungen bzw. als Anregung/ Motivator, und wägen die jeweiligen Vor- und Nachteile ab | |
10 | ... stellen sich ihre Ergebnisse zu möglichen Angeboten mit unterschiedlichen Therapieschwerpunkten vor und leiten geeignete, integrative Vorschläge für Kurzinterventionen ab, die die Pflegekraft Herrn Seiler in dieser Situation machen könnte | Schritt 8 und 9: integrativ zusammengesetzte Kleingruppen (Prinzip: Gruppenpuzzle/ Jigsaw-Methode) |
11 | ... entwickeln zu ihrer integrativen Kurzintervention eine kleine Spielszene, ausgehend von einem Standbild aus der Fotodokumentation in Sequenz 1 | szenisches Spiel, ggf. Video |
12 | ... stellen die Vorschläge für Kurzinterventionen vor | Vorstellung im Plenum |
13 | ... diskutieren anhand der Arbeitsergebnisse Möglichkeiten und Grenzen (pflege-)therapeutischer Interventionen in dieser konkreten Situation | Schritt 13 und 14: Plenumsdiskussion, -> ggf. konfrontatives Aufbrechen der gefundenen Ideallösungen im Rollenspiel, indem von einer anderen Haltung von Herrn Seiler ausge-gangen wird <- die Diskussion möglichst auf die konkrete Interaktion zwischen Herrn Seiler und der Pflegekraft zurückführen und nicht auf mögliche (sicher gegebene) Begrenzungen durch den institutionellen Rahmen |
14 | ... diskutieren Möglichkeiten und Grenzen der Biografiearbeit vor dem Hintergrund des Schutzes von persönlichen Daten |
2 Std. (davon Kommunikation: 0 - 0,5 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... vergegenwärtigen sich anhand des Lernsituationsschemas den Unterrichtsverlauf | zu 1-3: Partner*innenarbeit |
2 | ... beantworten Musterfragen für eine integrative, fallbezogene Klausur, die sich an dem für die Schule gängigen Muster orientiert, z. B. nach Taxonomiestufen | Einzelarbeit |
3 | ... überlegen, was sie für sich gelernt haben und beziehen dabei die Narrative der Einstiegssequenz ein | Einzelarbeit |
4 | ... evaluieren die Lernsituation bezogen auf ihren Lernerfolg | Plenumsgespräch |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Entwicklung