Auf der Eltern-Kind-Station

Lernsituation zu vier verschiedenen Fallbeispielen, ausgehend von der Übernahme der Familien aus dem Kreißsaal, im Vordergrund stehen komplikationsarme Geburten bzw. komplikationsarme Entbindungen per Kaiserschnitt

Gliederung

Der Fall

Fallbeispiel A: Ilka Schmidt mit Raffael

27 Jahre, allein­erziehend., 1. Gra­vida, 40+3 SSW,  2. post-OP-Tag nach sekundärer Sectio nach Blasensprung vor 36 Stunden.
Raffael, 3750 g, 52 cm, Apgar 8/9/10.
Mutter möchte Flaschennahrung geben, fühlt sich noch sehr schwach und benötigt Hilfe bei der Versorgung ihres Kindes –> im weiteren Verlauf: Wochenbettfieber, Lochialstau, Baby-Blues.

Fallbeispiel B: Birte und Jens Seibert mit Ben

32 Jahre, 2. Gravida, 1. Para, 39+2 SSW, Spon­tanentbindung in Peri­dual­anästhesie, Scheidenriss und Dammriss 2 Grades.
Ben, 3180 g, 51 cm, Apgar 9/10/10, hat seit heute Morgen Phototherapie.
Stillwunsch der Mutter, schmerzhafter Milch­einschuss am 3. Tag.
Herr Seibert ist seit der Geburt vor 3 Nächten im Familienzim­mer dabei. Vater und Mutter sind in der Versorgung des Kindes noch sehr unsicher.

Fallbeispiel C: Lilly Koch mit Emma

40 Jahre, 2. Gravida, 2. Para, 37+5 SSW, EPH -Gestose, Spon­tanentbindung.
Magdalena, 2880 g, 49 cm, Apgar 8/9/10.
Stillwunsch der Mutter.
Mutter ist überängstlich, hat erstes Kind durch plötzlichen Kindstod verloren, hat sich mit Fachliteratur umfas­send informiert und will alles richtig machen.

Fallbeispiel D: Elif und Berat Özkan

Elif Özkan, 19 Jahre, wurde wegen Hyperemesis gravidarum in der 9. SSW aufgenommen, die gezielte Beobachtung der Mutter sowie Infusionstherapie und Ernährungsberatung sind erforderlich.
Elif ist im 1. Ausbildungsjahr als Pflegefachfrau, ihr Mann lernt Kfz-Mechatroniker im 3. Ausbildungsjahr – beide sind nach der Eheschließung vor 4 Monaten in eine Zweizimmerwohnung gezogen, die Schwangerschaft war nicht geplant, es bestehen erhebliche Unsicherheiten zur neuen familiären, gesundheitlichen und sozialen Situation.

 

 

 

 

Situations-merkmale

Zielgruppe

  • Neugeborene / Säuglinge bis 1 Jahr
  • junge Erwachsene (19 – 29 Jahre)
  • Menschen im Erwerbsalter (30 – 69 Jahre)
  • Partnerschaft, soziale Bezugspersonen, Familien
  • andere Berufsgruppen

Setting

  • Akutklinik

Pflegeanlass

  • Schwangerschaft / Geburt (ohne/mit Risiken u. Komplikationen)

Lernsequenzen

Sequenz 1 - Die Familien kennenlernen

4-6 Std. (davon Kommunikation: - Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • informieren sich zu Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufen im Rahmen der Geburtshilfe,
  • ordnen Informationen aus einer Übernahme von Mutter und Kind aus dem Kreißsaal,
  • formulieren und ordnen Lernbedarfe,
  • tauschen sich über Erfahrungen auf dem Gebiet der Schwangerschaft und Geburt aus dem eigenen Erleben bzw. den Begegnungen im privaten Umfeld sowie Vorstellungsbilder aus.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... tragen ihre persönlichen Erfahrungen und Vorstellungen, Meinungen und Gedanken in Verbindung mit Schwangerschaft und Geburt zusammen Arbeit mit einer Bildkartei - Auswahl aus sehr unterschied-lichem Bildmaterial zum Thema, das im Plenum an einer Pinnwand bzw. in Kleingruppen auf einem Flipchartbogen zu einer Collage zusammengefügt wird (Drude, Zielke-Nadkarni 2008, 22 ff) bzw. Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
2 ... lernen das Setting "Eltern-Kind-Station" mit Kreißsaal - fiktiv bzw. orientiert an einer kooperierenden Klinik -, die dort vertretenen Professionen und bestehenden Systemstrukturen sowie Prozessabläufe kennen einführender Lehrer*invortrag, Expert*innengespräch oder Videodokumentation zu einer Klinik im Umfeld des Lernortes, so weit vorhanden, mit Bezug zu möglichen Praxiseinsätzen - im Idealfall sollten die Lernenden eine gemeinsame Vorstellung von einem realitätsnahen fiktiven Lernraum entwickeln können, der als Hintergrundfolie für diese Lernsituationen genutzt werden kann
3 ... lernen anhand einer Kurzvorstellung verschiedene Familien kennen, die aktuell auf dieser Eltern-Kind-Station sind Kurzvorstellung im Plenum
4 ... "übernehmen" eine Familie im Sinne einer Bezugspflege und hören/ lesen ein ausführliches Übergabegespräch aus dem Kreißsaal auf der Station sowie bereits vorliegende Dokumentationsunterlagen und erstellen/ ergänzen die Dokumentationsunterlagen in einem digitalen/ analogen Dokumentationssystem Schritt 4-6: Partner*innen-/ Kleingruppenarbeit, 8 Gruppen, jeweils zwei Gruppen/ Partner*innen pro Familie, so dass die Arbeitsergebnisse im weiteren Verlauf fallbezogen verglichen werden können
5 ... klären Begrifflichkeiten, analysieren die beschriebenen Fallbeispiele auf der Grundlage ihrer bisherigen Kenntnisse und Fähigkeiten, formulieren ergänzende Fragen zu den Familien und sammeln erste Aspekte, die für eine Pflegeprozessplanung beachtet werden müssen
6 ... leiten auf der Grundlage ihrer Fallanalysen Fragen und Lernbedarfe zu diesem Arbeitsfeld ab, unterscheiden dabei persönliche, allgemeine und fallbezogene Fragestellungen Kartenabfragen - Zusammenführung im Plenum
7 ... kennen die Struktur der Lernsituation, ordnen ihre Lerner-wartungen entsprechend zu und kennen die Anforderungen -> für die abschließenden Fallbearbeitungen in Sequenz 5 Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch im Plenum, z. B. mit Hilfe einer Wandzeitung oder eines advanced Organizers - Ausblick auf die Arbeitsaufträge in Sequenz 5

Sequenz 2 - Gesundheitswissenschaftliche Grundlagen zur Schwangerschaft und Geburt

14 Std. (davon Kommunikation: - Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erklären und beschreiben die Anatomie/ Physiologie des männlichen/ weiblichen Urogenitalsystems (Genitalorgane und Blase),
  • aktivieren ihre Kenntnisse zur Anatomie/ Physiologie der Zelle, erweitern sie um die Prozesse der Mitose und Meiose und wenden diese auf In-vivo- und In-vitro-Fertilization an,
  • erklären die Biologie der embryonalen und fetalen Entwicklung,
  • erklären die physiologischen Veränderungen des weiblichen Körpers im Verlauf der Schwangerschaft sowie während und nach der Geburt,
  • erläutern gesundheitsbezogene Fragestellungen während der Schwangerschaft und kennen häufige Komplikationen, z. B. Hyperemesis,
  • erläutern und unterscheiden diagnostisch-präventive Maßnahmen der Geburtshilfe während des Schwangerschafts- und Geburtsverlaufs und übernehmen die Aufgaben der Pflege,
  • erläutern mit Hilfe der erarbeiteten Kenntnisse die in den jeweiligen Fallbeispielen beschriebenen Vorgänge und Komplikationen,
  • erläutern das Modell der Salutogenese und wenden es auf die in den Fallbeispielen beschriebenen, unterschiedlichen Schwangerschafts- und Geburtsverläufe sowie eine erste Lebensphase des Neugeborenen bzw. eine erste Familienphase mit dem Neugeborenen an,
  • verstehen die in den Fallbeispielen gegebenen Familiensituationen und entwickeln aus diesen Perspektiven heraus Fragen an die Geburtshilfe, Pflege- und Gesundheitswissenschaft.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... sammeln/ assoziieren eigene Vorstellungen zu den Begriffen Gesundheit und Krankheit, beziehen diese Assoziationen vergleichend auf ihr Berufsbild und auf die Situation von Schwangerschaft und Geburt Brainstorming als Annäherung an die Themen der Lernsequenz
2 ... vergegenwärtigen sich die in Sequenz 1, Schritt 6 und 7, gesammelten und dieser Sequenz zugeordneten Lernziele, ergänzen diese ggf. und entwickeln eine Struktur für den daraus abzuleitenden Wissensaufbau Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, aus dem das weitere Vorgehen für die Struktur und Form der Wissenserarbei-tung, der Grad der Arbeitsteilung sowie der Selbsterarbei-tung abgeleitet und verabredet wird; der mit den folgenden Schritten vorgeschlagene Aufbau ist als Anregung zu verstehen, es sollte gezielt auf verschiedene Formen der Wissenserarbeitung zurückgegriffen und Lernprozesse in der Metareflexion jeweils mitreflektiert werden (Wissens-kurztest um Vorwissen zu aktivieren, Lehrer*inkurzvortrag + Mitschrift, Arbeitsblätter Leittexte, 3D-Modelle, Lehrvideos, elektronische Lernmaterialien, Fachliteratur, Formen der Wissensrecherche, Wissenstest zur Wiederholung, Überprüfung und Absicherung, ... ) - letztlich sollte die Wissenserarbeitung in den Schritten 9 bis 12 und in Lernsequenz 7 in eine fallbezogene Anwendung münden
3 … aktivieren und erweitern ihre Kenntnisse zur Anatomie / Physiologie der Zelle und wenden sie auf die In-vitro- sowie In-vivo-Fertilisation an
4 … erklären und beschreiben die Anatomie/ Physiologie des männlichen/ weiblichen Urogenitalsystems (Genitalorgane und Blase)
5 ... lernen das Gesundheitsverständnis und damit das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum und das Konstrukt des Kohärenzgefühls sowie der generalisierten Widerstands-ressourcen im Modell der Salutogenese in Abgrenzung zum Begriff der Pathogenese kennen und suchen erste Beispiele aus ihrem (Pflege-)Alltag
6 … erklären den Verlauf einer physiologischen Schwanger-schaft und Geburt, erläutern Aspekte zur Gesundheits-förderung für Mutter und Kind in dieser Lebensphase
7 ... erarbeiten sich die embryonale und fetale Entwicklung
8 … erläutern und unterscheiden diagnostisch-präventive Maßnahmen der Geburtshilfe während des Schwangerschafts- und Geburtsverlaufs und übernehmen die Aufgaben der Pflege
9 ... aktivieren ihre Kenntnisse zu Infektionsrisiken und Hygienehandeln und erweitern diese hinsichtlich Kreißsaal- und Wochenbettpflege
10 … wenden die erarbeiteten Kenntnisse auf ihr jeweiliges Fallbeispiel an und erläutern die beschriebene Situation bzw. die sich ergebenden Komplikationen
11 … wenden das Modell der Salutogenese und seine einzelnen Elemente auf die in den Fallbeispielen beschriebenen unter-schiedlichen Schwangerschafts- und Geburtsverläufe bzw. die erste Lebensphase der Neugeborenen/ die erste Familienphase mit dem Neugeborenen an und entwickeln damit konkrete Ansatzpunkte für eine gesundheitsförder-liche Begleitung der Familien
12 ... diskutieren in einer Fallbesprechung im "Gesamtteam" die in dieser Lernsequenz zusammengetragenen Ergebnisse Fallvorstellung und Vorstellungen der fachbezogenen Erkenntnisse und Überlegungen der einzelnen "Bezugspflegeteams" mit anschließender Diskussion der Ergebnisse im Gesamtteam, Lehrer*in übernimmt Moderation
13 ... erfahren eine Rückmeldung zu ihrem Erarbeitungsprozess themengleiche Arbeitsgruppen vergleichen ihre Ergebnisse - Lehrer*in gibt den einzelnen Gruppen und dem Gesamtteam eine Rückmeldung zum Arbeitsprozess und den vorgestellten Ergebnissen (mündlich oder schriftlich) - evtl. mit Anregungen für den weiteren Erarbeitungsprozess

Sequenz 3 - Für ein Kind in der ersten Lebensphase sorgen - Interaktion gestalten und Entwicklung begleiten

14 Std. (davon Kommunikation: 4 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erläutern Phasen der Entwicklung eines Kindes und seiner Bedürfnisse prä-/ peri-/ postnatal und im 1. Lebensjahr,
  • beschreiben einen typischen Verlauf der Neugeborenenperiode,
  • beobachten Kinder hinsichtlich der wichtigsten Entwicklungsschritte (kognitiv, motorisch, körperlich, geistig) im 1. Lebensjahr,
  • erläutern die Bedeutung von Bindung/ Bonding,
  • wenden die Begrifflichkeiten der Salutogenese (Kontinuum, Kohärenzsinn, Resilienz) im allgemeinen Zusammenhang mit der Neugeborenenphase an,
  • erläutern den Nährstoffbedarf von Säuglingen und Kindern im 1. Lebensjahr im Vergleich mit dem von älteren Kindern, Erwachsenen und alten Menschen,
  • erklären den Apgar-Score bei NG und das Neugeborenen-Screening im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen,
  • erläutern typische Anpassungsstörungen eines Neugeborenen und den Einsatz der Phototherapie,
  • assistieren im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen und erläutern das Ziel der jeweiligen Untersuchung bzw. der einzelnen Untersuchungsschritte und Maßnahmen,
  • beschreiben das Schlafbedürfnis von Neugeborenen und Säuglingen und gestalten die Schlafumgebung,
  • nennen Risikofaktoren des plötzlichen Kindstodes, erläutern präventive Maßnahmen,
  • nennen und erklären verschiedene nonverbale, paralinguistische und leibliche Äußerungsformen des Säuglings,
  • nennen und erklären Prinzipien der Interaktion mit dem Säugling (Infant Handling),
  • wenden z. B. kinästhetische Prinzipien beim Aufnehmen, Ablegen, An- und Auskleiden eines Säuglings und beim Windelwechseln an,
  • erläutern den Prozess der Erstversorgung des Neugeborenen im Kreißsaal und übernehmen die Aufgaben der Pflege,
  • erheben regelmäßig alle gesundheitsrelevanten Daten zum Verlauf der Wochenbettphase des Kindes ("Wochenbettbesuch"),
  • übernehmen pflegerische Aufgaben im Rahmen der Überwachung und Versorgung von Neugeborenen,
  • übernehmen die pflegerische Versorgung des Neugeborenen im Wärmebett und erläutern gegenüber den Bezugspersonen die Einsatzmöglichkeiten und den Umgang mit einem Wärmebett,
  • führen eine kapillare Blutentnahme beim Neugeborenen durch, erläutern und begründen ihr Handeln,
  • deuten die verschiedenen nonverbalen, paralinguistischen und leiblichen Zeichen des Säuglings im Ausdruck und im Beziehungsaufbau und stellen ihre Interaktion darauf ein,
  • machen sich eigene Ängste im Umgang, im Handling und der pflegerischen Versorgung mit einem neugeborenen Kind bewusst, verständigen sich über mögliche Ursachen und Möglichkeiten, solchen Ängsten zu begegnen,
  • wägen Vor- und Nachteile des Stillens bzw. der Ernährung mit der Flasche für die Entwicklung des Kindes ab.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... ordnen, ergänzen und strukturieren diejenigen Lernziele aus Sequenz 1, die sich auf die Situation des Neugeborenen und seine pflegerische Versorgung sowie auf die zu erwartenden Entwicklungsschritte im Verlauf des 1. Lebensjahres beziehen Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch mit dem Ziel einer ge-meinsamen zeitlichen und inhaltlichen Strukturierung des Lernprozesses mit Unterscheidung zwischen Phasen der selbstgesteuerten Erarbeitung von (handlungsbegründen-den) Kenntnissen, Skills-Training in kleinen Lerngruppen und der Zusammenführung und Diskussion von Ergebnissen; der folgende Strukturvorschlag ist als Anregung zu verstehen und muss an die Situation der Bildungseinrichtung und der Schule angepasst werden
2 -> Entwicklung des Kindes in der Neugeborenenphase und im 1. Lebensjahr (Vitalwerte, Körper, Ernährung und Ausscheidung, Bewegung, Bindung, Aktivität, ...) Schritt 2 und 3: insbes. Wissensaneignung, z. B. durch Text- / Videobearbeitung, Leittexte, Stationenlernen, ...
3 -> Gesundheitsförderung des Neugeborenen, Vorsorgeuntersuchungen
4 -> Interaktion mit einem Neugeborenen bzw. Säugling Schritt 4-6.: Wissenserarbeitung und praktische Übungen / Skills-Lab
5 -> Erstversorgung des Neugeborenen im Kreißsaal / Aufgaben der Pflege
6 -> pflegerische Versorgung des Neugeborenen in der Wochenbettphase und des Säuglings im 1. Lebensjahr in der häuslichen Umgebung

Sequenz 4 - Eltern werden - Familienalltag mit einem Neugeborenen

14 Std. (davon Kommunikation: Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • erläutern den Begriff der Lebenskrise,
  • erläutern die Theorie des Systemischen Gleichgewichts (Familienorientierte Pflege nach Friedemann/ Köhlen) und wenden die Theorie fallbezogen auf die Situation der Familien in der Phase von Schwangerschaft und Geburt an,
  • wenden die Begrifflichkeiten der Salutogenese (Kontinuum, Kohärenzsinn, Resilienz) im allgemeinen Zusammenhang mit der Neugeborenenphase an,
  • beschreiben mögliche Veränderungen der Tages- und Rollenstrukturen von Müttern und Vätern und leiten sich daraus ergebende, potenzielle Konflikte ab,
  • erläutern die Bedeutung der Eltern-Kind-Interaktion und kennen Möglichkeiten, diese zu unterstützen und zu fördern (Ainsworth, Bowlby),
  • erläutern gesetzliche Grundlagen zum Schutz von Mutter und Kind,
  • erläutern sozialpolitische Maßnahmen zur Unterstützung von Familien,
  • erläutern die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Elterngeld bei der Familiengründung,
  • organisieren den Prozess der pflegerischen Betreuung der Wöchnerinnen nach Standard und übernehmen einzelne Aufgaben in der Durchführung (nach natürlicher Geburt sowie Entbindung durch Sectio),
  • erheben regelmäßig alle gesundheitsrelevanten Daten zum Verlauf der Wochenbettphase der Mutter ("Wochenbettbesuch"),
  • erläutern die Anatomie der weiblichen Brust und die Physiologie des Stillvorgangs,
  • informieren sich an ausgewählten Beispielen, z. B. zum Stillen und zur Säuglingsernährung, zum historischen Wandel und den kulturellen Unterschieden in der Einstellung zu Elternschaft, Familienbeziehungen und professioneller Geburtshilfe,
  • differenzieren zwischen Muttermilch und Flaschennahrung, tragen den aktuellen Wissensstand diesbezüglich zusammen,
  • unterstützen Mütter unter Anleitung beim Anlegen des Kindes an die Brust,
  • verständigen sich über ihre persönlichen Einstellungen/ Erfahrungen zum Berufsfeld der Geburtshilfe und zur Mutterrolle und Elternschaft,
  • beschreiben und verstehen Gefühle und Gedanken von Menschen in der neuen Lebenssituation (Freude und Glücksgefühle, 'Baby Blues', ...),
  • nehmen Ängste und Unsicherheiten bei Müttern und Vätern im Umgang mit dem neugeborenen Kind wahr und entwickeln Strategien, um diesen zu begegnen,
  • machen sich Tabubereiche und Schamgefühle in der gynäkologischen Versorgung bewusst bzw. nutzen Räume, diese anzusprechen und Möglichkeiten, einen Umgang damit zu finden,
  • wägen Vor- und Nachteile des Stillens bzw. der Ernährung mit der Flasche ab.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... ordnen, ergänzen und strukturieren diejenigen Lernziele aus Sequenz 1, die sich in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und das 1. Lebensjahr aus der Perspektive der Eltern bzw. der Familie ergeben Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch, wiederum mit dem Ziel einer gemeinsamen zeitlichen und inhaltlichen Strukturierung des Lernprozesses in ähnlicher Form wie in Sequenz 3
2 -> Elternschaft - Veränderung der Lebenssituation durch ein Kind – Erleben von und Umgang mit Freuden und Ängsten Schritt 2 und 3: insbes. Wissensaneignung, z. B. durch Text- / Videobearbeitung, Leittexte, Stationenlernen, ...
3 -> familien- und gesundheitspolitische Aspekte - gesetzliche Regelungen zur sozialen und wirtschaftlichen Unterstützung und zum Schutz von Familien und Kindern
4 -> Pflege und Unterstützung der Wöchnerin im Rahmen der Selbstpflege sowie beim Stillen Wissenserarbeitung sowie praktische Übungen/ Skills-Lab

Sequenz 5 - Pflegeprozesse planen, Informations- und Anleitungsgespräche mit den Bezugspersonen führen

10-12 Std. (davon Kommunikation: 5 Std.)

didaktisch inhaltliche Zuordnung

Die Lernenden...

  • wenden die gewonnenen fachlichen Erkenntnisse soweit erforderlich jeweils fallbezogen an,
  • aktivieren ihre Kenntnisse zum klinischen Hygienehandeln, identifizieren besondere Risiken der Keimverschleppung im Kreißsaal und der Eltern-Kind-Station und wenden ihre Erkenntnisse auf die Planung und Durchführung einzelner Pflegeinterventionen an,
  • nehmen fallbezogen Sichtweisen und Problemstellungen der Eltern wahr,
  • führen situationsbezogen Informations-/ Anleitungsgespräche, geben sich wechselseitig Rückmeldung zur Gesprächsführung,
  • nehmen ihre eigene Rolle in der triadischen Interaktion mit den Eltern wahr und verständigen sich über die Anforderungen und mögliche kontroversen Gefühle, die damit verbunden sind,
  • priorisieren fallbezogen Argumente zu den Vor- und Nachteilen des Stillens gegenüber der Flaschennahrung und begründen Entscheidungshilfen gegenüber den Eltern,
  • diskutieren (eine) ausgewählte Kontroverse(n) zum gesellschaftlichen Wandel in der Geburtshilfe und zu den unterschiedlichen Sichtweisen auf die Rolle der Professionellen im System.

didaktisch methodischer Verlauf

Die Lernenden... Methodik
1 ... rezipieren als zusammenfassende Wiederholung der Unterrichte in Sequenz 2-4 einen Standardpflegeplan / Behandlungspfad für die prä-, peri- und postnatale pflegerische Versorgung von Mutter und Kind auf der Station und im Kreißsaal und klären offene Fragen hierzu Lehrer*in-Schüler*innen-Gespräch
2 ... überprüfen und erweitern ihre in Sequenz 1 erstellten Fallanalysen auf der Grundlage der in den Sequenz 2 bis 4 erarbeiteten Kenntnisse und Kompetenzen Schritt 2-3: Fortsetzung der Kleingruppenarbeit aus Sequenz 1
3 ... erarbeiten fallbezogen, ob und inwiefern eine Abweichung vom Standardpflegeplan/ Behandlungspfad "Geburt" erfor-derlich sein könnte und dokumentieren eine entsprechende Pflegeplanung und weisen zentrale Informations- und Anleitungsbedarfe in der jeweiligen Familie aus
4 ... ermitteln bzw. fassen zusammen, inwiefern in den von ihnen bearbeiteten Fallsituationen Unsicherheiten der Familien erkennbar sind bzw. ein Informations- und/ oder Anleitungsbedarf besteht und formulieren zentrale Ziele für ein entsprechendes Unterstützungsangebot
5 ... tauschen ihre Ergebnisse mit den Lernenden aus, die den gleichen Fall bearbeiten, bestimmen Gemeinsamkeiten und Unterschiede, überarbeiten ggf. ihr Ergebnis und formulieren Fragen, die sich aus diesem Vergleich ergeben Zusammenführung der fallgleichen Kleingruppen
6 ... stellen für alle 4 Fallsituationen Kernaspekte für die jeweilige individuelle Pflegeplanung vor und klären Fragen zur Arbeit im Pflegeprozess, die sich ergeben haben Schritt 6 und 7: Klassengespräch
7 ... aktivieren ihre Kenntnisse zum Aufbau, dem Vorgehen und der Evaluation und Qualitätsbeurteilung in Informations-/ Anleitungsgesprächen, verabreden für jede Arbeitsgruppe einen Schwerpunkt für ein durchzuführendes Informations-/ Anleitungsgespräch und ein kriteriengeleitetes Bewertungsraster für die Durchführung
8 ... erarbeiten für den jeweiligen Schwerpunkt ein ideal-typisches Informations-/ Anleitungsgespräch mit den Eltern Fortsetzung der Kleingruppenarbeit - Rollenspiel mit Videografie
9 ... veröffentlichen ihr Ergebnis, rezipieren und beurteilen die Ergebnisse der anderen Gruppen kriteriengeleitet Filmwettbewerb - die Gruppen können z. B. anhand des entwickelten Kriterienrasters eine definierte Anzahl von Punkten für die Produkte der Gruppenarbeiten vergeben, die sich nicht auf das eigenen Fallbeispiel beziehen
10 ... diskutieren die Ergebnisse der Gesprächserarbeitungen und die erfolgten Beurteilungen evtl. "Preisverleihung" - die Produkte können in eine Leistungsbeurteilung einfließen
11 ... verdeutlichen sich abschließend z.B. anhand von Bildern, Filmbeispielen und Zitaten von Eltern und Professionellen, die historische Entwicklung in der Geburtshilfe Ausstellung - stumme Diskussion
12 ... gleichen verschiedene Epochen mit ihren in der Lernsituation gemachten Erfahrungen für die Gegenwart der Geburtshilfe ab und reflektieren die Rolle der heutigen Pflegenden in diesem Arbeitsfeld, indem sie begründet dazu Stellung nehmen, ob sie sich zukünftig eine Tätigkeit auf einer Eltern-Kind-Station vorstellen könnten Kreisgespräch zur Sammlung von Meinungen und Eindrücken -> Positionierung zu vorgegebenen Standpunkten im Raum - Gedankenaustausch mit "Gleichgesinnten" und "Andersdenkenden"
13 ... evaluieren den Lernprozess in den verschiedenen Lernsequenzen ausgewählte Methode zur Unterrichtsevaluation

Hinweise zur Unterrichts-vorbereitung

Voraussetzungen, Weiterführungen, Alternativen

Voraussetzungen


Weiterführungen


Parallelen

Anhang

Entwicklung


Dokumente

Literatur

cc 0