3. Semester,
Stunden gesamt: 14
Fallverstehen und situative Verständigung
Kommunikatives Handeln
Kurzbeispiele für das einführende Ampelspiel – Ist das schon Gewalt?
3 Std. (davon Kommunikation: 0 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... hören/ lesen unterschiedliche Kurzbeispiele und bewerten diese mit ihren Ampelkarten, indem sie eine eindeutige Entscheidung zwischen ja, "das ist Gewalt in der Pflege" und nein, "das ist keine Gewalt in der Pflege" treffen | Ampelkartenspiel |
2 | ... diskutieren ihre Entscheidungen in Bezug auf ausgewählte, unterschiedlich bewertete Kurzbeispiele und reflektieren dabei ihre persönliche, subjektive Wahrnehmung von Gewalt | Diskussion im Plenum - Lehrer*in moderiert und hält sich mit Bewertungen zurück |
3 | ... formulieren ausgehend von dieser Diskussion eine gemeinsame, erste Definition von Gewalt in der Pflege und vergleichen sie anschließend mit unterschiedlichen, in der Fachliteratur vorgefundenen Definitionen | Lehrer*in-Schüler*innengespräch - Textarbeit in Einzel- / Partner*innenarbeit |
4 | ... tauschen sich in Kleingruppen, orientiert an den gefundenen Definitionen, über konkrete eigene Erlebnisse mit Gewaltausübung und/ oder -erfahrungen in der Pflege aus, sammeln sie in der Form von Narrativen und dokumentieren diese an einer Wandzeitung in einer Kurzform so, dass sie für die Weiterarbeit in den anschließenden Sequenzen auch von Mitgliedern anderer Gruppen erinnert werden können | Kleingruppenarbeit - Austausch von Narrativen (auch über Standbildarbeit möglich, vgl. Oelke/ Scheller 2012, 196-218) - Wandzeitung mit Dokumentation von markanten Titeln bzw. Episoden/ Standbildern |
5 | ... rezipieren die unterschiedlichen Formen der Gewalt, ordnen die von ihnen gesammelten bisherigen Erfahrungen entsprechend ein und stellen sie damit vor | Lehrer*invortrag - Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch <- Lehrer*in sollte die Situationen anhand der Kurzcharakteristi-ken/ Narrative auf den Wandzeitungen im Nachhinein erfas-sen können, um eine Vorauswahl treffen zu können, welche Szenen sich eher für eine Bearbeitung in Sequenz 3 eignen, d.h. für die Arbeit an äußeren und inneren Haltungen im Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht (Herr-Knecht-Dialektik) und welche eher für Sequenz 4, d. h. für die Suche nach alternativen Lösungen zur Deeskalation einer Gewalt-situation (Forum-Theater) - geeignet wären |
3 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... überlegen sich in Partner*innenarbeit - auch mit Rückbe-zug auf die in Sequenz 1 geschilderten Erfahrungen - Gründe und Ursachen für Gewalt, die Pflegende gegenüber zu pflegenden Menschen ausüben bzw. auch umgekehrt erfahren, und clustern die Gründe und Ursachen, die jeweils wirksam sein können | Partner*innenarbeit mit Moderationskarten -> Auswertung im Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 | ... lernen unterschiedliche Erklärungsansätze für gewaltvolles Verhalten kennen und ordnen ihre Überlegungen diesen Erklärungsansätzen zu, z. B. verhaltenstheoretische / lerntheoretische Modelle, psychoanalytische Modelle, Frustrations-Aggressions-Modelle | Kurzpräsentation/ Lehrer*invortrag <- Gruppenarbeit mit Texten bzw. Kurzerläuterungen |
3 | ... überlegen sich Beispiele für systemische Rahmenbedin-gungen, die in unterschiedlichen Institutionen zur Entstehung von Gewalt in der Pflege beitragen können (Momente von struktureller Gewalt), notieren diese und finden dafür Überbegriffe | Partner*innenarbeit mit Moderationskarten - Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch zum Clustern der Ergebnisse aus der Partner*innenarbeit |
3 Std. (davon Kommunikation: 1,5 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... stehen sich zu zweit gegenüber, nehmen Blickkontakt auf und halten ihn für die Dauer der Übung, während sie abwechselnd in die Knie gehen und damit auf die/ den Partner*in herabschauen bzw. zu ihr/ ihm aufschauen,- sie achten in beiden Positionen auf ihre Mimik und ihr Körpergefühl, wiederholen den Positionswechsel mindestens dreimal und tauschen sich anschließend zu ihren Erfahrungen und Gedanken aus: Welche Position ist angenehmer? Wie verändern sich Mimik und Körpergefühl? | Schritt 1 und 2: Partner*innenübungen - im freien Raum auf Ansage der/ des Lehrenden, während der Übungen sollte nicht gesprochen werden (vgl. Oelke et al. 2000, S. 204) |
2 | ... stellen sich einander gegenüber, verabreden, wer im ersten Durchlauf führt und wer geführt wird, die 'führende Person' hält der 'geführten' ihre flache Hand mit der Handinnenfläche ganz vor das Gesicht, beginnt loszulaufen und leitet so die/ den andere*n durch den Raum und steuert ihre/ seine Bewegungsabläufe, - die geführte Person ist gefordert, der Hand konzentriert zu folgen, - nach ca. 1-2 Minuten wechseln sie die Rollen und tauschen sich abschließend wieder aus: Welche Rolle lag mir mehr? Wie ist es, Verantwortung/ Macht zu übernehmen bzw. abzugeben? | |
3 | ... sammeln im Plenum Eindrücke und Erfahrungen zu beiden Übungen | möglichst Kreisgespräch - Lehrer*in moderiert und fordert auf, möglichst vielfältige Eindrücke zu berichten und andere Sichtweisen anzuerkennen und nicht zu werten - auch asoziale, tabuisierte Gefühle und Gedanken müssen an dieser Stelle zulässig sein, zur Verdeutlichung kann die zweite Übung im Verlauf des Auswertungsgesprächs als Unterdrücker-Übung bezeichnet werden (jedoch nicht zu früh!) |
4 | ... beziehen das Problem der Ambivalenz im Erleben von Macht- und Ohnmachtsgefühlen auf die in Sequenz 1 zusammengetragenen Szenen und wählen für die weitere Erarbeitung in dieser Sequenz eine aus, in der dieses Spannungsfeld gut erkennbar ist | die Szenenauswahl sollte entsprechend den Vorüberlegungen in Sequenz 1, Schritt 3, gut gelenkt werden - eine Alternative bzw. didaktische Reserve sollte vorgehalten werden (vgl. hierzu auch in der Anlage die Datei "Mögliche Fallsituationen für Sequenz 3") |
5 | ... (die/ der Falleingeber*in) erzählt die Fallsituation im Plenum, baut sie als Standbild mit wenigen Requisiten im Klassenraum auf, indem sie/ er unter den Mitschüler*innen 'geeignetes Baumaterial' aussucht, die Personen im Raum und zueinander platziert, ggf. mit Requisiten ausstattet und Haltung und Mimik solange korrigiert, bis die Rekonstruktion stimmt | Schritt 5 und 6: Lehrer*in ermutigt und unterstützt diesen öffentlichen Erinnerungs- und Rekonstruktionsprozess durch Rückfragen und Begleitung durch die Szene |
6 | ... die/ der Standbildbauer*in tritt hinter jede Figur und gibt ihr einen gedachten oder tatsächlich ausgesprochenen Satz ein - aus der Ich-Perpsektive der dargestellten Person | |
7 | ... die Figuren im Standbild sprechen die eingegebenen Sätze nacheinander aus und variieren dabei Stimme und Tonfall | in dieser Phase steht zunächst die Rekonstruktion des inneren Bildes der Erzählerin/ des Erzählers im Mittelpunkt, im zweiten Schritt geht es darum, den emotionalen Ausdruck, den das erarbeitete Bild enthält, zu variieren und ein oder zwei Versionen durch Überzeichnung zu verdeutlichen |
8 | ... die Zuschauer*innen beschreiben die im Standbild wahrgenommene Situation und die Gefühle, die sie auslöst, aus der Außenperspektive, die Darsteller*innen beschreiben ihre Wahrnehmungen aus den Rollen heraus | |
9 | ... überlegen, wie sie in diesem Bild die Spannung erhöhen können und entwickeln gemeinsam aus der Szene heraus ein 'bewegtes Denkmal für Macht und Ohnmacht in der Pflege', d. h. zunächst wird ausprobiert, wie die Haltungen im Standbild noch deutlicher herausgearbeitet werden können, anschließend wird für jede Figur eine kurze Bewegungsfolge mit einem Satz verknüpft | die/ der Lehrer*in fordert die Lernenden auf, die äußeren Haltungen und den Ausdruck der Skulptur möglichst deutlich zu fokussieren und entlastet sie dabei gleichzeitig, indem sie/ er betont, dass es sich um ein Experiment und ein Spiel bzw. eine Inszenierung handelt |
10 | ... lösen in einem mehrfachen Wechsel aus der Zuschauergruppe heraus einzelne Figuren ab, übernehmen deren Position, Gestik und Satz und wechseln dabei, wie in der Eingangsübung (Schritt 1 und 2) die Rollen | alternativ können die Bilder auch in mehreren Kleingruppen nachgestellt, es kann experimentiert werden, evtl. werden Foto- / Videodokumente zu besonders gelungenen Darstellungen erstellt |
11 | ... tauschen sich untereinander über ihre Erfahrungen mit den unterschiedlichen Haltungen und sozialen Positionen und über die Gefühle, die das Experiment in ihnen ausgelöst hat, aus | Lehrer*in moderiert, anerkennt die Bereitschaft, sich einzulassen und den Mut, wenn Lernende sich ambivalente Gefühle, Aggression und Lust an der machtvollen Position eingestehen, respektiert Schutzhaltungen und Widerstandsreaktionen |
12 | ... rezipieren mögliche Empfehlungen des 'Zentrums für Gewalt in der Pflege' zum Aufkommen von aggressiven Gefühlen und zum Umgang damit und diskutieren sie | Gruppenarbeit |
13 | ... visualisieren gemeinsam Schlagworte für den Umgang mit eigenen Aggressionspotenzialen (Gefühle wahrnehmen, Verhalten einschätzen, kritische Situationen vermeiden, sich beruhigen, Verhalten überdenken, mit anderen in der kollegialen Beratung besprechen) und setzen sich dabei ebenfalls mit der 'Verharmlosungsfalle' in entsprechenden Situationen auseinander | Gruppenarbeit |
14 | ... diskutieren die Arbeitsergebnisse im Plenum, gleichen diese Arbeitsergebnisse mit den Visualisierungen ihres 'bewegten Denkmals für Macht und Ohnmacht' in der Pflege ab und finden eine dauerhaft sichtbare Visualisierungsform im Klassenraum bzw. ggf. Veröffentlichungsmöglichkeiten | Lehrer*in-Schüler*innengespräch <- Visualisierungsform für das erarbeitete Denkmal finden - Prinzip Videoinstallation |
3 Std. (davon Kommunikation: 1,5 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... wählen für die Bearbeitung eine oder mehrere Falldarstellungen aus der Einstiegssequenz, in denen ein Konflikt gewaltvoll eskaliert bzw. erkennbar zu eskalieren droht, Sequenz 1, Schritt 4 / 5 | Kleingruppenarbeit, alternativ kann die gesamte Sequenz auch im Plenum durchgeführt werden, wie in Sequenz 3 können ggf. eine oder mehrere vorbereitete Situationen als didaktische Reserve vorbereitet werden (vgl. hierzu auch in der Anlage die Datei "Mögliche Fallsituationen für Sequenz 4") |
2 | ... identifizieren/ deuten den Kulminationspunkt, in dem die Situation 'kippt' und entwickeln ein kurzes Rollenspiel bis zu diesem Moment, dann erstarrt die Szene im Standbild | Schritt 2-4: Forum-Theater |
3 | ... sammeln im Brainstorming möglichst viele, unterschiedliche Handlungsalternativen für die Pflegekraft ab diesem Moment, wobei auch unrealistisch anmutende, absurd erscheinende Ideen zulässig sind | |
4 | ... probieren mindestens 3 Vorschläge im Rollenspiel aus, sammeln Rückmeldungen aus unterschiedlichen Perspektiven (Innenperspektiven der verschiedenen Rollen, Außenperspektiven unterschiedlicher Beobachter, Metaperspektive) und diskutieren damit die Erfolgschancen dieser Lösungsansätze | |
5 | ... stellen ihre Handlungsalternativen im Plenum vor | Präsentation im Plenum |
6 | ... leiten aus den im Forum-Theater gesammelten Erfahrungen allgemeine Handlungsempfehlungen für die Deeskalation ab, vergleichen sie mit den deeskalierenden Verhaltensempfehlungen des ZQP und ergänzen ggf. ihr Liste | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch mit Textarbeit bzw. Kurzpräsentation |
2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... fassen die in Sequenz 1 - Sequenz 4 erarbeiteten Ergebnis-se zu äußeren und persönlichen Ursachen und Faktoren, die die Entstehung und Eskalation von Gewalt in der Pflege begünstigen, und die Möglichkeiten, ihnen deeskalierend zu begegnen, in einem Gesamtüberblick strukturiert zusammen und nehmen dabei auch nochmals Bezug auf die in Sequenz 2 erarbeiteten theoretischen Erklärungsmodelle | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch - Erarbeitung einer tabellarischen Struktur, eines Mind maps oder eines Schaubildes |
2 | ... leiten vor dem Hintergrund der erarbeiteten Wissenstruk-turen für die von ihnen in Sequenz 1 zusammengetragenen Beispiele mögliche präventive Maßnahmen ab und unter-teilen diese in Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention | Kleingruppenarbeit |
3 | ... recherchieren/ rezipieren weitere, mögliche Maßnahmen der Gewaltprävention und ordnen diese ebenfalls den drei Säulen der Prävention zu | Kleingruppenarbeit mit Textunterstützung, ggf. auch initiiert durch einen Lehrer*inkurzvortrag |
4 | ... visualisieren die drei Säulen der Prävention auf drei 'Werbepostern' und präsentieren diese | Kleingruppenarbeit - Zusammenführung der Ergebnisse im Plenum |
5 | ... lernen zum Abschluss nationale Projekte zur Prävention in der Pflege kennen, siehe u. a. ZQP | Lehrer*invortrag |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Parallelen
Entwicklung