2. Semester,
Stunden gesamt: 8 -10
Fallverstehen und situative Verständigung
zu pflegende Person
Kommunikatives Handeln
Einstieg in die familienorientierte Pflege
„Weihnachtsvorbereitung bei Familie Z.“
Szenenausschnitt: Familie Z. mit – Mutter Edith Z. – Vater Peter Z. – Anne Z. (12 Jahre) – Timo Z. (7 Jahre)
Die Familienmitglieder sind während des Abendessens damit beschäftigt, das anstehende Weihnachtsfest zu organisieren. Sie entwickeln gemeinsam konkrete Vorschläge für die Gestaltung der Feiertage und bedenken dabei für sie wichtige Faktoren, wie etwa die Fragen, wer einkaufen geht, wo und wann man den obligatorischen Tannenbaum ersteht, wann die Tanne geschmückt werden soll, welche Termine ausgemacht sind usw. (vgl. Ertl 2000).
Mutter (zu Vater): Mit Annette hab‘ ich heut telefoniert, zwei Termine ausgemacht.
Mutter (zu Timo): Am dreiundzwanzigsten gehen wir hin, wir alle.
Timo (zu Mutter): Und fünfundzwanzigsten.
Vater (zu Mutter): Da bin ich ja mit Herbert in der Garage.
Mutter (zu Vater): Ja, meint Herbert, gleich morgens.
Vater (zu Mutter): Hm.
Anne (zu Mutter): Und am einundreißigsten.
Mutter (zu Vater): Dass ihr dann mittags wieder zurück seid.
Vater (zu Mutter): Hm.
Mutter (zu Vater): Muss ick doch alleine einkaufen.
Vater (zu Mutter): Ick mach das vorher noch.
Mutter (zu Vater): Musste Freitag denn gehen.
Vater (zu Mutter): Hm.
Mutter (zu Vater): ….
Mutter (zu Anne): Und wir gehen dann um fünf alle hin, um siebzehn Uhr, is ein Tag vor Heiligabend, und dann feiern wir Weihnachten mit denen schon.
Anne (zu Mutter): Oh.
Vater: Toll, schön.
Mutter (zu Timo): Siebzehn Uhr, denn müssen wir aber um siebzehn Uhr den Weihnachtsbaum geschmückt haben.
Vater (zu Mutter): Wieso, is erst einen Tag vor Heiligabend?
Mutter (zu Vater): Wann sollen wir denn den schmücken?
Vater (zu Mutter): Am Heiligabend.
Timo: Hm.
Mutter (zu Vater): Machen wir das nich immer ’nen Tag vorher?
Timo (zu Mutter): Ja, machen wir.
Vater (zu Mutter): Wir haben doch Zeit, sonntags kannste nichts einkaufen.
Mutter (zu Vater): Ja stimmt, dann schmücken wir ihn Sonntagmorgen.
Vater (zu Mutter): Ja.
Anne (zu Mutter): Und Sonntagnachmittag gibt’s die Bescherung.
Mutter (zu Anne): Wir alle oder?
Anne (zu Mutter): Ihr, denk ich.
Mutter (zu Anne): Ja.
Anne (zu Mutter): Wir können das auch machen.
Timo (zu Mutter): Edith, Sonntag morgen, wenn ich dir helfen darf, dann sagst du immer, wann machen wir das.
Vater: Wann kaufen wir denn unsern Weihnachtsbaum?
Mutter (zu Vater): Auf jeden Fall am Tage, nich wieder im Dunkeln.
Anne (zu Vater): Ich hab so einen schönen gesehen, da könnten wir hin.
Mutter (zu Anne): Wo war denn das?
Vater (zu Anne): Wo denn?
Anne (zu Vater): Rathaus Schöneberg, nee Rathaus Tempelhof.
Vater (zu Mutter): Warum habt ihr ihn nicht gekauft?
Mutter (zu Vater): Weil wir mit dem Auto vorbeigefahren sind.
Vater (zu Mutter): Da habt ihr ’ne schöne Tanne gesehen?
Mutter (zu Vater): Ja, beim Vorbeifahren.
Vater (zu Mutter): Aha.
Mutter (zu Vater): Ne wunderschöne.
Vater (zu Mutter): Die möcht ich sehen.
Anne (zu Vater): So groß und voll.
Vater (zu Anne): Dat is zu klein.
Mutter (zu Anne): Die war größer.
Timo: So.
Mutter (zu Anne): Die war so groß wie du.
Anne (zu Mutter): Wie ich?
Vater (zu Mutter): Dat is doch viel zu klein, ich denk wir wollen ’ne große haben.
Mutter (zu Vater): Na Mensch, wie willste in diesem …
Anne (zu Vater): Bis zur Decke?
Mutter (zu Vater): In dem kleenen Haus hier wat hinstellen?
Timo (zu Mutter): Nee, geht nich.
Anne (zu Timo): Nee.
Timo (zu Mutter): Sicher bis zum Schlafzimmer so ’ne …
Anne (zu Timo): Guck mal Timo, so.
Mutter: Auf jeden Fall holen wir den am Tag.
Vater (zu Mutter): Zwei Termine hast du mit Annette, ja wann, noch ’n Termin?
Mutter (zu Vater): Am siebenundzwanzigsten abends dann, aber ohne Kinder.
Vater (zu Mutter): Dat is dann …
Anne (zu Mutter): Is ja nett.
Mutter (zu Anne): Ja, nur so.
Vater (zu Anne): Oma is doch da, könnt ihr mit Oma ...
Quelle:
Ertel, Irmentraud (2000). Qualitative Familien- und Kommunikationsforschung [26 Absätze]. Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 1(2), Art. 7, https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/9762.
2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... machen sich bewusst bzw. verbalisieren, was sie jeweils unter Familie verstehen | Brainstorming/ Assoziationsketten/ Kartenabfrage |
2 | ... sammeln zentrale Begrifflichkeiten, die mit Familie in Verbindung stehen | clustern und ordnen von Begriffen |
3 | ... formulieren ihr persönliches Bild von einer idealen Familie, z. B. unter Verwendung erster Symbole aus der Genogramm-arbeit, und tauschen sich über ihre individuellen Idealbilder aus | Symbolisierung von Familiensystemen mit Quadraten, Kreisen, Linien |
4 | ... definieren vor dem Hintergrund dieser Vorarbeiten "Familie" und "Familie als System" und gleichen ihr Begriffsfeld mit Begriffen aus der Fachliteratur ab | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
5 | ... erarbeiten einen Katalog von Kriterien zur Beschreibung und zum Vergleich unterschiedlicher Familien bzw. adaptieren einen vorgegebenen Katalog | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch (mgl. Kriterien z. B.: Personenkreis und Generationen, die unter "Familie" erfasst werden; Stellung/ Rollen von und Beziehungen/ Interaktions-strukturen zwischen Mutter - Vater - ältestem - mittlerem - jüngste(m) Kind(er) - Großelterngeneration; Bedeutung von biologischer und sozialer Eltern-/ Kindschaft; Bedingungen (materielle (Versorgungs-)Aspekte/ Wohnsituation/ Alltag); Rituale und Feste; Beziehungen zur Arbeitswelt und zum Lernen; familiäre Wertorientierungen und Verhaltensmuster; gesellschaftliche Einbindung, ... - es sollte kein Anspruch auf Vollständigkeit bestehen, sondern es sollten v. a. solche Kriterien ausgewählt werden, durch die Unterschiede und die sozial-kulturelle Konstruktion von Familiensystemen deutlich werden |
6 | ... erarbeiten sich exemplarisch das Verständnis von Familie in unterschiedlichen Epochen in Deutschland und in ausgewählten Kulturen | arbeitsteilige Kleingruppenarbeit anhand von Unterrichtsmaterial oder eigenständiger Recherche, ggf. auch unter Rückgriff auf Erfahrungen und Informationen aus dem persönlichen Kontext der Lernenden |
7 | ... tragen ihre Ergebnisse in einem Vergleichsraster zusammen | Präsentation im Plenum |
8 | ... ordnen ihre eingangs formulierten "Idealbilder" in diesen Kontext ein | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2-4 Std. (davon Kommunikation: 2-4 Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... sind über die Zielsetzung und den Ablauf der gesamten "Erforschung" einer alltäglichen Familienszene informiert | Lehrer*invortrag (vgl. Arbeitsblatt-1-Phasenverlauf) |
2 | ... verstehen/ deuten die Szene aus der Innenperspektive durch Einfühlung in ihre Rollen und indem sie die Szene mit verteilten Rollen lesen | Schritt 1-3: Gruppenarbeit (Stammgruppe "Familie"): szenisches Lesen (Arbeitsblatt 2 - Szenenausschnitt) |
3 | ... entwickeln/ formulieren im gemeinsamen Rollen-Ge-spräch ein Bild von "dieser/ ihrer" Familie (Familienkon-ferenz 1) und beschreiben ihr jeweiliges Rollenselbstbild | Rollenspiel - "Familienkonferenz 1" (Arbeitsauftrag_3A_Phase1_Familienmitglieder) |
4 | ... (Beobachter*innen/ Forscher*innen) verstehen/ deuten parallel die Szene aus der Außenperspektive durch Beob-achtung und Analyse der erhobenen Daten, indem sie die gespielte Interaktion während des szenischen Lesens bzw. die transkribierte Textvorlage auswerten, die gespielte Familieninteraktion beobachten und ihre Ergebnisse dokumentieren | gezielte Beobachtung (Arbeitsauftrag_3-5B_Phase_1-3_Beobachter*in) |
5 | ... (Lernende mit einer Rolle als Familienmitglied) finden sich mit den entsprechenden Personen, die dieselbe Rolle in anderen Gruppen übernommen haben, zusammen; tauschen sich (möglichst in der Rolle) über ihre Rolle aus und formulieren (für sich) aus der Rolle heraus Ziele für und Wünsche an ihre Familie | Gruppenwechsel nach dem Prinzip des Gruppenpuzzles - Spieler der einzelnen Rollen treffen ihre "Alter-Egos" (Arbeitsauftrag_4A_Phase2_Familienmitglieder) |
6 | ... (Beobachter*innen) tragen ihre Beobachtungsergebnisse zusammen, vergleichen diese und tauschen sich darüber aus und entwickeln/ schärfen daraufhin den Fokus, unter dem sie die folgende Familienkonferenz beobachten wollen | |
7 | ... (mit einer Rolle als Familienmitglied) führen ein Familien-gespräch am Neujahrstag (Familienkonferenz II), in dem sie sich über die Situation in ihrer Familie verständigen, tragen ihre Wünsche an die anderen Familienmitglieder vor, versuchen dabei, jeweils die eigenen Ziele umzusetzen und fassen gemeinsame Beschlüsse für das Familienleben im kommenden Jahr | erneuter Gruppenwechsel in die Stammgruppe "Familie" - Rollenspiel mit Beobachtung (Arbeitsauftrag_5A_Phase3_Familienmitglieder) |
8 | ... (Beobachter*innen) beobachten die (freie Interaktion) in der Familienkonferenz im Hinblick darauf, was sich gegen-über der ersten Phase wiederholt und was sich verändert hat | |
9 | ... führen auf der Metaebene ein Gespräch über ihre Erfah-rungen mit der Spielsituation (alle Gruppenmitglieder): die Spieler*innen aus der Perspektive ihrer Rolle (Metaper-spektive 1), aus ihrer persönlichen Sicht auf das Spiel (Metaperspektive 2), Beobachter*innen melden ihre Beobachtungen und Gedanken zurück (Außenperspektive) | Auswertungsgespräch in den Kleingruppen aus verschiedenen Metaperspektiven |
10 | ... machen sich den Unterschied im Erkenntnisgewinn zwischen der einfühlenden Wahrnehmung in der Innenperspektive und der Beobachtung aus der Außenperspektive bewusst | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch im Plenum |
11 | ... kennen Aufbau, Intentionen und Ergebnisse aus dem Forschungszusammenhang der Familienforschung, aus dem die Untersuchung stammt | Lehrer*invortrag (vgl. Didaktischer_Kommentar_S2) |
12 | ... gleichen ihre Erkenntnisse mit den vorgestellten Untersuchungsergebnissen ab und benennen aufgrund ihrer Eindrücke und Erkenntnisse (also lediglich in Ansätzen) offene Fragestellungen und Probleme sozialwissenschaftlicher Forschung | Plenumsgespräch |
13 | ... identifizieren den Erkenntnisgewinn von Familien-forschung für ihre Arbeit als Pflegende und sammeln erste Ideen für eine Familienforschung aus Sicht der Pflege | Plenumsgespräch |
2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... lernen die Zielsetzungen und Prinzipien der Genogrammarbeit in verschiedenen Arbeitsfeldern und die grundlegenden Symbole, die in der Darstellung von Genogrammen zur Anwendung kommen, kennen | einführender Lehrer*invortrag |
2 | ... entwickeln zur Veranschaulichung das in der vorangegangenen Doppelstunde erarbeitete Familiensystem der Familie Z. | Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, ggf. mit Einzelarbeit |
3 | ... lesen ein vorgegebenes Genogramm, bilden Hypothesen zu einzelnen Aspekten | exemplarische Genogrammbeschreibung/ -vorstellung im Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
4 | ... skizzieren und erläutern das Genogramm einer ihnen bekannten Familie | Genogrammerstellung in Einzelarbeit, Vorstellung in Kleingruppen bzw. exemplarisch im Plenum |
2 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
Die Lernenden...
Die Lernenden... | Methodik | |
1 | ... knüpfen an ihre Kenntnisse zu Pflegemodellen an und lernen hierzu ergänzend zentrale Aussagen aus dem Konzept der Dependenzpflege (D. Orem 1997) kennen | wiederholendes Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, ergänzender Kurzvortrag |
2 | ... erarbeiten die Kernaussagen zu ein bis zwei familienbezogenen pflegetheoretischen Modellen | Kleingruppen- bzw. Partner*innenarbeit anhand von Leittexten |
3 | ... bringen ihre Arbeitsergebnisse ein und systematisieren sie anhand einer vorgegebenen Struktur | gelenktes Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch mit Hilfe einer strukturierenden Wandzeitung, eines Smart-Boards o. ä. |
4 | ... sind zur Einbettung der Lerneinheit über den weiteren curricularen Zusammenhang informiert | Lehrer*inkurzvortrag |
Voraussetzungen
Weiterführungen
Entwicklung
Dokumente
Didaktischer Kommentar
Während die Pflegetheoretikerin Orem die Einbindung von (einzelnen) Angehörigen in die Pflege mit dem Konzept der Dependenzpflege berücksichtigt (Orem 1997), liegt der Fokus neuerer pflegetheoretischer Modelle der familienorientierten Pflege (Köhlen 2012; Friedemann/ Köhlen 2016 – „Theorie des systemischen Gleichgewichts“) bzw. der familienzentrierten Pflege (Wright / Lehey 2014) immer mehr auf dem System Familie und den zugehörigen sozialen Netzwerken. Hierfür ein Grundverständnis bereits zu einem frühen Ausbildungszeitpunkt anzubahnen (jedenfalls vor den ersten Einsätzen in der Pädiatrie resp. in der häuslichen Pflege), ist sinnvoll, auch wenn die diesen Konzepten hinterlegte, systemtheoretisch-konstruktivistische Haltung mit ihrer umfassenden Perspektivenverschränkung die Lernenden sowohl analytisch-kognitiv als auch in ihrer Empathiefähigkeit insgesamt erheblich fordert. Familienorientierte/ -zentrierte Pflegemodelle sollen im weiteren Ausbildungsverlauf aufgegriffen und in den Pflegeprozess integriert werden. Eine tiefergehende Auseinandersetzung, insbesondere mit dem Anspruch der aufsuchenden Familienpflege und den Herausforderungen innerfamiliärer Konflikte und Antinomie, bleibt dem Vertiefungsabschnitt im 5. und 6. Semester bzw. einer Weiterbildung als Family Health Nurse vorbehalten.
Für diese Einheit sollen zunächst die individuellen Konstruktionen, die die Lernenden vor dem Hintergrund ihrer biografischen Erfahrungen entwickelt haben, thematisiert werden. Im Vergleich untereinander und im Abgleich mit ausgewählten Beispielen von historisch oder kulturell differierenden, gesellschaftlich geprägten Familienleitbildern/ -konzepten erfahren und reflektieren die Lernenden die individuelle und soziale Konstruktivität des Konzepts „Familie“. Dabei ist es nicht wichtig, dass die Lernenden hier kulturelles oder gar historisches Faktenwissen ansammeln. Die Anforderung an die didaktische Auswahl bzw. Reduktion besteht darin, entsprechend der Zielsetzung eine exemplarisch anschauliche Auswahl zu treffen. Die im Unterrichtsverlauf als Inhalte vorgeschlagenen Beispiele können gezielt ausgewählt bzw. ersetzt werden.
Kommunikation zwischen den Akteuren in einem Familiensystem und mit ihnen spielt in der familienorientierten/ -zentrierten Pflege eine große Rolle. Für diese Ausbildungsphase werden hierzu bewusst keine erkennbar pathologischen Muster thematisiert, sondern ein authentischer Ausschnitt aus der Alltagskommunikation in einer vierköpfigen „Normal“-Familie. Aufgrund des ausgewählten Textbeispiels geraten damit zwangsläufig der Entwicklungsabschnitt des Jugendalters bzw. der Adoleszenz/ Pubertät und die unterschiedlichen Sozialisationsbedingungen von Geschwisterkindern ins Blickfeld. Die Lernenden sollen sich die Situation über einen eher nachvollziehend verstehenden Zugang im szenischen Lesen/ Spiel bzw. einen eher analytisch beobachtenden Weg der Situationserschließung aneignen können. So sollen sie eine erste Einsicht gewinnen, dass eine genaue Beobachtung und Deutung der familiären Interaktion zum Verständnis von (zu pflegenden) Menschen und ihren Bezugspersonen beitragen kann.
Die Erstellung von Genogrammen (und Ökogrammen) stellt eine für die familienzentrierte Pflege aus der systemischen Familienberatung und -therapie übernommene Methode mit einheitlichen Zeichenregeln dar (Calgary-Familien-Assessment-Modell, vgl. Wright/ Lehey 2014, 92ff), die im Rahmen der Anamnese eingesetzt werden kann und ermöglicht, Informationen ohne großen Schreibaufwand zu dokumentieren. Die Lernenden werden in der sich anschließenden Kurzeinheit methodisch an dieses Verfahren herangeführt, das in späteren Lernsituationen und in Praxisberichten aufgenommen bzw. eingesetzt werden soll. Da der Abstraktionsgrad relativ hoch ist und die Lernenden kognitiv fordert, ist dieses Lernangebot jedoch nur dann sinnvoll, wenn die Methode zumindest im theoretischen Unterricht, möglichst auch in einigen Bereichen der Fachpraxis, sinnvoll zur Anwendung kommt.
Welches der familienbezogenen pflegetheoretischen Modelle ausgewählt wird, stellt eine weitere (pflegedidaktische) Entscheidung dar, die nicht zuletzt von den Leitbildern der kooperierenden Praxiseinrichtungen mitbestimmt wird. Hier wird vorgeschlagen, alle drei oben angesprochenen Modelle in einem ersten Vergleich überblicksartig vorzustellen. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Selbstpflegedefizit-Theorie von Orem bereits in einer vorhergehenden Einheit umrissen wurde, sodass das Konzept der Dependenzpflege hier sinnvoll angedockt werden kann. Die familienorientierte Pflege nach Friedemann/ Köhlen wird dann ebenso wie die familienzentrierte Pflege nach Wright kurz umrissen, um aus dem Vergleich eine Begründung für das für den weiteren Verlauf der Ausbildung schwerpunktmäßig hinterlegte Modell abzuleiten.