Auf der Eltern-Kind-Station
Lernsituation zu vier verschiedenen Fallbeispielen, ausgehend von der Übernahme der Familien aus dem Kreißsaal, im Vordergrund stehen komplikationsarme Geburten bzw. komplikationsarme Entbindungen per Kaiserschnitt
Der Fall
Fallbeispiel A: Ilka Schmidt mit Raffael
27 Jahre, alleinerziehend., 1. Gravida, 40+3 SSW, 2. post-OP-Tag nach sekundärer Sectio nach Blasensprung vor 36 Stunden.
Raffael, 3750 g, 52 cm, Apgar 8/9/10.
Mutter möchte Flaschennahrung geben, fühlt sich noch sehr schwach und benötigt Hilfe bei der Versorgung ihres Kindes –> im weiteren Verlauf: Wochenbettfieber, Lochialstau, Baby-Blues.
- Beispiel für eine mögliche Übernahme aus dem Kreißsaal durch die Gynäkologin an die Pflegenden der Station: „Das ist Frau Schmidt, eine sekundäre Sectio bei 40+3 SSW., Gravida 1, Para 1. Soweit keine Komplikationen, Naht o.B., Blasenkatheter fördert, RR und Puls stabil. Uterus fest 2QF über dem Bauchnabel. Sie hat zur Schmerzreduktion Novalgin XX mg um XX Uhr und PCM XX mg um XX Uhr intravenös bekommen. Die nächste Gabe der beiden Medikamente könnte sie um XX und XX Uhr bekommen. Auf der Brust liegt Raffael, geboren um XX Uhr, 52 cm groß, 3750 g schwer und Apgar bei 8/9/10. U1 erfolgte. Frau Schmidt hat bereits angelegt, sonst keine Auffälligkeiten.“
- Beispiel für eine mögliche Übergabe im Team durch die Pflegekraft, die die Patientin abgeholt hat: „Frau Schmidt, 27 Jahre, sekundäre Sectio in der 40+3 SSW. Heute 2. post-OP-Tag. Blasensprung vor 36h. Hat Spontanurin gelassen und konnte sich bereits gut an die Bettkannte setzen. Sie legt gut an und braucht ab und zu jemanden, der schaut, ob sie das richtig macht. Dafür, dass das ihr erstes Kind ist, macht sie das super. Sie sagt aber, dass sie sich noch sehr schwach fühlt und möglichst bald auf Flaschennahrung umstellen möchte. Uterus und Lochien o.B., Naht ebenfalls reizlos. Sie hat einen Jungen entbunden, Raffael. Trinkt gut, alle 3-4Std. meldet er sich von allein und muss dann angelegt werden, hat bereits Mekonium abgesetzt. Sättigung und Puls waren in Ordnung. Sonst keine Auffälligkeiten. Die Patientin ist alleinerziehend, ob sie Kontakt zum Kindsvater hat, konnten wir noch nicht rausfinden.“
Fallbeispiel B: Birte und Jens Seibert mit Ben
32 Jahre, 2. Gravida, 1. Para, 39+2 SSW, Spontanentbindung in Peridualanästhesie, Scheidenriss und Dammriss 2 Grades.
Ben, 3180 g, 51 cm, Apgar 9/10/10, hat seit heute Morgen Phototherapie.
Stillwunsch der Mutter, schmerzhafter Milcheinschuss am 3. Tag.
Herr Seibert ist seit der Geburt vor 3 Nächten im Familienzimmer dabei. Vater und Mutter sind in der Versorgung des Kindes noch sehr unsicher.
- Beispiel für eine mögliche Übergabe aus dem Kreißsaal durch die betreuende Hebamme an die Pflegenden auf der Station (die offizielle Übergabe erfolgt nach der Erstversorgung von Mutter und Kind im Dienstzimmer auf der Station): „Frau Seibert hat um XX Uhr den Ben spontan entbunden in PDA in der 39+2 SSW. Scheidenriss und Dammriss 2. Grades, ist genäht worden. Ben ist gesund, 3180 g und 51 cm. Er wurde noch nicht angelegt. Dafür braucht Frau Seibert wahrscheinlich noch eure Unterstützung. Ansonsten kennt ihr die Familie ja bereits.“
- Beispiel für eine spätere Übergabe an das Pflegeteam, durch die Pflegekraft, die die Erstbetreuung der Familie nach der Entbindung übernommen hat: „Familie Seibert in Zimmer XY, 32-jährige Patientin. Ihr kennt sie bereits, dann muss ich nicht die ganze Akte erzählen. Dammriss und Scheidenriss versorgen wir mit Arnica/ Calendula-Tinktur. Schwellung geht bereits zurück. Frau Seibert hat momentan einen Milcheinschuss, will unbedingt stillen, kriegt das aber absolut nicht hin. Sie ist total verunsichert und sie nimmt die Hilfe nicht richtig an. Und warum ist der Herr Seibert noch hier? Es gibt keinen Anlass dafür, dass er hier sein muss, im Gegenteil, er bringt noch mehr Verunsicherung rein! Jedes Mal, wenn gewickelt wird, will er jemanden dabeihaben, der ihm zuschaut, ob er das richtig macht! Meine Geduld ist langsam am Ende! Frau Seibert hab‘ ich übrigens eingefrorene Kohlblätter gegeben zum Kühlen der Brust. Sie soll auch versuchen, abzupumpen und die Brust dabei massieren. Ob sie das macht, ist eine andere Frage, vielleicht kann jemand aus dem Spätdienst ihr zeigen, wie die Pumpe funktioniert. Ich habe ihr das heute morgen zweimal gezeigt, aber sie braucht dabei noch viel Unterstützung!!!! Zu Ben: Die Bili-Werte sind weiterhin erhöht gewesen, deswegen ist Ben seit heute morgen in der Phototherapie. Er trinkt sonst gut, wenn er mit unserer Hilfe angelegt wird, Frau Seibert zieht vor Schmerz die Brust dauernd zurück, sodass der Kleine immer wieder angelegt werden muss. Aber er hat gut zunehmen können. Ich hoffe, die kriegen das alles schnell auf die Reihe und wir können sie entlassen!“
Fallbeispiel C: Lilly Koch mit Emma
40 Jahre, 2. Gravida, 2. Para, 37+5 SSW, EPH -Gestose, Spontanentbindung.
Magdalena, 2880 g, 49 cm, Apgar 8/9/10.
Stillwunsch der Mutter.
Mutter ist überängstlich, hat erstes Kind durch plötzlichen Kindstod verloren, hat sich mit Fachliteratur umfassend informiert und will alles richtig machen.
Fallbeispiel D: Elif und Berat Özkan
Elif Özkan, 19 Jahre, wurde wegen Hyperemesis gravidarum in der 9. SSW aufgenommen, die gezielte Beobachtung der Mutter sowie Infusionstherapie und Ernährungsberatung sind erforderlich.
Elif ist im 1. Ausbildungsjahr als Pflegefachfrau, ihr Mann lernt Kfz-Mechatroniker im 3. Ausbildungsjahr – beide sind nach der Eheschließung vor 4 Monaten in eine Zweizimmerwohnung gezogen, die Schwangerschaft war nicht geplant, es bestehen erhebliche Unsicherheiten zur neuen familiären, gesundheitlichen und sozialen Situation.
Situations-merkmale
Zielgruppe
- Neugeborene / Säuglinge bis 1 Jahr
- junge Erwachsene (19 – 29 Jahre)
- Menschen im Erwerbsalter (30 – 69 Jahre)
- Partnerschaft, soziale Bezugspersonen, Familien
- andere Berufsgruppen
Pflegeanlass
- Schwangerschaft / Geburt (ohne/mit Risiken u. Komplikationen)
Lernsequenzen
Sequenz 1 - Die Familien kennenlernen
4-6 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
didaktisch inhaltliche Zuordnung
Die Lernenden...
- informieren sich zu Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufen im Rahmen der Geburtshilfe,
- ordnen Informationen aus einer Übernahme von Mutter und Kind aus dem Kreißsaal,
- formulieren und ordnen Lernbedarfe,
- tauschen sich über Erfahrungen auf dem Gebiet der Schwangerschaft und Geburt aus dem eigenen Erleben bzw. den Begegnungen im privaten Umfeld sowie Vorstellungsbilder aus.
didaktisch methodischer Verlauf
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Die Lernenden... |
Methodik
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1 |
... tragen ihre persönlichen Erfahrungen und Vorstellungen, Meinungen und Gedanken in Verbindung mit Schwangerschaft und Geburt zusammen |
Arbeit mit einer Bildkartei - Auswahl aus sehr unterschied-lichem Bildmaterial zum Thema, das im Plenum an einer Pinnwand bzw. in Kleingruppen auf einem Flipchartbogen zu einer Collage zusammengefügt wird (Drude, Zielke-Nadkarni 2008, 22 ff) bzw. Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 |
... lernen das Setting "Eltern-Kind-Station" mit Kreißsaal - fiktiv bzw. orientiert an einer kooperierenden Klinik -, die dort vertretenen Professionen und bestehenden Systemstrukturen sowie Prozessabläufe kennen |
einführender Lehrer*invortrag, Expert*innengespräch oder Videodokumentation zu einer Klinik im Umfeld des Lernortes, so weit vorhanden, mit Bezug zu möglichen Praxiseinsätzen - im Idealfall sollten die Lernenden eine gemeinsame Vorstellung von einem realitätsnahen fiktiven Lernraum entwickeln können, der als Hintergrundfolie für diese Lernsituationen genutzt werden kann |
3 |
... lernen anhand einer Kurzvorstellung verschiedene Familien kennen, die aktuell auf dieser Eltern-Kind-Station sind |
Kurzvorstellung im Plenum |
4 |
... "übernehmen" eine Familie im Sinne einer Bezugspflege und hören/ lesen ein ausführliches Übergabegespräch aus dem Kreißsaal auf der Station sowie bereits vorliegende Dokumentationsunterlagen und erstellen/ ergänzen die Dokumentationsunterlagen in einem digitalen/ analogen Dokumentationssystem |
Schritt 4-6: Partner*innen-/ Kleingruppenarbeit,
8 Gruppen, jeweils zwei Gruppen/ Partner*innen pro Familie, so dass die Arbeitsergebnisse im weiteren Verlauf fallbezogen verglichen werden können |
5 |
... klären Begrifflichkeiten, analysieren die beschriebenen Fallbeispiele auf der Grundlage ihrer bisherigen Kenntnisse und Fähigkeiten, formulieren ergänzende Fragen zu den Familien und sammeln erste Aspekte, die für eine Pflegeprozessplanung beachtet werden müssen |
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6 |
... leiten auf der Grundlage ihrer Fallanalysen Fragen und Lernbedarfe zu diesem Arbeitsfeld ab, unterscheiden dabei persönliche, allgemeine und fallbezogene Fragestellungen |
Kartenabfragen - Zusammenführung im Plenum |
7 |
... kennen die Struktur der Lernsituation, ordnen ihre Lerner-wartungen entsprechend zu und kennen die Anforderungen -> für die abschließenden Fallbearbeitungen in Sequenz 5 |
Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch im Plenum, z. B. mit Hilfe einer Wandzeitung oder eines advanced Organizers - Ausblick auf die Arbeitsaufträge in Sequenz 5 |
Sequenz 2 - Gesundheitswissenschaftliche Grundlagen zur Schwangerschaft und Geburt
14 Std. (davon Kommunikation: - Std.)
didaktisch inhaltliche Zuordnung
Die Lernenden...
- erklären und beschreiben die Anatomie/ Physiologie des männlichen/ weiblichen Urogenitalsystems (Genitalorgane und Blase),
- aktivieren ihre Kenntnisse zur Anatomie/ Physiologie der Zelle, erweitern sie um die Prozesse der Mitose und Meiose und wenden diese auf In-vivo- und In-vitro-Fertilization an,
- erklären die Biologie der embryonalen und fetalen Entwicklung,
- erklären die physiologischen Veränderungen des weiblichen Körpers im Verlauf der Schwangerschaft sowie während und nach der Geburt,
- erläutern gesundheitsbezogene Fragestellungen während der Schwangerschaft und kennen häufige Komplikationen, z. B. Hyperemesis,
- erläutern und unterscheiden diagnostisch-präventive Maßnahmen der Geburtshilfe während des Schwangerschafts- und Geburtsverlaufs und übernehmen die Aufgaben der Pflege,
- erläutern mit Hilfe der erarbeiteten Kenntnisse die in den jeweiligen Fallbeispielen beschriebenen Vorgänge und Komplikationen,
- erläutern das Modell der Salutogenese und wenden es auf die in den Fallbeispielen beschriebenen, unterschiedlichen Schwangerschafts- und Geburtsverläufe sowie eine erste Lebensphase des Neugeborenen bzw. eine erste Familienphase mit dem Neugeborenen an,
- verstehen die in den Fallbeispielen gegebenen Familiensituationen und entwickeln aus diesen Perspektiven heraus Fragen an die Geburtshilfe, Pflege- und Gesundheitswissenschaft.
didaktisch methodischer Verlauf
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Die Lernenden... |
Methodik
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1 |
... sammeln/ assoziieren eigene Vorstellungen zu den Begriffen Gesundheit und Krankheit, beziehen diese Assoziationen vergleichend auf ihr Berufsbild und auf die Situation von Schwangerschaft und Geburt |
Brainstorming als Annäherung an die Themen der Lernsequenz |
2 |
... vergegenwärtigen sich die in Sequenz 1, Schritt 6 und 7, gesammelten und dieser Sequenz zugeordneten Lernziele, ergänzen diese ggf. und entwickeln eine Struktur für den daraus abzuleitenden Wissensaufbau |
Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, aus dem das weitere Vorgehen für die Struktur und Form der Wissenserarbei-tung, der Grad der Arbeitsteilung sowie der Selbsterarbei-tung abgeleitet und verabredet wird; der mit den folgenden Schritten vorgeschlagene Aufbau ist als Anregung zu verstehen, es sollte gezielt auf verschiedene Formen der Wissenserarbeitung zurückgegriffen und Lernprozesse in der Metareflexion jeweils mitreflektiert werden (Wissens-kurztest um Vorwissen zu aktivieren, Lehrer*inkurzvortrag + Mitschrift, Arbeitsblätter Leittexte, 3D-Modelle, Lehrvideos, elektronische Lernmaterialien, Fachliteratur, Formen der Wissensrecherche, Wissenstest zur Wiederholung, Überprüfung und Absicherung, ... ) - letztlich sollte die Wissenserarbeitung in den Schritten 9 bis 12 und in Lernsequenz 7 in eine fallbezogene Anwendung münden |
3 |
… aktivieren und erweitern ihre Kenntnisse zur Anatomie / Physiologie der Zelle und wenden sie auf die In-vitro- sowie In-vivo-Fertilisation an |
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4 |
… erklären und beschreiben die Anatomie/ Physiologie des männlichen/ weiblichen Urogenitalsystems (Genitalorgane und Blase) |
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5 |
... lernen das Gesundheitsverständnis und damit das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum und das Konstrukt des Kohärenzgefühls sowie der generalisierten Widerstands-ressourcen im Modell der Salutogenese in Abgrenzung zum Begriff der Pathogenese kennen und suchen erste Beispiele aus ihrem (Pflege-)Alltag |
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6 |
… erklären den Verlauf einer physiologischen Schwanger-schaft und Geburt, erläutern Aspekte zur Gesundheits-förderung für Mutter und Kind in dieser Lebensphase |
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7 |
... erarbeiten sich die embryonale und fetale Entwicklung |
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8 |
… erläutern und unterscheiden diagnostisch-präventive Maßnahmen der Geburtshilfe während des Schwangerschafts- und Geburtsverlaufs und übernehmen die Aufgaben der Pflege |
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9 |
... aktivieren ihre Kenntnisse zu Infektionsrisiken und Hygienehandeln und erweitern diese hinsichtlich Kreißsaal- und Wochenbettpflege |
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10 |
… wenden die erarbeiteten Kenntnisse auf ihr jeweiliges Fallbeispiel an und erläutern die beschriebene Situation bzw. die sich ergebenden Komplikationen |
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11 |
… wenden das Modell der Salutogenese und seine einzelnen Elemente auf die in den Fallbeispielen beschriebenen unter-schiedlichen Schwangerschafts- und Geburtsverläufe bzw. die erste Lebensphase der Neugeborenen/ die erste Familienphase mit dem Neugeborenen an und entwickeln damit konkrete Ansatzpunkte für eine gesundheitsförder-liche Begleitung der Familien |
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12 |
... diskutieren in einer Fallbesprechung im "Gesamtteam" die in dieser Lernsequenz zusammengetragenen Ergebnisse |
Fallvorstellung und Vorstellungen der fachbezogenen Erkenntnisse und Überlegungen der einzelnen "Bezugspflegeteams" mit anschließender Diskussion der Ergebnisse im Gesamtteam, Lehrer*in übernimmt Moderation |
13 |
... erfahren eine Rückmeldung zu ihrem Erarbeitungsprozess |
themengleiche Arbeitsgruppen vergleichen ihre Ergebnisse - Lehrer*in gibt den einzelnen Gruppen und dem Gesamtteam eine Rückmeldung zum Arbeitsprozess und den vorgestellten Ergebnissen (mündlich oder schriftlich) - evtl. mit Anregungen für den weiteren Erarbeitungsprozess |
Sequenz 3 - Für ein Kind in der ersten Lebensphase sorgen - Interaktion gestalten und Entwicklung begleiten
14 Std. (davon Kommunikation: 4 Std.)
didaktisch inhaltliche Zuordnung
Die Lernenden...
- erläutern Phasen der Entwicklung eines Kindes und seiner Bedürfnisse prä-/ peri-/ postnatal und im 1. Lebensjahr,
- beschreiben einen typischen Verlauf der Neugeborenenperiode,
- beobachten Kinder hinsichtlich der wichtigsten Entwicklungsschritte (kognitiv, motorisch, körperlich, geistig) im 1. Lebensjahr,
- erläutern die Bedeutung von Bindung/ Bonding,
- wenden die Begrifflichkeiten der Salutogenese (Kontinuum, Kohärenzsinn, Resilienz) im allgemeinen Zusammenhang mit der Neugeborenenphase an,
- erläutern den Nährstoffbedarf von Säuglingen und Kindern im 1. Lebensjahr im Vergleich mit dem von älteren Kindern, Erwachsenen und alten Menschen,
- erklären den Apgar-Score bei NG und das Neugeborenen-Screening im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen,
- erläutern typische Anpassungsstörungen eines Neugeborenen und den Einsatz der Phototherapie,
- assistieren im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen und erläutern das Ziel der jeweiligen Untersuchung bzw. der einzelnen Untersuchungsschritte und Maßnahmen,
- beschreiben das Schlafbedürfnis von Neugeborenen und Säuglingen und gestalten die Schlafumgebung,
- nennen Risikofaktoren des plötzlichen Kindstodes, erläutern präventive Maßnahmen,
- nennen und erklären verschiedene nonverbale, paralinguistische und leibliche Äußerungsformen des Säuglings,
- nennen und erklären Prinzipien der Interaktion mit dem Säugling (Infant Handling),
- wenden z. B. kinästhetische Prinzipien beim Aufnehmen, Ablegen, An- und Auskleiden eines Säuglings und beim Windelwechseln an,
- erläutern den Prozess der Erstversorgung des Neugeborenen im Kreißsaal und übernehmen die Aufgaben der Pflege,
- erheben regelmäßig alle gesundheitsrelevanten Daten zum Verlauf der Wochenbettphase des Kindes ("Wochenbettbesuch"),
- übernehmen pflegerische Aufgaben im Rahmen der Überwachung und Versorgung von Neugeborenen,
- übernehmen die pflegerische Versorgung des Neugeborenen im Wärmebett und erläutern gegenüber den Bezugspersonen die Einsatzmöglichkeiten und den Umgang mit einem Wärmebett,
- führen eine kapillare Blutentnahme beim Neugeborenen durch, erläutern und begründen ihr Handeln,
- deuten die verschiedenen nonverbalen, paralinguistischen und leiblichen Zeichen des Säuglings im Ausdruck und im Beziehungsaufbau und stellen ihre Interaktion darauf ein,
- machen sich eigene Ängste im Umgang, im Handling und der pflegerischen Versorgung mit einem neugeborenen Kind bewusst, verständigen sich über mögliche Ursachen und Möglichkeiten, solchen Ängsten zu begegnen,
- wägen Vor- und Nachteile des Stillens bzw. der Ernährung mit der Flasche für die Entwicklung des Kindes ab.
didaktisch methodischer Verlauf
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Die Lernenden... |
Methodik
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1 |
... ordnen, ergänzen und strukturieren diejenigen Lernziele aus Sequenz 1, die sich auf die Situation des Neugeborenen und seine pflegerische Versorgung sowie auf die zu erwartenden Entwicklungsschritte im Verlauf des 1. Lebensjahres beziehen |
Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch mit dem Ziel einer ge-meinsamen zeitlichen und inhaltlichen Strukturierung des Lernprozesses mit Unterscheidung zwischen Phasen der selbstgesteuerten Erarbeitung von (handlungsbegründen-den) Kenntnissen, Skills-Training in kleinen Lerngruppen und der Zusammenführung und Diskussion von Ergebnissen; der folgende Strukturvorschlag ist als Anregung zu verstehen und muss an die Situation der Bildungseinrichtung und der Schule angepasst werden |
2 |
-> Entwicklung des Kindes in der Neugeborenenphase und im 1. Lebensjahr (Vitalwerte, Körper, Ernährung und Ausscheidung, Bewegung, Bindung, Aktivität, ...) |
Schritt 2 und 3: insbes. Wissensaneignung, z. B. durch Text- / Videobearbeitung, Leittexte, Stationenlernen, ... |
3 |
-> Gesundheitsförderung des Neugeborenen, Vorsorgeuntersuchungen |
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4 |
-> Interaktion mit einem Neugeborenen bzw. Säugling |
Schritt 4-6.: Wissenserarbeitung und praktische Übungen / Skills-Lab |
5 |
-> Erstversorgung des Neugeborenen im Kreißsaal / Aufgaben der Pflege
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6 |
-> pflegerische Versorgung des Neugeborenen in der Wochenbettphase und des Säuglings im 1. Lebensjahr in der häuslichen Umgebung |
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Sequenz 4 - Eltern werden - Familienalltag mit einem Neugeborenen
14 Std. (davon Kommunikation: Std.)
didaktisch inhaltliche Zuordnung
Die Lernenden...
- erläutern den Begriff der Lebenskrise,
- erläutern die Theorie des Systemischen Gleichgewichts (Familienorientierte Pflege nach Friedemann/ Köhlen) und wenden die Theorie fallbezogen auf die Situation der Familien in der Phase von Schwangerschaft und Geburt an,
- wenden die Begrifflichkeiten der Salutogenese (Kontinuum, Kohärenzsinn, Resilienz) im allgemeinen Zusammenhang mit der Neugeborenenphase an,
- beschreiben mögliche Veränderungen der Tages- und Rollenstrukturen von Müttern und Vätern und leiten sich daraus ergebende, potenzielle Konflikte ab,
- erläutern die Bedeutung der Eltern-Kind-Interaktion und kennen Möglichkeiten, diese zu unterstützen und zu fördern (Ainsworth, Bowlby),
- erläutern gesetzliche Grundlagen zum Schutz von Mutter und Kind,
- erläutern sozialpolitische Maßnahmen zur Unterstützung von Familien,
- erläutern die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Elterngeld bei der Familiengründung,
- organisieren den Prozess der pflegerischen Betreuung der Wöchnerinnen nach Standard und übernehmen einzelne Aufgaben in der Durchführung (nach natürlicher Geburt sowie Entbindung durch Sectio),
- erheben regelmäßig alle gesundheitsrelevanten Daten zum Verlauf der Wochenbettphase der Mutter ("Wochenbettbesuch"),
- erläutern die Anatomie der weiblichen Brust und die Physiologie des Stillvorgangs,
- informieren sich an ausgewählten Beispielen, z. B. zum Stillen und zur Säuglingsernährung, zum historischen Wandel und den kulturellen Unterschieden in der Einstellung zu Elternschaft, Familienbeziehungen und professioneller Geburtshilfe,
- differenzieren zwischen Muttermilch und Flaschennahrung, tragen den aktuellen Wissensstand diesbezüglich zusammen,
- unterstützen Mütter unter Anleitung beim Anlegen des Kindes an die Brust,
- verständigen sich über ihre persönlichen Einstellungen/ Erfahrungen zum Berufsfeld der Geburtshilfe und zur Mutterrolle und Elternschaft,
- beschreiben und verstehen Gefühle und Gedanken von Menschen in der neuen Lebenssituation (Freude und Glücksgefühle, 'Baby Blues', ...),
- nehmen Ängste und Unsicherheiten bei Müttern und Vätern im Umgang mit dem neugeborenen Kind wahr und entwickeln Strategien, um diesen zu begegnen,
- machen sich Tabubereiche und Schamgefühle in der gynäkologischen Versorgung bewusst bzw. nutzen Räume, diese anzusprechen und Möglichkeiten, einen Umgang damit zu finden,
- wägen Vor- und Nachteile des Stillens bzw. der Ernährung mit der Flasche ab.
didaktisch methodischer Verlauf
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Die Lernenden... |
Methodik
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1 |
... ordnen, ergänzen und strukturieren diejenigen Lernziele aus Sequenz 1, die sich in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und das 1. Lebensjahr aus der Perspektive der Eltern bzw. der Familie ergeben |
Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, wiederum mit dem Ziel einer gemeinsamen zeitlichen und inhaltlichen Strukturierung des Lernprozesses in ähnlicher Form wie in Sequenz 3 |
2 |
-> Elternschaft - Veränderung der Lebenssituation durch ein Kind – Erleben von und Umgang mit Freuden und Ängsten |
Schritt 2 und 3: insbes. Wissensaneignung, z. B. durch Text- / Videobearbeitung, Leittexte, Stationenlernen, ... |
3 |
-> familien- und gesundheitspolitische Aspekte - gesetzliche Regelungen zur sozialen und wirtschaftlichen Unterstützung und zum Schutz von Familien und Kindern |
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4 |
-> Pflege und Unterstützung der Wöchnerin im Rahmen der Selbstpflege sowie beim Stillen |
Wissenserarbeitung sowie praktische Übungen/ Skills-Lab |
Sequenz 5 - Pflegeprozesse planen, Informations- und Anleitungsgespräche mit den Bezugspersonen führen
10-12 Std. (davon Kommunikation: 5 Std.)
didaktisch inhaltliche Zuordnung
Die Lernenden...
- wenden die gewonnenen fachlichen Erkenntnisse soweit erforderlich jeweils fallbezogen an,
- aktivieren ihre Kenntnisse zum klinischen Hygienehandeln, identifizieren besondere Risiken der Keimverschleppung im Kreißsaal und der Eltern-Kind-Station und wenden ihre Erkenntnisse auf die Planung und Durchführung einzelner Pflegeinterventionen an,
- nehmen fallbezogen Sichtweisen und Problemstellungen der Eltern wahr,
- führen situationsbezogen Informations-/ Anleitungsgespräche, geben sich wechselseitig Rückmeldung zur Gesprächsführung,
- nehmen ihre eigene Rolle in der triadischen Interaktion mit den Eltern wahr und verständigen sich über die Anforderungen und mögliche kontroversen Gefühle, die damit verbunden sind,
- priorisieren fallbezogen Argumente zu den Vor- und Nachteilen des Stillens gegenüber der Flaschennahrung und begründen Entscheidungshilfen gegenüber den Eltern,
- diskutieren (eine) ausgewählte Kontroverse(n) zum gesellschaftlichen Wandel in der Geburtshilfe und zu den unterschiedlichen Sichtweisen auf die Rolle der Professionellen im System.
didaktisch methodischer Verlauf
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Die Lernenden... |
Methodik
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1 |
... rezipieren als zusammenfassende Wiederholung der Unterrichte in Sequenz 2-4 einen Standardpflegeplan / Behandlungspfad für die prä-, peri- und postnatale pflegerische Versorgung von Mutter und Kind auf der Station und im Kreißsaal und klären offene Fragen hierzu |
Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch |
2 |
... überprüfen und erweitern ihre in Sequenz 1 erstellten Fallanalysen auf der Grundlage der in den Sequenz 2 bis 4 erarbeiteten Kenntnisse und Kompetenzen |
Schritt 2-3: Fortsetzung der Kleingruppenarbeit aus Sequenz 1 |
3 |
... erarbeiten fallbezogen, ob und inwiefern eine Abweichung vom Standardpflegeplan/ Behandlungspfad "Geburt" erfor-derlich sein könnte und dokumentieren eine entsprechende Pflegeplanung und weisen zentrale Informations- und Anleitungsbedarfe in der jeweiligen Familie aus |
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4 |
... ermitteln bzw. fassen zusammen, inwiefern in den von ihnen bearbeiteten Fallsituationen Unsicherheiten der Familien erkennbar sind bzw. ein Informations- und/ oder Anleitungsbedarf besteht und formulieren zentrale Ziele für ein entsprechendes Unterstützungsangebot |
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5 |
... tauschen ihre Ergebnisse mit den Lernenden aus, die den gleichen Fall bearbeiten, bestimmen Gemeinsamkeiten und Unterschiede, überarbeiten ggf. ihr Ergebnis und formulieren Fragen, die sich aus diesem Vergleich ergeben |
Zusammenführung der fallgleichen Kleingruppen |
6 |
... stellen für alle 4 Fallsituationen Kernaspekte für die jeweilige individuelle Pflegeplanung vor und klären Fragen zur Arbeit im Pflegeprozess, die sich ergeben haben |
Schritt 6 und 7: Klassengespräch |
7 |
... aktivieren ihre Kenntnisse zum Aufbau, dem Vorgehen und der Evaluation und Qualitätsbeurteilung in Informations-/ Anleitungsgesprächen, verabreden für jede Arbeitsgruppe einen Schwerpunkt für ein durchzuführendes Informations-/ Anleitungsgespräch und ein kriteriengeleitetes Bewertungsraster für die Durchführung |
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8 |
... erarbeiten für den jeweiligen Schwerpunkt ein ideal-typisches Informations-/ Anleitungsgespräch mit den Eltern |
Fortsetzung der Kleingruppenarbeit - Rollenspiel mit Videografie |
9 |
... veröffentlichen ihr Ergebnis, rezipieren und beurteilen die Ergebnisse der anderen Gruppen kriteriengeleitet |
Filmwettbewerb - die Gruppen können z. B. anhand des entwickelten Kriterienrasters eine definierte Anzahl von Punkten für die Produkte der Gruppenarbeiten vergeben, die sich nicht auf das eigenen Fallbeispiel beziehen |
10 |
... diskutieren die Ergebnisse der Gesprächserarbeitungen und die erfolgten Beurteilungen |
evtl. "Preisverleihung" - die Produkte können in eine Leistungsbeurteilung einfließen |
11 |
... verdeutlichen sich abschließend z.B. anhand von Bildern, Filmbeispielen und Zitaten von Eltern und Professionellen, die historische Entwicklung in der Geburtshilfe |
Ausstellung - stumme Diskussion |
12 |
... gleichen verschiedene Epochen mit ihren in der Lernsituation gemachten Erfahrungen für die Gegenwart der Geburtshilfe ab und reflektieren die Rolle der heutigen Pflegenden in diesem Arbeitsfeld, indem sie begründet dazu Stellung nehmen, ob sie sich zukünftig eine Tätigkeit auf einer Eltern-Kind-Station vorstellen könnten |
Kreisgespräch zur Sammlung von Meinungen und Eindrücken -> Positionierung zu vorgegebenen Standpunkten im Raum - Gedankenaustausch mit "Gleichgesinnten" und "Andersdenkenden" |
13 |
... evaluieren den Lernprozess in den verschiedenen Lernsequenzen |
ausgewählte Methode zur Unterrichtsevaluation |
Hinweise zur Unterrichts-vorbereitung
- Im Folgenden wird für die gesamte Lernsituation eine Struktur vorgeschlagen, die für den Wissens- und Kompetenzaufbau in den Lernsequenzen 2 bis 4 einer klassischen, eher fachsystematischen sowie perspektivisch ausgerichteten Struktur folgt, die von den Lernenden begleitend bzw. vor allem in Lernsequenz 1 und 5 lerngruppenöffentlich fallbezogen zur Anwendung gebracht werden soll.
- Empfohlen wird ein Klassenraum, in dem der Prozess für die Dauer der Lernsituation für die vier Familien dokumentiert werden kann - wahlweise elektronische Dokumentation mit Zugriff über Einzelgeräte und Smartboard.
- Curriculare Abstimmung ist erforderlich zu den Themenbereichen "Entwicklung des Menschen" und "Wunde, Wundheilung, Wundversorgung", z. B. mit --> Ingos Tagebuch.
- Erarbeitung der Übergaben zu den Fallsituationen (Text bzw. Tondokument) plus ggf. bereits vorliegende Dokumentationsunterlagen.
- Allgemein und zu Sequenz 1, Schritt 2: Erkundung von regional gängigen und gut zugänglichen Versorgungsformen in der Geburtshilfe - Abstimmung des Lernangebots auf die Möglichkeiten und Begrenzungen von Praxiseinsätzen, dabei ggf. Berücksichtigung des Aspekts, dass das Arbeitsfeld von einigen Lernenden "nur" im Kontext des Unterrichts an der Pflegeschule erkundet wird, und Fokussierung einer möglichst anschaulichen Vermittlung.
- Zu Sequenz 1: Ausdifferenzierung der Fallsituationen und Aufbereitung in der Form eines Übergabegesprächs, z. B. als Ton- oder Videodokument.
- Zu Sequenz 1: Vorbereitung von leeren Dokumentationsmappen bzw. von entsprechenden elektronischen Patient*innenakten für die Fallaufnahme und -begleitung.
- Zu Sequenz 1 bzw. 5: Vorbereitung von Ereignissen im Verlauf der pflegerischen Begleitung der Familien auf der Eltern-Kind-Station, die in die weiteren Fallbearbeitungen und die Dokumentation zu integrieren sind. Dabei sollten jedoch einfache, komplikationsarme Verläufe im Mittelpunkt stehen.
- Zu den Sequenzen 2 bis 4: Ideal wäre eine gemeinsame Strukturierung der jeweils für die Bearbeitung ausgewählten Inhalte durch die unterrichtenden Fachlehrer*innen, die durch erhöhte Selbstlernanteile bei der Erarbeitung von Fachkenntnissen betreuungsintensive Skillstrainings in kleineren Lerngruppen insbesondere für die Lernsequenzen 3 und 4 ermöglichen; aus diesem Grund wurde für alle drei Sequenzen ein identisches Stundenvolumen hinterlegt.
- Zu den Sequenzen 2 bis 4: Auch wenn hier Fachunterrichte eher auf die Vermittlung allgemeiner Kenntnisse und Fertigkeiten ausgerichtet sind, sollten die Unterrichtenden Problemstellungen, die sich aus den Fallsituationen ergeben, gezielt berücksichtigen und die Fragestellungen, die die Lernenden in Sequenz 1 entwickelt haben, kennen und darauf eingehen, um so eine gezielte Anwendung in Sequenz 5 zu befördern.
- Zu Sequenz 5, Schritt 7 bis 10: Die Erarbeitungen in dieser Sequenz können als Ergebnissicherung in die Leistungsbeurteilung einfließen.
- Zu Sequenz 5, Schritt 11 und 12: Die beiden Schritte führen auf einer Metaperspektive zu einem Blick auf das Arbeitsfeld in Entsprechung zu Sequenz 1, Schritt 2. Sie können vom vorhergehenden Prozess zeitlich und räumlich getrennt werden.
Voraussetzungen, Weiterführungen, Alternativen
Voraussetzungen
- Anatomie und Physiologie von Zelle und Gewebe sollten bekannt sein, können ggf. auch erst an dieser Stelle in die Ausbildung integriert werden.
- Anatomie und Physiologie der Haut und Schleimhäute sollte bekannt sein, ebenso Grundlagen zur Ernährung, Verdauung und Ausscheidung.
- Anatomie und Physiologie des Bewegungsapparates und die Grundlegungen zur pflegerischen Unterstützung von Bewegungsabläufen, ggf. verbunden mit Grundprinzipien der Bewegungsinteraktion, z. B. nach dem Modell der Kinästhetik, sollten den Lernenden vertraut sein.
- Ggf. sollten für die pflegerische Versorgung der Mütter Kenntnisse zu den Themen Wunde, Wundheilung, Wundversorgung erarbeitet sein, z. B. in Abstimmung mit –> Ingos Tagebuch/ Blog – andernfalls müssen entsprechende Aspekte in den Fallsituationen zunächst zurückgestellt werden.
- Ein Grundverständnis zum Pflegeprozess und zur Pflegedokumentation, möglichst auch Konzept der Dependenzpflege n. D. Orem, sollte vermittelt sein und hier zur Anwendung kommen, vgl. z. B. –> Herr Eppendorf hat aber auch abgebaut.
- In der Lernsituation sollten Aspekte eines familienorientierten Pflegeverständnisses etabliert werden, für das die Grundlagen im NaKomm mit –> Familie als System verstehen gelegt werden.
- Grundkenntnisse zum Anleitungs-/ Informationsgespräch sollten vorhanden sein, z. B. aus –> Menschen zum Handeln anleiten, –> Informationen geben.
- Aspekte von Leiblichkeit und kultur- und differenzsensibler Pflege, wie sie mit –> Berührung – Interaktion bei der körpernahen Versorgung bereits angesprochen wurden, werden hier gestreift und werden in späteren Lernsituationen aufgegriffen, weitergeführt und vertieft.
Weiterführungen
- Schwangerschaft und Geburt wird im NaKomm im 6. Semester mit der Lernsituation –> Eine ganz schwierige Patientin mit dem Fokus der Kommunikation und Beratung in psychischen und sozialen Problemlagen erneut aufgegriffen. Daneben sollten, nachdem in dieser Lernsituation gesunde, weitgehend unproblematische Fallsituationen im Mittelpunkt stehen, Lernangebote konzipiert werden, die exemplarisch ausgewählte gesundheitliche Problemlagen der Mutter und/ oder des ungeborenen bzw. neugeborenen Kindes thematisieren.
- Kultur- und differenzsensible Pflege wird im NaKomm z. B. in den Lernsituationen –> Streuzucker und –> Das kann ja Stunden dauern in unterschiedlichen Kontexten aufgegriffen und vertieft.
- Familienorientierte Pflege wird im NaKomm z. B. mit den Lernsituationen –> Streuzucker, –> Lucca und Paula auf der HNO bzw. –> Leon, –> Frau Feldmann, –> Ich verstehe meinen Mann nicht mehr aufgenommen.
- Aspekte der Bewegungsentwicklung und -interaktion werden in –> Einführung in die Neurologie und die therapeutische Berührung nochmals grundlegend aufgenommen und vermittelt und dann z. B. in –> Wie ein schwerer Kartoffelsack, –> Im Leben mit Demenz unterstützen mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen weitergeführt.
- Verschiedene kommunikative Interventionsformen in der edukativen Pflege werden in der Lernsituation –> Anleiten, Informieren, Schulen, Beraten grundlegend in ihren unterschiedlichen Dimensionen differenziert. Die mit dieser und weiteren Lernsituationen des ersten und zweiten Semesters angebahnten Fähigkeiten zur gezielten adressatenorientierten Informationsvermittlung werden im weiteren Ausbildungsverlauf ausgebaut, um biografieorientierte motivierende oder beteiligungsorientierte Gesprächssituationen sowie Angebote zur Mikroschulung zu gestalten und dabei in einem begrenzten Umfang auch Elemente einer ergebnisoffenen Beratung zu integrieren, z. B. in –> Henriette Schulz, –> Meine Bauchspeicheldrüse kann mich mal, –> Ich kann da gar nicht hinschauen, –> Partnerschaftliche Entscheidungsfindung (1/2) und –> Partnerschaftliche Entscheidungsfindung (2/2) sowie –> Herr Becker und Frau Gerwien.
Parallelen
- Eine Alternative des Unterrichtsaufbaus, in dem die einzelnen Fallsituationen nacheinander mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen mit der gesamten Lerngruppe erarbeitet werden, wird mit dem Unterrichtsvorschlag, der von drei Lehrerinnen des Bremer Zentrum für Pflegebildung entwickelt wurde, in einem PdF-Dokument in Anlage 1 skizziert.
Anhang
Entwicklung
- Die Grundgedanken für die Lernsituation wurden im Rahmen einer Netzwerkarbeit zum Lehrplan "Generalistische Pflegeausbildung mit beruflichem Schwerpunkt in Bayern" (ISB 2012) entwickelt, u. a. unter Mitwirkung von Maria Treitinger (Regensburg).
- Eine Weiterentwicklung erfolgte im Rahmen der Arbeit am "Nationalen Mustercurriculum für die Kommunikative Kompetenz in der Pflege" (NaKomm) und am "Bremer Curriculum" für die Ausbildung zur Pflegefachfrau/ zum Pflegefachmann, u. a. durch Mitwirkung von Judith Jans, Sabine Gransberger, Annette Tschirch, Kirsten Udke Dost.
Dokumente
Literatur
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